Wer bislang glaubte, für einen Beamten spiele es keine Rolle, ob er in Stuttgart oder Wiesbaden diene, der irrt. Seit die Bundesländer die Angelegenheiten ihrer Beamten selbst regeln, werden Vergleiche immer schwieriger. Wo die besten Bedingungen herrschen ist dagegen klar.

Stuttgart - Seit 1. Juli verdienen die baden-württembergischen Landesbeamten mehr. Zu dem Zeitpunkt wurde die jüngste Tariferhöhung wirksam – aber nur für die niedrigen Besoldungsgruppen A 5 bis A 9; die in A 10 und A 11 eingestuften Bediensteten müssen sich bis zum 1. Oktober gedulden. Für die höheren Gruppen bis A 16 wird gar erst zum 1. Januar die Erhöhung wirksam. Aber dann! Dann lohnt es sich wieder, im Südwesten im Beamtenverhältnis zu stehen. Nur Bundesbeamte und die Kollegen in Bayern verdienen mehr.

 

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht jährlich eine Übersicht über die Verdienstmöglichkeiten im öffentlichen Dienst bei Bund, Ländern und Gemeinden. Das ist seit der Föderalismusreform ein mühsames Geschäft geworden. Seit 2006 können die Länder selbst festlegen, wie sie ihre Beamten entlohnen. Seitdem ist die Entwicklung völlig auseinandergelaufen. Kein Land ist mehr mit einem zweiten oder dem Bund direkt vergleichbar. Wer in derselben Besoldungsgruppe eingestuft ist und dasselbe Dienstalter hat, hat im hessischen Heppenheim ein anderes Salär als im pfälzischen Ludwigshafen oder im baden-württembergischen Mannheim. Im Südwesten ist es meist das höchste.

Mal mit Weihnachtsgeld, mal ohne

Man muss aber genau hinsehen. In Bayern gibt es noch so etwas wie ein Weihnachtsgeld. Mit dem Dezembergehalt bekommen die Gruppen bis A 11 dort genau 70 Prozent von einem Zwölftel des Jahresgehalts plus 84,29 Prozent des Familienzuschlags (der bewegt sich zwischen 118 und 230 Euro, der Einfachheit halber gehen wir dieser Verästelung aber nicht weiter nach); von der Besoldungsgruppe A 12 an gibt es 65 Prozent. In Baden-Württemberg und auch im Bund gibt es diese Sonderzahlungen nicht mehr. Sie sind in die Grundtabelle eingerechnet worden. Das bedeutet, dass prinzipiell Tariferhöhungen von einem erhöhten Monatsbetrag aus berechnet werden. Auch im Saarland, in Thüringen und in Rheinland-Pfalz werden die Sonderzahlungen so übers Jahr verteilt ausgezahlt. In Hessen auch, dort gibt es aber für die Besoldungsgruppen bis A 8 im Juli sogar noch ein Urlaubsgeld – von 166,17 Euro.

In manchen Ländern, Sachsen zum Beispiel und Brandenburg, sind überhaupt keine Sonderzahlungen üblich. In Hamburg gibt es sie nur für Eltern: 300 Euro pro Kind. In Niedersachsen wird neben Sonderzuwendungen pro Kind auch ein Extra für niedrige Besoldungsgruppen gezahlt: 420 Euro. In Berlin erhält jeder Beamte im Dezember 640 Euro. Und so weiter.

42 Wochenstunden in Hessen

Die größte Übereinstimmung gibt es noch bei der Arbeitszeit: In elf Ländern beträgt die Wochenarbeitszeit 40 Stunden. Die Hessen müssen am längsten arbeiten: 42 Stunden bis sie 50 Jahre alt sind, bis zum 60. Lebensjahr dann 41 Stunden. So viel ist es für alle in Baden-Württemberg. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es eine Staffelung von 41 bis 39 Wochenstunden.

Wie rasch es innerhalb einer Besoldungsgruppe die diversen – bei manchen acht, bei manchen zwölf – Stufen hochgeht, ist natürlich auch verschieden. Bis man die vierte Stufe erreicht hat, rückt man alle zwei Jahre eins weiter, dann alle drei, zuletzt alle vier – wie im Südwesten.

Das in Betracht gezogen, muss man unter reinen Arbeitnehmergesichtspunkten von einer Beamtenstelle in Hessen abraten. Dort arbeitet man am längsten, rückt langsam vor und hat in der höchsten Einstufung pro Jahr 3200 Euro weniger als ein gleichrangiger Kollege in Baden-Württemberg. Auf der dem Land vergleichbaren niedrigsten Eingangsstufe (A 5) verdient man oberhalb des Mains 780 Euro im Jahr weniger als südlich davon. Im Vergleich zu Rheinland-Pfalz verdient die A-16-Spitzenkraft im Land sogar 4700 Euro pro Jahr mehr, der A-5-Einsteiger 450 Euro.

Bayern mal wieder vorn

Die Besserplatzierung der Südwestbeamten gilt mit mehr oder weniger Abstand gegenüber allen Bundesländern – mit wenigen Ausnahmen. Die Bayern bekommen auf allen Stufen mehr – am unteren Ende der Hierarchie 1400 Euro pro Jahr, am oberen Ende 1550 Euro – das Weihnachtsgeld nicht zu vergessen. Berufseinsteiger verdienen in Hamburg (1000 Euro) und Nordrhein-Westfalen (620 Euro) mehr; Fortgeschrittene allerdings spürbar weniger, in Hamburg knapp 3000 Euro, in Nordrhein-Westfalen sogar 5300 Euro.

Der Abstand von den Landes- zu den Bundesbeamten ist nicht so groß. Als Einsteiger hat man beim Bund rund 900 Euro pro Jahr mehr, am Ende der A-16-Leiter etwa 1400 Euro. Aber auch dort muss man 41 Stunden pro Woche ran.