Zwischen zwei malerischen Neckarkanälen liegt in Esslingen L’Osteria. Das italienische Restaurant punktet mit seinem traumhaften Ambiente – weniger jedoch mit seiner Küche. Die ist eher auf Durchlauf eingestellt. Kein Wunder.

Esslingen - Nach fast 15 Jahren Leerstand ist die Alte Zimmerei im Herzen Esslingens aus dem Dornröschenschlaf erwacht und zu einer echten Schönheit geworden. Im Erdgeschoss des Fachwerkhauses am Kesselwasen hat im April das italienische Restaurant L’Osteria eröffnet. Dahinter stecken Friedemann Findeis und Klaus Rader und damit die Großen der Systemgastronomie – die beiden gehören zu den Vapiano-Gründern. Entsprechend viel Geld, rund 1,4 Millionen Euro, floss in den Ausbau der mittlerweile 30. Filiale der 1999 gegründeten Kette.

 

Lockere, moderne Behaglichkeit

Die gläserne Küche, die Fliesen, die stattliche Bar, die alten Stühle, die Holztische, die Designerlampen, ja selbst die Peperoncinibüschel als Deko: schöner kann man ein italienisches Lokal nicht einrichten. Der Mix aus Alt und Neu geht auf, so definiert sich eine lockere, moderne Behaglichkeit. Und erst die Außenplätze auf der kleinen Halbinsel, an der links und rechts Neckarkanäle verlaufen . . . Nettes Detail: auf den Toiletten klingt aus den Boxen der Italienisch-Sprachkurs „im Restaurant“.

So könnten wir in bester Hochsprache beim freundlichen, aber etwas orientierungslos wirkenden Kellner bestellen. Die Karte ist, das ist dem System geschuldet, übersichtlich. Antipasti, Pizza, Pasta, basta.

Fad, lieblos, trocken

Das Brot der Bruschetta zum Start ist so blass wie die Tomaten darauf – und das im Hochsommer. Mit Olivenöl wurde gegeizt, das Ergebnis schmeckt einfach fad (3 Euro die kleine Portion). Das Gleiche gilt für den Insalata di manzo: Die bunten Salatblätter sind lieblos angerichtet, die gerade noch lauwarmen Rinderfiletstreifen trocken, die Mangostücke im Gegenzug wässrig, das Orangen-Ingwer-Dressing geht komplett unter. Von „pikant“, wie angekündigt, keine Spur (10,50 Euro). Dafür ist das Risotto von der Wochenkarte mit Salsiccia und Steinpilzen ohne Vorwarnung superscharf (10 Euro). Die Spaghetti al ragu gehen in Ordnung, auch wenn die Fleischsoße tomatenlastig ist (6,30 Euro, kleine Portion).

Eindruck macht allein die Pizza Canarino, belegt mit Schinken, Salami, Sardellen und Egerlingen. In der Osteria nennt man die Champignons beim österreichischen Namen. Das hat Charme, aber noch besser gefallen uns der superdünne Boden und der krosse Rand (10 Euro).

Der offene Wein wird wie in Italien, als Glas, halber Liter oder Liter angeboten – eine nette Idee. Der Lugana erweist sich als kraftloser Vertreter, der Chardonnay dagegen ist ein süffiger Sommerwein (beide 8,75 Euro der halbe Liter). Wir nippen noch mal, genießen die Sonne, winken dem Kanufahrer zu und lassen uns den Rest der Pizza in eine hübsche Papiertüte packen.

Optisch ist die Osteria der große Wurf. Bei 190 Sitzplätzen innen und 160 auf den beiden Terrassen muss die Küche auf Durchlauf ausgerichtet sein. Angesichts des Ambiente sind die Preise fair kalkuliert. Aber wir wünschten uns eine echte „mamma“, die mit Liebe am Herd steht.

L’Osteria Kesselwasen 11, 73728 Esslingen, Telefon 07 11/13 63 43 10. Geöffnet Montag bis Samstag 11 bis 24, Sonntag 12 bis 24 Uhr.

Die Bewertung:

Küche **

Service ***

Ambiente *****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.