Erst mal kein Kicker mehr im La Concha. Die Obrigkeit entlarvt den Tischkicker als rechtswidrig – mit mehr als zehn Jahren Verzögerung.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Stuttgart - Hier wurde getäuscht und getrickst. Der Ball tackerte und klackerte und flitzte unter manchem Fluch hindurch. 22 Mann rangen um Tore und Ehre, in klassischer Offensivformation, kein Libero, nix Viererkette. Sie kümmerten sich einen Kehricht um die Klosteinwolken, die über ihr Spielfeld waberten. Die Jugend, zwar nicht  körperlich gefordert, aber sportlich immerhin im Geiste, war hier weg von der Straße, wie es gewünscht wird in Runden, in denen nicht mit, aber von Jugend gesprochen wird.

 

All dies ist zwar nicht vergessen, aber vorbei. Die 22 Mann liegen so leblos in einer Kiste, wie sie immer schon waren, wenn keine fremde Kraft sie bewegte. Ihr Spielfeld harrt still ihrer Rückkehr, denn der Tischkicker neben den Toilettentüren des La Concha am Wilhelmsplatz war ein Gesetzloser. Eine Kontrolle der Kneipe ergab, dass der Feuerlöscher fälschlicherweise nicht hinter der Theke, sondern in einer Abstellkammer stand, außerdem, dass ein Mülleimer aus Plastik gegen einen aus Metall ersetzt werden musste, ebenfalls der Brandgefahr wegen. Kleinigkeiten – aber: der Tischkicker.

Die 22 Mann wurden festgesetzt

Der Tischkicker war ein Indiz, dass der Wirt, Armagan Gürak, den selbstverständlich jeder Arman nennt, rechtswidrig seine Kneipe vergrößert hatte. Das Indiz erhärtete sich zum Beweis. So wurden die 22 Mann zwar nicht verhaftet, aber festgesetzt.

Ihre amtlich verordnete Leblosigkeit begann mit einem Irrtum. Die Kontrolleure kamen mit veralteten Plänen in seine Kneipe und stellten fest, dass der Schankraum schon ohne den Platz für den Tischkicker doppelt so groß ist, wie er der Papierform nach sein dürfte. So erzählt es Arman. Wo Urinale eingezeichnet waren, im hinteren Teil des Concha, rauchten Gäste. Der Verdacht des illegalen Umbaus kam auf. 

Kein Bier beim Kickern

In der Tat ist das Concha umgebaut worden. Stammgäste werden sich erinnern. Der Umbau ist 13 Jahre her. Oder 14? Arman weiß es selbst nicht mehr genau. Damals wurden die Toiletten in den ersten Stock verlegt, genehmigt, gestempelt und amtlich abgenommen, wie Arman versichert, und seit damals steht in dem Erker rechts der Treppe der Tischkicker.

Der Kicker selbst ist nicht das Problem. Es ist der Platz, auf dem er steht. Der Platz darf dort sein, wo er eben ist. Der Tischkicker darf dort stehen, wo er noch immer steht. Aber möglicherweise wird, wer an ihm spielt, sich unten an der Bar ein Bier holen und es oben zwischen zwei Spielen trinken. So war es, um bei der Wahrheit zu bleiben, tatsächlich. Genau das darf nicht sein, denn dazu müsste der Platz des Tischkickers Schankraum sein. Das ist er nicht.

Kein Schankraum im ersten Stock

Arman hat sich bemüht um die Wiederbelebung seiner 22 Mann. Er hat Akten aufs Amt getragen. Er hat erklärt, dass der Platz für den Tischkicker nicht verschwindet, selbst wenn er den ganzen Kicker abbaut, nicht nur die Figuren. Er hat vorgeschlagen, die paar Quadratmeter nachträglich zum Schankraum zu erklären. Gleich welche Gebühren dafür würde er zahlen.

Er bekam die Auskunft, Schankräume im ersten Stock würden grundsätzlich nicht genehmigt. Das müssten die Betreiber der Kneipe "Erster Stock" interessieren, die ihrem Namen gemäß in einer ehemaligen Wohnung im ersten Stock Bier ausschenken, vom Concha kaum weiter entfernt, als ein passabler Fußballer einen Ball treten kann. Arman hat den Dehoga um Hilfe gebeten, den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Der hat einen Brief geschrieben im Sinne der Freunde des Tischfußballs. Auf die Antwort, sagt Arman, wartet er noch „schon seit dreieinhalb Monaten“.