Trotz roter Zahlen in der Zeit von Juli bis September will die Landesbank Baden-Württemberg im Gesamtjahr einen Gewinn verbuchen.

Stuttgart - Die Staatsschuldenkrise in Europa wirft die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auf dem Weg in eine bessere Zukunft zurück. So ist im dritten Quartal ein Verlust von 191 Millionen Euro aufgelaufen, nachdem die Bank in den beiden ersten Vierteljahren noch 376 Millionen Euro verdient hatte. Allein die Neubewertung von Kreditausfallversicherungen, bei denen die Bank überwiegend als Sicherungsgeber aufgetreten ist, schlug mit 200 Millionen Euro zu Buche.

 

Die LBBW bot vor allem Schutz vor einer Pleite Griechenlands; da die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls des Schuldners gestiegen ist, mussten Abschreibungen auf das Engagement vorgenommen werden. Außerdem wurden auf griechische Staatsanleihen weitere Abschreibungen auf jetzt etwa 40 Prozent des Nominalwerts vorgenommen. Insgesamt hat die Bank nach eigenen Angaben in den ersten neun Monaten des Jahres Belastungen von 750 Milionen Euro aus der Schuldenkrise verarbeitet.

Ausstiegt aus Kreditersatzgeschäft

Vorstandschef Hans-Jörg Vetter betrachtet dies als Beleg dafür, dass der Ausstieg aus dem kundenlosen Bankgeschäft, dem so genannten Kreditersatzgeschäft (zum Beispiel Anleihekäufe) richtig war: „Die Zukunft der LBBW liegt ausschließlich im Kundengeschäft. Wir werden hier weiter zielgerichtet wachsen und zugleich den Restrukturierungsplan konsequent umsetzen. Altlasten werden weiterhin rigoros abgebaut.“ Das Kreditersatzgeschäft, das einst 95 Milliarden Euro betrug, wurde im Laufe dieses Jahres von 54 auf noch 38 Milliarden Euro abgebaut. Vetters Zwischenbilanz: „Wir sind mit der Neuausrichtung der LBBW gut vorangekommen.“ Der 59-Jährige ist seit Juni 2009 als Nachfolger von Siegfried Jaschinski Vorstandschef. Die Neuausrichtung wurde wegen hoher Verluste sowie durch Auflagen der EU-Kommission erforderlich.

In diesem Zusammenhang hat sich die Bank von Beteiligungen an der Dekabank und der Strombörse EEX getrennt; bis Jahresende soll entschieden werden, wer den Zuschlag für den Erwerb der Tochter LBBW Immobilien mit ihren 21.500 Wohnungen erhält. Teil des Sanierungsprogramm ist auch ein Abbau des Personals. So will die Bank bis 2013 im Konzern 2500 Arbeitsplätze streichen. Bisher wurde nach Angaben der LBBW der Abbau von 1500 Vollzeitstellen durch freiwillige Vereinbarungen mit Beschäftigten geregelt.

Den Gewinn von 410 Millionen Euro nach neun Monaten erklärt die Bank vor allem mit dem stabilen Privat- und Firmenkundengeschäft. Sehr geholfen hat allerdings auch, dass sich die Bank aufgrund der guten Konjunktur in der Lage sah, die Risikovorsorge im Kreditgeschäft zurückzufahren. Netto wurden sogar Positionen aufgelöst; im ersten Halbjahr 2010 hatte die Risikovorsorge das Ergebnis noch mit 346 Millionen Euro belastet. Allerdings sind im Finanzergebnis Belastungen von 210 Millionen Euro aus Unternehmensfinanzierungen enthalten. Die Landesbank rechnet nicht damit, dass sich die Unruhe an den Finanzmärkten bald legt und erwartet eine Eintrübung des realwirtschaftlichen Umfeldes. Sofern sich die Staatsschuldenkrise nicht weitere ausweitet, will die Bank im Gesamtjahr schwarze Zahlen nach den Bilanzierungsstandards IFRS und HGB schreiben.

LBBW kann mit schlechtem Rating leben

Herabstufung Die LBBW kommentiert die Bewertungen von Ratingagenturen grundsätzlich nicht und behält diese Haltung auch diesmal bei. Moody’s hatte am Mittwochabend die Bonität von neun deutschen Landesbanken und des Zentralinstituts Dekabank zum Teil deutlich herabgestuft. Die LBBW-Note wurde um drei Stufen von Aa2 auf A2 gesenkt. Begründet wird das nicht mit der aktuellen Finanzkrise; vielmehr geht Moody’s davon aus, dass die Landesbanken nicht mehr so wie früher mit der Hilfe ihrer öffentlich-rechtlichen Eigner rechnen können.

Vorboten Schon im Sommer betrachtete Moody’s die LBBW als geschwächt. Sie sei weiter anfällig für heftige Schwankungen an den Märkten, hieß es. Der Langzeitausblick wurde aber von „negativ“ auf „stabil“ geändert.

Überraschung Die LBBW erwartet keine Verteuerung der Refinanzierung. Standard & Poor's hatte die Landesbanken bereits 2009 neu bewertet. In der LBBW gab es noch vor wenigen Tagen Hinweise, dass das Rating nur um zwei Stufen gesenkt wird. Dass es schlimmer kam, wird dem US-Mutterhaus von Moody’s zugeschrieben. Die Erklärung: Die USA beurteilen die Europäer zurzeit extrem kritisch. mih