Nach 2020 sollen nur noch leise Waggons auf deutschen Schienen rollen dürfen. Die Branche schätzt, dass die Kosten für die Sanierungen bis zu 800 Millionen Euro kosten können.

Berlin - Mehr Güterverkehr auf die Schiene – das ist schon aus Gründen des Klima- und Umweltschutzes ein vernünftiges Ziel. Für Anwohner von Bahnstrecken allerdings kann das laute Rattern von Güterzügen, die vor allem nachts unterwegs sind, zur Gesundheitsgefahr werden. Seit vielen Jahren schon fordern deshalb vor allem viele Städte und Kommunen entlang der stark genutzten Rheintalstrecke mehr Lärmschutz. Nun ist Besserung in Sicht. Die Deutsche Bahn kündigte in Berlin am Montag an, den Schienenlärm ihres Fuhrparks bis 2020 zu halbieren und dazu die staatlich geförderte Umrüstung ihrer mehr als 60 000 Waggons zu beschleunigen.

 

Gleichzeitig erklärte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), dass ein Gesetz in Vorbereitung sei, das dafür sorgen soll, dass nach 2020 keine Güterzüge auf deutschen Gleisen mehr fahren dürfen, denen eine  lärmmindernde Technik fehlt. Ein striktes Verbot zu lauter Güterzüge fordern Kritiker und Umweltexperten schon seit langem. Bisher setzte die Bundesregierung auf Freiwilligkeit und Förderanreize. Noch bis 2020 wird der Einbau leiserer Bremssohlen mit Steuergeld bezuschusst, um die Fahrgeräusche zu reduzieren. Das gilt als sinnvoller als der Bau teurer Lärmschutzwände entlang von Bahnstrecken.

Der Lobbyverband Allianz pro Schiene ist zufrieden

Es sei „ein schönes Signal“, dass der Bund seinen Etat für das Lärmschutzprogramm von 130 auf 150 Millionen Euro aufstocke, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. Wenn die Regierung mehr Verkehr auf die Schiene holen wolle, müsse die Bahn leiser werden. Es sei zu begrüßen, dass die Deutsche Bahn und die anderen Besitzer von Güterwagen versichern, die geforderte Quote von 50 Prozent umgerüsteter Wagen bis 2016 zu schaffen.

An Fahrverboten für laute Waggons ab Ende 2020 kommt die Politik aber nach Ansicht von Flege nicht vorbei. Deshalb müsse das Gesetz schnell verabschiedet werden, fordert der Lobbyverband, dem zahlreiche Umwelt-, Bahn- und Verkehrsorganisationen angehören. Ohne Verbote bestehe die Gefahr, dass die Regelungen unterlaufen werden und die Förderung ihr Ziel nicht erreicht, dass es entlang vieler Bahnstrecken endlich leiser wird.

Die DB Cargo, die derzeit in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage steckt und weiterhin Verluste einfährt, will bis zum Jahresende weitere 11 000 ihrer mehr als 60 000 Waggons umrüsten. Derzeit sind 21 000 Wagen lärmgemindert. Das Unternehmen beziffert die Kosten der gesamten Umrüstung bis 2020 auf 230 Millionen Euro, durch die beschleunigten Maßnahmen erhöhten sich die  Belastungen weiter.

Seit 1999 1,1 Milliarden Euro für Lärmschutz investiert

Auch die Verringerung der Lärmbelastung an stark befahrenen Bahnstrecken komme voran, betont der Staatskonzern. Seit 1999 seien vom Bund und der DB mehr als 1,1 Milliarden Euro in die Sanierung von knapp 1500 Kilometern Schienenstrecken investiert worden, zudem sei mit dem Geld der  Lärmschutz von 55 300 Wohnungen und Häusern verbessert worden. Dazu wurden 610 Kilometer Schutzwände gebaut. In diesem Jahr sollen weitere 100 Kilometer Strecken und mehr als 2000 Wohnungen lärmgeschützt werden.

Neben den Lärmschutz-Maßnahmen soll auch der Güterverkehr auf der Schiene bis 2030 weiter stark wachsen. Laut Umweltbundesamt sind 34 Prozent der Bundesbürger von Schienenlärm betroffen, mehr als vom Flugverkehr (23 Prozent), aber viel weniger als vom Straßenverkehr (54 Prozent). Die Bundesregierung hat bereits 2014 die jährlichen Mittel für Lärmschutzwände und schalldichte Fenster von bisher 100 auf 130 Millionen Euro erhöht. Die Deutsche Bahn verwaltet das bundeseigene Schienennetz und bekommt zum Erhalt der Infrastruktur vom Bund jedes Jahr Milliardenbeträge.

Lärmschutz im Schienenverkehr

Ziel:
Bis 2020 soll sich der Lärm im Schienenverkehr gegenüber 2008 halbieren. So sieht es das Nationale Verkehrslärmschutzpaket II der Bundesregierung vor. Umrüstung des Waggonparks und die Entwicklung lärmmindernder Technik für neue Fahrzeuge stehen im Fokus.

Kosten:
Die Branche veranschlagt die Gesamtkosten auf bis zu 800 Millionen Euro. Für viele Frachtbahnen und Waggonhalter ist die Umrüstung nur mit Kosten verbunden. Kritiker meinen daher, dass nur strengere Gesetze für mehr und schnelleren Lärmschutz sorgen werden.