Die Stadt will alle Bürger mit schnellem Internet versorgen. Gerade arbeitet sie an einem Konzept dafür.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Egal, ob Sanduhr oder drehende Rädchen: Die Symbole, die den geneigten Nutzer des Internets zum Warten auffordern, gehen den meisten Menschen gehörig auf die Nerven. In Esslingen sind die Bürger und die Verwaltung des Wartens langsam müde. Doch wie kann man das Internet im High-Tech- Standort Esslingen beschleunigen?

 

Dresdener Ingenieurbüro untersucht das Angebot

Die Stadtverwaltung hat ein Dresdener Ingenieurbüro beauftragt, das Angebot zu untersuchen, um dann eine Strategie zu erstellen, mit der die letzten weißen Flecken auf der kommunalen Internet-Karte getilgt werden können. Eigentlich wäre es nicht die Aufgabe der Stadt, sich um schnelles Internet zu kümmern, sondern diejenige der privaten Anbieter. „Eine Stadt kann höchstens bei einem generellen Marktversagen eingreifen“, berichtete der Esslinger Finanzbürgermeister Ingo Rust in der jüngsten Sitzung des technischen Ausschusses. Dennoch versucht die Verwaltung, die Bits in Esslingen etwas schneller auf die Computer-Bildschirme der Bürger wandern zu lassen.

Geht man von der Definition der Bundesregierung aus, nach der ein Anschluss von 30 Megabit pro Sekunde als ausreichend betrachtet wird, dann ist die Lage in Esslingen gar nicht so schlecht. Rund 92 Prozent aller Haushalte werden mit dieser Geschwindigkeit versorgt. Die übrigen acht Prozent bilden die weißen Flecken auf der Landkarte. Sie liegen in Rüdern, im Sirnauer Wohngebiet, einem Teil der Neckarhalde und dem Gewerbegebiet Entennest zwischen Altbach und Esslingen-Zell. Geht man allerdings von der Maximalgeschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde aus, dann sieht es schon schlechter aus: Über solche Geschwindigkeiten verfügen nur 61  Prozent der Esslinger Haushalte.

Ebenfalls hat die Stadt die Dimension des Daten-Netzes auf ihrer Markung untersuchen lassen. Die gute Nachricht: Es sind ausreichend Glasfaserkabel verfügbar. Die schlechte Nachricht: Die privaten Haushalte kommen nicht an das Glasfasernetz ran. Dieses geht nur zu Verteilstationen, von denen die Privathaushalte mit herkömmlichen Kupferkabeln und mit Fernsehkabeln versorgt werden. Nur die ganz großen Firmen im Stadtgebiet haben die Glasfaserkabel bis in ihre Produktionsstätten hinein gelegt. Dennoch hat Esslingen einen guten Standortvorteil. Die Tiefbauer haben in den früheren Jahren gut vorgesorgt und ein engmaschiges Netz von Leerrohren vergraben, durch die schnelle Internet-Kabel gelegt werden können.

Die Stadt sucht nach der richtigen Technologie

Mit der Ist-Analyse ist die Stadt jedoch noch nicht am Ende. Im zweiten Teil des Projekts lässt sie prüfen, mit welcher Technologie sich ein schnelles Internet umsetzen lässt. Dann will sie sich mit den Telekommunikationsanbietern an einen Tisch setzen, um eine Strategie auszuloten und die Fördermöglichkeiten zu erschließen. In der dritten Phase rückt die Stadt dann den weißen Flecken auf der Internetlandkarte auf den Pelz: Es wird eine Glasfaser-Feinplanung für das gesamte Stadtgebiet geben sowie eine wirtschaftliche Analyse, inwieweit sich beispielsweise die Stadtwerke an der Versorgung von Rüdern, Sirnau, der Neckarhalde und dem Entennest beteiligen könnten.