Seit Anfang des Jahres verwaltet ein privater Dienstleister die Parkplätze des Ladenzentrums an der Ulmer Straße in Leinfelden-Echterdingen. Nach wie vor beschweren sich Kunden über die Neuregelung. Und das hat auch einen Grund...

Echterdingen - Brigitte Maurer will ihren Lieblingslippenstift kaufen. Da es die gewünschte Marke nur in wenigen Filialen einer Drogeriemarktkette gibt, fährt die Heumadenerin nach der Arbeit extra nach Echterdingen. Sie parkt auf dem angrenzenden Parkplatz des Ladenzentrums an der Ulmer Straße und läuft ins Geschäft. Als sie nach knapp 20 Minuten wieder abfahren will, steckt ein Strafzettel hinter dem Scheibenwischer ihres Wagens. 30 Euro soll Maurer bezahlen. Der Grund: Sie hat vergessen, die Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe zu legen.

 

Seit Anfang des Jahres darf man sein Auto auf dem privaten Parkplatz nur noch zwei Stunden abstellen. Auskunft über die Parkdauer muss die blaue Scheibe geben. Die 120 Minuten Parken bleiben kostenfrei. Diese Regelung führte Park & Control ein. Der Dienstleister ist vom Eigentümer des Parkplatzes zur Überwachung engagiert worden. Dass Park & Control dort Strafzettel verteilt, ist legal. „Das Ganze ist ein Privatgrundstück, deshalb kontrolliert die Stadt dort nicht. Darum kümmert sich der private Dienstleister“, sagt Gisela Fechner von der Stadtverwaltung Leinfelden-Echterdingen.

Ein Knöllchen auf einem kostenfreien Parkplatz

Maurer ärgert sich über die Regelung: „Es regt mich auf, dass du auf einem kostenlosen Parkplatz stehst und dann plötzlich ein Knöllchen bekommst.“ Sie ist offenbar kein Einzelfall. Zumindest beschweren sich auch Monate nach der Neuerung mehrere Kunden am Tag darüber, sagt eine Angestellte vor Ort.

Im Drogeriemarkt reagiert die Kassiererin mittlerweile genervt auf die Beschwerde: Statt einem freundlichen Lächeln bekommt man hier eine Parkscheibe in die Hand gedrückt. Davon habe man laut Auskunft der dm-Gebietsverantwortlichen Heike Dannenmann mehr als 1500 Stück verteilt. „Unsere Kunden haben sich über die Strafzettel beschwert. Um ihnen unnötige Strafzettel zu ersparen, informieren wir auf den ausgehängten Plakaten“, sagt sie. Die gelben Plakate an den Scheiben der Drogerie weisen auf die neue Regelung hin – und auf die Strafe: Bei Zuwiderhandlung fallen jene 30 Euro an. Ein Betrag, den die Lippenstift-Käuferin Brigitte Maurer zu hoch findet. Überschreitet man auf städtischen Parkplätzen die Zeit, drohen – im Gegensatz zu der privaten Regelung – mindestens zehn Euro. Diese Strafe steigt aber, je länger man ohne gültigen Parkschein dort steht.

Eine Unternehmenssprecherin von Park & Control sagt zu der Debatte: „Es ist nicht im Interesse von Park & Control, Kunden vom Einkaufen abzuhalten, sondern man will ihnen einen Service bieten.“ Denn nicht die Kunden wolle man mit dieser Strafe abschrecken, sondern Fremd- und Dauerparker. Letztere sind aufgrund der Nähe zum Flughafen und dem Industriegebiet ein Problem. Das bestätigen das ansässige Schuhgeschäft, der Drogeriemarkt, die Stadt sowie Park & Control. „Leute, die dort nicht einkaufen, also fremdparken, blockieren Parkplätze für die Kunden“, sagt die Sprecherin des Parkdienstleisters. Dieses Problem hat sich laut der dm-Gebietsverantwortlichen Dannenmann seit der Neuregelung verringert: „Die Rückmeldungen unserer Kunden sind positiv. Gerade zu Stoßzeiten steht nun ausreichend Parkraum zur Verfügung.“

Parkscheiben sind gegen Dauerparker gerichtet

Brigitte Maurer kann diesen Grund nachvollziehen: „Ich als Kunde will ja einen freien Parkplatz finden.“ Sie wünscht sich aber mehr Transparenz in der Gestaltung der Schilder. Denn die Höhe der Strafe steht nur im Kleingedruckten der allgemeinen Geschäftsbedingungen. Diese sind auf einem Schild abgedruckt, das neben der Einfahrt steht. Sobald die Kunden ihr Auto auf dem Parkplatz abstellen, stimmen sie den allgemeinen Geschäftsbedingungen zu. Die Unternehmenssprecherin von Park & Control sagt dazu, dass das Gelände klar ausgeschildert sei. Neben dem großen blauen Schild neben der Einfahrt seien auch einige kleinere an den Stellplätzen angebracht. „Die Regeln für das Parken sind sehr deutlich“, sagt sie.

Trotzdem hat Brigitte Maurer versäumt, ihre Parkscheibe ins Auto zu legen. Nicht, weil sie die Schilder nicht gesehen habe: „Ich habe es einfach nicht ernst genommen. Der Parkplatz ist ja eigentlich kostenlos, da hat man nicht das Empfinden, eine Parkscheibe reinlegen zu müssen“, sagt sie. Die Strafe musste Maurer letztendlich nicht zahlen. Sie reichte ihren Kassenzettel für den Lippenstift bei Park & Controll ein. Er bewies, dass sie eine Kundin und keine Parktouristin war.