An manchen Orten eine Delikatesse, in Berlin auf Wanderschaft – Rote Sumpfkrebse pilgern aktuell durch die Hauptstadt. Dieses ungewöhnliche Vorkommen sorgt für Aufsehen.

Berlin - Bis zu 15 Zentimeter große rote Krebse erregen derzeit die Aufmerksamkeit von Passanten im und nahe dem Berliner Tiergarten. „Wir bekommen derzeit fast täglich Anrufe, dass die wandernden Tiere gesichtet wurden“, sagte Ulrike Kielhorn, Naturschutzreferentin beim Nabu Berlin am Donnerstag. Es handle sich um Rote Amerikanische Sumpfkrebse (Procambarus clarkii). Die Krebse haben kleine Dornen an den Scheren und gelten wie zum Beispiel Waschbären als invasive Art.

 

Ein Vorkommen dieser aus Nordamerika stammenden Krebse in Deutschland ist länger bekannt. Bereits 2014 tauchten sie etwa im Rebstockbad in Frankfurt/Main auf. Mitarbeiter hatten mehrere Exemplare nach einem starken Gewitter auf dem Gelände und im Wasser des Freibads entdeckt.

Verregneter Sommer Ursache für Exoten-Wanderung

Einige Bestände gehen auf Aussetzungen zurück, etwa wenn Aquarienbesitzer das Interesse verloren haben. „Dieses Jahr haben wir es aber zum ersten Mal, dass sie sich massiv raus begeben“, sagte Nabu-Expertin Ulrike Kielhorn. Vermutlich wollten die Krebse neue Gewässer besiedeln. Aktuell seien die Krebse aber auch wegen der hohen Wasserpegel nach dem regenreichen Sommer unterwegs und würden daher entdeckt, vermutet der Berliner Wildtier-Experte Derk Ehlert. Die Krebse leben in selbstgebuddelten Röhren im Böschungsbereich: „Wenn das Wasser steigt, verlassen sie das sinkende Schiff.“

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs steht auf einer Liste invasiver gebietsfremder Arten der EU-Kommission. Diese Arten sollen möglichst aus Europa ferngehalten werden, weil sie heimische Arten verdrängen. Die Krebse können laut Nabu als Träger einer Pilzerkrankung eine Gefahr für europäische Flusskrebsarten darstellen. Sie seien zwar gegen die Krebspest immun, könnten die Infektion aber weitertragen.

Aus Sicht der Naturschützer müssten die Exoten daher am Tiergarten eingesammelt werden - das gelte aber als Wilderei. Um sammelnd einzugreifen, sei es zu spät, schätzt dagegen Ehlert. „Es sind schon zu viele.“