Ein wenig hatten die Genossen gebangt, doch am Ende fiel die Wiederwahl von Nils Schmid als SPD-Landeschef glasklar aus. Wie stark er wirklich ist, wird sich indes erst nach der Landtagswahl zeigen, kommentiert StZ-Redakteur Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Mannheim - Fünf Monate vor der Landtagswahl ist Geschlossenheit eigentlich die oberste Pflicht in den Parteien. Dass in der Südwest-SPD gleichwohl leicht gebangt wurde, ob Nils Schmid bei seiner Bestätigung als Landeschef ein gutes Ergebnis bekommen würde, sagt viel aus über die Verunsicherung der Genossen.

 

Mit den 91 Prozent, die Schmid beim Parteitag in Mannheim erhalten hat, kann er hoch zufrieden sein. Es war auch der Lohn für eine kämpferische Rede, mit der er die Lage nicht beschönigte, aber trotzdem Zuversicht verbreitete.

Lieber Sacharbeit als Marketing

Schmid kann nun gestärkt in den Wahlkampf ziehen, der für die SPD ohnehin schwierig genug wird. Gewiss, ein Volkstribun wird aus ihm nicht mehr. Dass ihm die politische Sacharbeit mehr liegt als das Marketing, mag eine Schwäche sein. Doch jeder andere Sozialdemokrat täte sich ähnlich schwer, aus dem Schatten des populären grünen Ministerpräsidenten herauszutreten. Erst in der Zeit nach Winfried Kretschmann könnte sich das ändern.

Formal ist Schmid nun für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt worden. Faktisch aber entscheidet sich erst im März 2016, wie stark seine Stellung als Parteichef wirklich ist. Sollte sich die SPD bis dahin nicht, wie angekündigt, aus dem Umfragetief hochgekämpft haben oder gar aus der Regierung verdrängt werden, könnte sich die Personalfrage schnell wieder stellen.