Kein Spaß: Ein Passant erhält einen Platzverweis, weil er laut über Beamte auf dem Spielplatz lacht. Der Anlass der Heiterkeit ist ein im Sandkasten festgefahrener Streifenwagen.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Man kann es drehen und wenden wie man will: Wo die Polizei auftaucht, ist es meist nicht besonders lustig. Das ist ein kleines Imageproblem, mit dem die Freunde und Helfer aber grundsätzlich keine Not haben, ein Berufsrisiko, sozusagen. Denn wenn überall Friede, Freude, Eierkuchen herrschte, wäre das Einschreiten der Ordnungshüter zwar a) deutlich lustiger, aber b) auch unnötig.

 

Ausnahmen bestätigen auch im vorliegenden Falle ausschließlich die Regel. So geschehen am zurückliegenden Wochenende. Der Stuttgarter Michael Pohl (Name von der Redaktion geändert) schildert ein Treffen mit der Polizei im Park, und es gab viel zu lachen – fand er. Die Polizei fand das aber gar nicht komisch und schritt mit der ihr adäquat erscheinenden Konsequenz ein, berichtet der fröhliche Zeitgenosse. Zur Einordnung des unterschiedlichen Humorverständnisses ist es wichtig zu erwähnen, dass es ein Missgeschick einer Streifenwagenbesatzung im Park war, dass die Heiterkeit des Michael Pohl hervorrief.

Da steht ein Polizeiauto mit Blaulicht und ohne Besatzung im Sand

Aber der Reihe nach. Michael Pohl erzählt, dass er beim großen Spielplatz im Schlossgarten ein verlassenes Polizeiauto gesehen habe. Nicht nur er, auch eine Polizeistreife, hätte das bemerkt. Bis hierhin ist das natürlich nicht lustig, sondern eher rätselhaft. Denn das Blaulicht lief, der Wagen war in den Sand gesetzt, beschreibt der Stuttgarter weiter. . Beim Versuch, den Wagen wegzufahren, habe ein Polizist den Rückwärtsgang eingelegt – und das Auto nur noch tiefer im Sand versenkt. Zusammen mit dem vergleichsweise geringen Missgeschick einer Polizistin, die zuvor die Sirene im Auto angeschaltet hatte, fand der Spaziergänger das Schauspiel seltsam, aber sehr lustig. „In dieser Situation bekam ich einen Lachanfall. Wobei, das gebe ich zu, der Lachanfall sehr laut war“, beschreibt der 67-Jährige. Er räumt ein, einen gehässigen Unterton gehabt zu haben, „aber nur einen sehr leichten“.

Der Humorverlust seitens der Beamten äußerte sich im gezielten Einschreiten gegen den Lacher. „Wegen zu lauten Lachens spreche ich Ihnen einen Platzverweis aus“, sagte einer der Beamten zum belustigten Passanten. Der wollte den noch schriftlich haben – was es nicht gibt, denn Platzverweise sind mündliche Verwarnungen. Der Mann trollte sich und überließ die Polizei im Sandkasten ihrem Schicksal.

Das Missgeschick ist bei den Kollegen nicht aktenkundig geworden.

Der Rest der Geschichte verlief übrigens auch im Sande. Denn über den Vorgang gibt es bei der Polizei keinerlei Bericht. Zum einen ist das völlig korrekt. Ein ausgesprochener Platzverweis bedürfe keiner Schriftform, erläutert ein Polizeisprecher. Nur wer ihn nicht befolge, begehe eine Ordnungswidrigkeit, die Anzeige dazu setzt es dann schriftlich. Versandet ist bei der Polizei auch die Geschichte vom (kurzzeitig) verlassenen und im Spielplatz versenkten Polizeiauto. „Dazu haben wir keinen Eintrag“, heißt es im Präsidium. Der Theorie, die Kollegen wüssten warum, nämlich um sich den Spott in den eigenen Reihen zu ersparen, kommentiert man dort nicht – lacht aber herzlich darüber.