Bernard Hoffmann schafft Neues aus alten Sachen. „Die Leute sehnen sich nach analogen Dingen in einer digitalisierten Welt“, ist der Künstler überzeugt, der originelle Lampen kreiert.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Leutenbach - Neue Sachen schafft sich Bernard Hoffmann eigentlich so gut wie keine an. „Na gut, ein Smartphone habe ich mir natürlich neu gekauft. Aber ich habe mir bis jetzt noch keine App heruntergeladen. Da sind schon mehr vorinstalliert, als ich brauchen kann“, meint er. Alte Dinge haben es dem gebürtigen Nürnberger seit seiner Kindheit angetan. „Die Leute werfen hochwertige Sachen einfach weg und kaufen sich dann billig produzierten Krempel“, sagt er kopfschüttelnd. „Aber mir kann das ja recht sein, dann kann ich es weiter verwerten“, erklärt er und schmunzelt verschmitzt.

 

Ein Schneidbrenner als Stiel einer Lampe

„Bei mir wird alles zum Leuchten gebracht“, sagt der 53-Jährige inmitten seiner Werke, die in einer ehemaligen Schreinerei in Nellmersbach stehen. Lampen sind hier zu sehen, deren Einzelteile ihren Ursprung oft erst auf den zweiten Blick preisgeben. Da gibt es zum Beispiel eine Schreibtischlampe, deren Hals aus einem Schneidbrenner besteht. An das polierte Kopfstück, aus dem früher die Flamme kam, ist ein Lampenschirm montiert. Der metallene Fuß der Lampe ist rund, wie der große, flache Knopf, der als Schalter dient. „Den hatte ich irgendwo entdeckt und aufgehoben, weil ich mir dachte, den bestimmt noch mal gebrauchen zu können“, sagt Bernard Hoffmann. „Ich musste ihn dann nur noch ein bisschen bearbeiten, damit er passte“, sagt der Mann, der die Werkstattatmosphäre über alles schätzt.

Und seine Unabhängigkeit. „Ich bin nicht für einen großen Konzern geschaffen“, sagt Hoffmann, der Sachen gern begreift – und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. „Ich glaube, in unserer digitalisierten Zeit sehnen sich die Menschen wieder nach Dingen, die sie anfassen, begreifen können.“ Vor allem Gegenstände, die wirklich alt und nicht auf retro getrimmte Neuanfertigungen sind, eignen sich seiner Meinung nach am besten dazu. Dafür hat er ein Gespür. „Ich bin ein furchtbar analoger Mensch“, sagt Bernard Hoffmann.

Alte Fotostative händeringend gesucht

So baut er aus allen möglichen Gebrauchsgegenständen, die er von unzähligen Flohmarktbesuchen mitgebracht hat, neue Steh- und Deckenlampen. Aus einem kugelrunden Heizlüfter der Marke Prometeus – „Der läuft ganz leise“ - wird ein Lampenfuß. „Was ich zurzeit händeringend suche, sind alte Fotostative“, sagt er. Diese braucht er für Stehlampen, die sogenannten Tripods. Das Stativ-Lager ist bereits ziemlich zusammengeschrumpft, Hoffmanns Lampen sind begehrt. Auf der Dekumo-Messe in Stuttgart war sein Stand Anfang des Monats regelrecht belagert. Wem eine Lampe gefällt, der sollte schnell zugreifen, denn alle sind Unikate. „Eine Frau aus Konstanz hat angerufen und gefragt, ob ich eine ähnliche Lampe habe wie die, die ihr so gut gefallen hat. Sie kommt jetzt extra hierher, um sie anzuschauen.“

Für eine Lampe muss man mehrere hundert Euro investieren. Darin steckt aber nicht nur die komplette Arbeitszeit von mindestens zehn Stunden, sondern auch die jahrelange Sammelleistung Hoffmanns, der auf einen Fundus schöner alter Teile zurückgreifen kann. So wird eine andere Lampe mit einem umgebauten Märklin-Modelleisenbahn-Trafo gedimmt, der gleichzeitig als Lampenfuß dient.