Drei Jahre lang ist der Laden in der Friedensstraße in
Unterweissach leer gestanden nun kehrt neues Leben ein: Das „Bazärle“ soll eine Anlauf- und Arbeitstelle für Asylbewerber werden. Dort arbeiten deutsch-ausländische Teams ehrenamtlich zusammen.

Weissach im Tal - Viel Erfolg, was immer ihr auch ausheckt“, ruft die ältere Frau von der gegenüberliegenden Straßenseite Tina Unold, Silke Müller-Zimmermann und Marion Aumüller zu. Die Drei haben es sich gemeinsam mit dem Weissacher Bürgermeister Ian Schölzel auf Getränkekisten und Hockern vor einem leer stehenden Laden in der Unterweissacher Friedensstraße bequem gemacht.

 

Die Passantin liegt mit ihrer Vermutung richtig: Das Frauentrio plant tatsächlich ein Projekt, und zwar mit der Rückendeckung der Gemeinde Weissach: Im Gebäude Friedensstraße 2, wo bis vor drei Jahren eine Filiale der Firma Schlecker untergebracht war, soll wieder ein Laden einziehen. Allerdings einer der besonderen Art, was schon der Name – „Das Bazärle“ – andeutet.

Das Konzept ist „schwäbisch-international“

Der Name erklärt mit zwei Worten das Konzept des neuen Geschäfts. „schwäbisch-international“ solle es in der Friedensstraße 2 künftig zugehen, sagt Silke Müller-Zimmermann und meint damit sowohl die Kunden als auch die Mitarbeiter. Denn der Laden ist als Anlauf- und als Arbeitsstelle für Flüchtlinge gedacht, die in Weissach wohnen. Rund 40 dieser Menschen, die aus Syrien, Indien, dem Libanon, Mazedonien und aus osteuropäischen Staaten stammen, lebten derzeit in der Gemeinde, sagt der Bürgermeister Ian Schölzel. Er hofft, dass seine Gemeinde nicht nur ein Wohnort, sondern möglichst rasch auch eine zweite Heimat für die Neuankömmlinge wird. Das Bazärle, so glaubt er, könne dazu beitragen. Und so hat er die Frauen bei der Suche nach passenden und erschwinglichen Räumen unterstützt und den Kontakt zum Vermieter hergestellt. Letzterer verlangt während der halbjährigen Probezeit bis zum Ende des Jahres lediglich eine Nutzungsgebühr für die anfallenden Nebenkosten, verzichtet aber auf eine Miete.

„Wir haben über die Integrationsarbeit viel gebrauchte Kleidung bekommen, die wir weitergeben wollen. Alles gute Ware, aber es gab keine Kleiderkammer“, erzählt Silke Müller-Zimmermann, wie es zur Idee für das Bazärle gekommen ist. „Wir dachten, es wäre sinnvoll, das in einem Laden zugänglich zu machen, der möglichst lange und für möglichst viele offen ist.“ Die Flüchtlinge sollen im Laden nicht nur günstige Kleider bekommen, sondern auch selbst Hand anlegen. „Wir wollen gemischte Teams bilden. Denn die beste Methode, Deutsch zu lernen, ist learning by doing“, sagt Tina Unold. Wichtig seien die Anerkennung und die Kontakte, welche die Arbeit im Laden bringe, ergänzt Silke Müller-Zimmermann: „Wenn die Leute mit anderen ins Gespräch kommen, erhöht das die Jobchancen.“

Entlohnung in Form von Kleidung

Die Arbeit im Lädle läuft auf ehrenamtlicher Basis, wobei die Mitarbeiter eine Entlohnung in Form von Kleidern erhalten. Neben Secondhand-Kleidung hat der Laden Produkte aus der Region im Angebot, etwa aus einer nahe gelegenen Seifensiederei. Made im Rems-Murr-Kreis sind auch die handgenähten Ponchos aus Fleecestoff, Koch- und Walkwolle, die Marion Aumüller im Rahmen des „MaGu“-Projekts mit Langzeitarbeitslosen herstellt und im Bazärle verkauft. Die Schaufensterpuppen zur Präsentation der Ware stehen schon parat, nun müssen noch die Regale im Laden aufgebaut werden. „Wir haben die Einrichtung günstig bei der Karstadt-Filiale in Stuttgart gekauft, die geschlossen wird“, erzählt Silke Müller-Zimmermann.

Etliche Neubürger haben sich schon bereit erklärt, mitzuarbeiten. „Es gibt viele, die in ihrer Heimat einen Laden hatten, insofern sind sie also Profis“, sagt Müller-Zimmermann. Als weiteres Angebot bietet der Laden eine Obst- und Gemüsekiste an, die an einem Tag bestellt, am Folgetag frisch bestückt abgeholt werden kann. Vielleicht werde man die Kiste auch irgendwann nach Hause liefern, sagt Müller-Zimmermann: „Da kann sich noch was entwickeln. Wir wollen Dinge ausprobieren und den Menschen eine Perspektive geben.“

Ein Gemeinschaftsprojekt

Laden
„Das Bazärle“ hat seinen Sitz in der Friedensstraße 2 im Weissacher Ortsteil Unterweissach. Eröffnet wird es voraussichtlich am Mittwoch, 1. Juli. Der 290 Quadratmeter große Laden, eine ehemalige Schlecker-Filiale, soll zunächst von montags bis freitags jeweils drei Stunden lang geöffnet sein.

Verein
Zur Unterstützung des Ladens wird der Verein „Weissach Klimaschutz konkret“ gegründet, in dem man aktives Mitglied oder Fördermitglied werden kann.