Die baden-württembergische Landesbank profitiert davon, dass sie ihr Kreditgeschäft risikoärmer aufgestellt hat. Nur so konnte die LBBW ihr Konzernergebnis vor Steuern trotz schwacher Zinsen und hartem Wettbewerb steigern.

Stuttgart - An Herausforderungen hat es im ersten Halbjahr 2015 auch für die baden-württembergische Landesbank LBBW nicht gemangelt. Trotz niedriger Zinsen und einem verstärkten Wettbewerb um mittelständische Unternehmenskunden und um Privatkunden gelang es der Bank ihr Konzernergebnis vor Steuern auf 271 Millionen Euro zu steigern. Trotz eines deutlich schlechteren Zinsergebnisses verzeichnete die Landesbank ein Plus von 20 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Gründe für das Wachstum liegen sowohl in einer verbesserten Risikovorsorge im Kreditgeschäft als auch in einem deutlich höheren Ergebnis aus dem kundenorientierten Kapitalmarktgeschäft.

 

„Wir schreiben nun schon seit dreieinhalb Jahren kontinuierlich schwarze Zahlen“, sagt der LBBW-Vorstandsvorsitzende Hans-Jörg Vetter. Er betont vor allem die Tragfähigkeit des kundenorientierten Geschäftsmodells und will an der Strategie des risikobewussten Wachstums im Kundengeschäft festhalten. So gelang es der LBBW im Segment Corporates, welches das Unternehmenskundengeschäft und die gewerbliche Immobilienfinanzierung umfasst, ihr Ergebnis vor Steuern im ersten Halbjahr um 84 Millionen auf 440 Millionen Euro zu steigern. Auch das Segment Privatkundengeschäft und Sparkassen entwickelte sich mit einem Vorsteuerergebnis von 47 Millionen Euro positiv. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte die Landesbank den Gewinn um sechs Millionen Euro. Im Finanzmärkte-Segment wuchs das Vorsteuerergebnis im Vergleich zum Vorjahr sogar um 49 Millionen Euro auf 139 Millionen Euro.

Die Verwaltungskosten steigen um 59 Millionen Euro

So positiv sich das gute Kapitalmarktgeschäft der LBBW auf die Zwischenbilanz der Landesbank auswirkt, so negativ sind die Folgen der niedrigen Zinsen. Für sich betrachtet, musste die LBBW allein beim Zinsergebnis ein Minus von 135 Millionen hinnehmen. Dieses sank von 954 Millionen Ende Juni 2014 auf 819 Millionen Euro zur Mitte dieses Jahres. Verstärkt wurde der Effekt der niedrigen Zinsen durch einen härteren Wettbewerb unter den Banken – sowohl bei Kreditkonditionen als auch bei Anlageprodukten.

Ein anderer Kostenfaktor, der die LBBW zunehmend belastet, sind die Verwaltungsaufwendungen. Im Vergleich zum Vorjahr sind diese um 59 auf 960 Millionen Euro gestiegen. Nur ein Teil der Summe, nämlich neun Millionen, sind mit gestiegenen Personalkosten zu erklären. Die Beiträge der LBBW zur Europäischen Bankenabgabe sowie die höheren Zahlungen in den Einlagensicherungsfonds der Sparkassen erklären dagegen 43 Millionen Euro der Kostensteigerung.

Zu diesen Kosten kommen regulatorische Belastungen, auch durch eine große Zahl an Anfragen seitens der Aufsichtsbehörden, wie der Vorstand der Bank im Vorwort zur Halbjahresbilanz betont. Deshalb arbeitet die Landesbank daran, ihre Gesamtbanksteuerung weiterzuentwickeln. Im Fokus stehen dabei die Harmonisierung der Rechenwerke und Reportingstrukturen sowie der Ausbau der IT-Infrastruktur. Zu den dafür kalkulierten Kosten macht die Bank keine Angaben.

LBBW hält an guter Prognose für Gesamtjahr fest

Für das nächste Halbjahr sieht LBBW-Chef Vetter sein Haus gut aufgestellt. Sofern sich der Börsencrash in China nicht stärker auf die übrigen Märkte ausweitet oder andere unvorhergesehene Turbulenzen eintreten, geht die LBBW davon aus, dass das Vorsteuerergebnis für das Gesamtjahr 2015 höher ist als 2014.

Um für mögliche Risiken besser gewappnet zu sein, hat die LBBW zudem ihr Eigenkapital gestärkt. Die Landesbank hat zum Beispiel nachrangige Emissionen im Volumen von 500 Millionen Euro ausgegeben. Das bedeutet, dass die Bank den Käufern auf diese Wertpapiere Zinsen zahlt, im Fall einer Insolvenz werden die Inhaber der Anleihen aber nachrangig behandelt. Für die LBBW hat das den Vorteil, dass sie die verzinslichen Wertpapiere teilweise als Eigenkapital in der Bilanz ausweisen kann. Nach aktuell gültigem Aufsichtsrecht liegt die Kernkapitalquote der LBBW derzeit bei 15,1 Prozent. „Damit weisen wir ein angemessenes Risikoprofil für eine kundenorientierte Bank auf“, sagt Vetter.