Wer fühlen will, muss hören. Das schwäbische Erfolgsstück „Laible und Frisch“ gibt’s nun auch als Hörspiel. Schauspieler, Autoren und Fans haben dies in der Komödie im Marquardt gefeiert. Nächstes Jahr soll ein Kinofilm zum Bäckerstreit folgen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Menschenleer ist das Bühnenbild. Und so wird es fast eine Stunde lang auch bleiben. Trotzdem sind in der Komödie im Marquardt die Zuschauerreihen gut gefüllt. Die Gäste ergötzen sich am Theater für Ohren. Sind’s noch Zuschauerreihen?

 

Hat eines jener Stücke aus der Gattung des modernen Theaters, das einem experimentierfreudigen Publikum viel abverlangt, Stuttgarts klassische Komödienbühne erreicht? Laut Programm befinden wir uns beim „Pre-Listening“. Hört sich nicht sehr schwäbisch an. Da bei dieser Matinee die Premiere einer schwäbischen Produktion gefeiert wird, wollen wir wenigstens hier noch die Übersetzung nachliefern: zuerschd ahera.

SWR 4 sendet das Hörspiel am 26. November

Der schwäbische Erfolgsstoff „Laible und Frisch“ von der jungen Firma Schwabenlandfilm hat es nach zwei Staffeln als Fernsehserie sowie nach zwei Inszenierungen als Theaterstück samt Theatertour nun auch noch zum Hörspiel gebracht. Bevor der Sender SWR 4 am kommenden Samstag, 21.03 Uhr, das Kopf-Kino on air schickt, wird das Radiostück vorab geladenen und ausgelosten Gästen im Theatersaal vorgespielt. Mitwirkende wie Winfried Wagner und Ulrike Barthruff sind gekommen – und nun ganz Ohr!

Augen schließen! Auf der leeren Bühne wird nichts passieren. Die Komödie im Marquardt wird zum Ort der Fantasie.

Das Hörspiel hat eine lange Tradition. Es ist ein Segen, dass der SWR bei allem Sparzwang diese Kunstgattung am Leben hält. Bitte einsteigen! Nur mit den Ohren geht’s hinein in eine Welt der Worte und Geräusche. Während sich heutzutage die meisten Menschen bei Facebook, Youtube, Instagram oder Whatsapp mit Filmchen und einer Flut an Fotos zu tummeln scheinen, gibt es in Wahrheit nicht wenige, die sich statt an optischen Reizen am akustischen Vortrag erfreuen. Reduzierte Wahrnehmung hilft mit, in hektischen Zeiten auftanken zu können.

Besuch vom Schnäpperle-Stammtisch

Wer hätte das im Zeitalter der visuellen Medien für möglich gehalten? Die Hörbuch-Dienste haben im zweiten Quartal 2016 in Deutschland einen Umsatz von 21 Millionen Euro erzielt und damit die E-Book-Umsätze (14 Millionen Euro) weit hinter sich gelassen. Hörspiele gehen noch einen Schritt weiter als Hörbücher. Sie begnügen sich nicht mit der Stimme eines Vorlesers. Hörspiele sind mit Dialogen und Geräuschen inszeniert wie ein Film – nur ohne Kamera. Der Schauspielerin und Autorin Monika Hirschle gefällt dies gut: „Man muss dafür keinen Text auswendig lernen, sondern kann ihn ablesen.“ Im SWR-Hörspiel zum Bäckerstreit von Laible und Frisch ist der Marquardt-Publikumsliebling die Uschi, die gern mal einen dudelt. Die Hirschle gehört zu einem schwäbischen Stammtisch, der nach ihrem schwäbischen Lieblingswort benannt ist, dem Schnäpperle.

Ihre Stammtischschwestern und -brüder (Heiko Volz und Volker Lang alias Äffle und Pferdle, Travestie-Lady Frl. Wommy Wonder, Modedesigner Tobias Siewert und andere ) sind zum „Pre-Listening“, also zum „Zuerschd Ahera“ gekommen. Beim anschließenden Schnäpperle-Umtrunk wär’ die Uschi vom Hörspiel garantiert dabei gewesen – die Schauspielerin Monika Hirschle aber kann nicht mit, weil sie gerade so viel um die Ohren hat. Für die Komödie im Marquardt hat sie den Klassiker „Der Neurosenkavalier“ auf Schwäbisch übersetzt (umjubelte Premiere war am vergangenen Freitag). In dem Stück spielt sie in Kostüm und Rock – ein seltener Anblick.

Kinofilm mit dem Arbeitstitel „Da goht dr Doig“

Nach dem Hörspiel-Vorabhören verteilt SWR-4-Moderatorin Christel Freitag zwar keine Neurosen, aber Rosen etwa an Frieder Scheiffele und Sebastian Feld . Die Macher von „Laible und Frisch“ zünden 2017 die nächste Stufe. Dann wollen sie einen Kinofilm zum Bäckerstreit mit dem Arbeitstitel „ Da goht dr Doig” drehen.

Hört, hört! Vergessen wir nicht, zwischendurch mal die Augen zu schließen. Damit unser Kopf-Theater und unsere Fantasie fit bleiben.