Am Studentenwohnheim Wiederholdstraße beklagen sich Anwohner über Lärm vor allem zu später Stunde. Die Polizei wurde schon mehrmals eingeschaltet, doch eine endgültige Lösung scheint noch nicht gefunden.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

S-Nord - Mittwoch: ab 20.30 Uhr laute elektronische Musik, bei geschlossenem Fenster deutlich hörbar. 22.20 Uhr: Anruf beim Sicherheitsdienst. 22.50 Uhr: Musik ist aus. Samstag: Laute Musik und Rufe ab 23 Uhr. Um 0.30 Uhr Anruf beim Sicherheitsdienst. Sonntag, 6 Uhr morgens: laute Musik und Geschrei, 6.15 Uhr Anruf beim Sicherheitsdienst und bei der Polizei. 6.35 Uhr: Die Musik wird kurz leiser gestellt, dann wieder aufgedreht. 6.50 Uhr: Die Musik wird noch lauter aufgedreht, erneuter Anruf bei der Polizei.“

 

Zehn Stunden lang wummere der Bass bei den Studenten

Das sind Auszüge aus einem Lärmprotokoll, das Nachbarn des Studentenwohnheims Wiederholdstraße angefertigt haben. Auf Wunsch des Studierendenwerks, das einen Überblick über die Lärmbelästigung haben wollte. „Sobald das Wetter wärmer wird, wird im Studentenwohnheim gefeiert, entweder auf den Terrassen oder bei offenem Fenster“, berichtet Tina Hubert*. Laute Musik, laute Gespräche, und das auch nach der Nachtruhe um 22 Uhr, nicht nur an Wochenenden, auch unter der Woche, seien dann normal. „Seit drei Jahren geht das so“, sagt Tina Hubert. „Im Sommer sind es oft auch zehn, zwölf Stunden am Stück, bis zum nächsten Morgen. Wenn Sie zehn Stunden lang den Bass wummern hören, sind Sie fertig.“

Die Lage werde von Jahr zu Jahr schlimmer

Hubert ist nicht die einzige, die sich über den Lärm beschwert, es ist eine Gruppe von Nachbarn. Mit Namen möchte aber keiner von ihnen erwähnt sein, und das hat seinen Grund: „Wir haben Angst, dass die Studenten es uns heimzahlen wollen“, erklärt Tina Hubert. Warum, erzählt sie auch gleich: „Anfangs bin ich noch einfach hinübergegangen und habe die Studenten gebeten, doch die Musik leiser zu machen oder das Fenster zu schließen.“ Das habe jedoch meist nur kurze Wirkung gezeitigt. Mittlerweile sei es auch ein paarmal vorgekommen, dass Hubert von betrunkenen Studenten beschimpft und verbal angegangen wurde. „Darum fühle ich mich nicht mehr sicher“, sagt sie. „Die Situation scheint von Jahr zu Jahr schlimmer zu werden.“

Nach zwei Abmahnungen erfolgt der Rausschmiß

Das Hinübergehen überlassen die Nachbarn jetzt der Polizei und dem privaten Sicherheitsdienst, den das Studierendenwerk engagiert hat. Denn Hubert hat ihre Beschwerde an das Studierendenwerk Stuttgart als Betreiber des Wohnheims und an die Duale Hochschule, die viele der Bewohner besuchen, herangetragen. Allerdings, so der Eindruck der Nachbarn, können sie hier auf keine wirkliche Hilfe hoffen. Das Studierendenwerk verweist zum einen auf die Hausordnung, die ausdrücklich dazu auffordert, Lärm zu vermeiden, und zwischen 22 und 8 Uhr jegliche Ruhestörung zu unterlassen. Lärmbelästigungen seien ein eher seltenes Problem: Bei rund 6700 Mietern in 33 Wohnanlagen spricht das Studierendenwerk etwa fünf Mal pro Jahr eine Kündigung aufgrund von Lärmbelästigung aus. „Im Einzelfall reagieren können wir allerdings nur, wenn der konkrete Ruhestörer benannt wird. Nach einer zweimaligen Abmahnung erfolgt dann die Kündigung des Mietvertrages“, heißt es aus der Pressestelle.

Empfohlen wird, stets die Polizei anzurufen: „Nur so kann im wiederholten Fall eine Ordnungswidrigkeit von den Behörden ausgesprochen werden, und wir haben dann eine Handhabe gegen den Mieter“, sagt Pressesprecherin Simone Hübener. Im Studentenwohnheim Wiederholdstraße sei es auch bereits vorgekommen, dass Mietern wegen Lärmbelästigung gekündigt worden ist.

Derzeit sieht die Hochschulleitung keinen Handlungsbedarf

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg hatte zwar in E-Mails, die dieser Zeitung vorliegen, den Anwohnern zugesagt, das Thema mit der Hochschulleitung zu besprechen und Lösungen zu suchen, gibt sich auf Anfrage dieser Zeitung aber zugeknöpft: „Es ist uns bislang nicht bekannt, dass die Lärmbelästigung in besagtem Wohnheim hauptsächlich Studierende unserer Hochschule betrifft. Daher sehen wir hier aktuell keinen Handlungsbedarf.“

Tina Hubert und die anderen Nachbarn wünschen sich einen Runden Tisch, mit Polizei, Sicherheitsdienst, Hochschule und Studierendenwerk. „Es wäre am einfachsten, wenn sich alle Beteiligten zusammensetzen könnten“, meint sie. „Wir laden gerne zu uns ein – dann kann man den Lärm auch gleich selbst mitbekommen.“ Zumindest das Studierendenwerk wäre offen für ein solches Treffen. *Name von der Redaktion geändert