Um zeitraubende Nachbesserungen zu vermeiden, wird die erneute Auslegung in Kauf genommen. Das wurde am Montag bei der Erörterungsverhandlung zur Fildertrasse von Stuttgart 21 bekannt.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Stuttgart - Beim Lärmschutz für Leinfelden-Echterdingen ist die Bahn offenbar zu einem Umdenken bereit. Das wurde am Montag bei der Erörterungsverhandlung zur Fildertrasse von Stuttgart 21 bekannt. Bisher hatte der Schienenkonzern den Einbau weiterer Schallschutzmaßnahmen zur Entlastung betroffener Anwohner kategorisch abgelehnt.

 

Eine überraschende Botschaft

Jetzt allerdings will die Bahn ihr eigenes Konzept auf den Prüfstand stellen. Noch bevor es in der Halle H4 der Landesmesse um die Leistungsfähigkeit des S-Bahn-Netzes nach der Anbindung der Gäubahn an den Flughafen ging, ergriff am Montag der Bahn-Rechtsanwalt Peter Schütz das Wort, um für den Projektträger eine überraschende Erklärung abzugeben. Seine Botschaft: „Wir halten an unserer Rechtsauffassung fest, werden aber eine weitergehende Untersuchung in Auftrag geben, ob durch den Umbau und den Betrieb der Strecke unzumutbare Belastungen eintreten“, erklärte der Bahn-Jurist. Kurz gesagt: Falls es berechtigte Zweifel am rechtlichen Standpunkt der Bahn gibt, soll es am Lärmschutz nicht hapern.

Peter Schütz versprach, dass die Studie vor der Erstellung des Abschluss-berichts im Regierungs-präsidium Stuttgart vorliegt. Die Behörde veranstaltet das Erörterungsverfahren und leitet eine Empfehlung an das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) weiter, das nach Prüfung über die Planfeststellung der Fildertrasse entscheidet. Ein Gutachter hatte die Kosten für den Lärmschutz grob auf fünf Millionen geschätzt. Allerdings steckt der Teufel im Detail: Nach wie vor geht die Bahn davon aus, dass ihre mitten durch die Wohnsiedlungen von Leinfelden-Echterdingen laufende Trassse nicht als „erheblicher baulicher Eingriff“ gilt. Wenn sich diese Sicht bestätigen sollte, wird es entlang der Strecke weder Schallschutzfenster noch Lärmschutzwände geben. Die Aufweitung der S-Bahn-Gleise um jeweils zehn Zentimeter fällt nach Auffassung der Bahn nicht ins Gewicht. Nur beim Umbau der Rohrer Kurve gelten Neubau-Standards – was Leinfelden-Echterdinger Rathauschef Roland Klenk schon zu der Klage verleitete, dass für einen „Ort, an dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, höhere Auflagen gelten“.

Baubürgermeisterin freut sich über Kehrtwende

Offen ist, ob neue juristische Erkenntnisse den Sinneswandel ausgelöst haben – oder die Planer schlicht Zeit sparen wollen, falls das EBA einen verbesserten Lärmschutz als Auflage erteilen sollte. Leinfelden-Echterdingens Baubürgermeisterin Eva Noller freute sich über die Kehrtwende: „Wir hören das gerne, vielen Dank für die Offenheit, noch einmal über dieses Thema nachzudenken“, sagte sie. Auf die Bahn kommt durch die Planänderung für Verhandlungsleiter Michael Trippen wohl eine erneute Anhörungsrunde zu: „Es spricht einiges dafür, dass Unterlagen nicht nur überarbeitet, sondern neu konzipiert werden müssen“, erklärte er.