Die Leitung der Landesbibliothek Württemberg mahnt zur Eile bei der Entscheidung über die Sanierung des Altbaus aus den 1970er Jahren. Vergehe zu viel Zeit, könnte das bis zu vier Millionen Euro pro Jahr kosten.

Sstuttgart - Mit ruhigen Nächten wird es für Hansjörg Kowark wohl so schnell nichts: Nach dem Gerangel um die Finanzierung des 52 Millionen Euro teuren Erweiterungsbaus und den Unsicherheiten beim Grundwassermanagement treiben den Direktor der Württembergischen Landesbibliothek jetzt neue Sorgen um. Wegen Asbests im Boden und wegen des Brandschutzes droht die Sanierung des Altbaus von 1970 teuer zu werden. Bis zu 40 Millionen Euro stehen im Raum. Und wenn das Land nicht bald handle, warnt Kowark, könnten zudem über Jahre hinweg Zusatzkosten von rund vier Millionen Euro jährlich anfallen. Wegweisende Entscheidungen zur Sanierung müssten getroffen werden - „sofort“, fordert er, zumindest aber noch im ersten Quartal dieses Jahres.

 

Der seit 2015 unter Denkmalschutz stehende Betonbau sei ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes, macht der Direktor deutlich. Hierin befindet sich nicht nur das Magazin, es sollen künftig auch Teile der Präsenzbibliothek und etliche Arbeitsplätze in dem Gebäude eingerichtet werden. Doch der Brandschutz des 46 Jahre alten Baus entspreche längst nicht mehr den aktuellen Standards, erklärt Kowark. Der Hauptgrund für seine Eile aber ist der Asbest, der im Estrich des Magazinbodens gefunden wurde. „Wir haben erst einmal die Luft angehalten und Messungen gemacht.“ Zwar bestehe demnach aktuell keine Gesundheitsgefahr für die Mitarbeiter. Das könne sich aber schnell ändern, sollten in dem stark beanspruchten Boden Risse entstehen. Der Austausch des Bodens sei deshalb im Rahmen der Sanierung dringend geboten.

Nun stehen in dem Magazin 3,5 Millionen Bände, die aus dem Weg geschafft werden müssen. Eine „sinnvolle und kostengünstige Lösung“ ist laut Kowark, sie in die Tiefgarage neben dem Magazin zu verlagern. Allerdings müsse diese beim Bau entsprechend vorbereitet werden, etwa ein passendes Schienensystem bekommen. Dazu brauche es aber zunächst einmal die grundsätzliche Entscheidung über die weitere Planung. Auch müssten erste Mittel bereitgestellt werden.

Dokumentation der Architekten liegt seit April vor

„Wenn Umbau und Sanierung nicht unmittelbar nach Fertigstellung des Erweiterungsbaus erfolgen, wird die Bibliothek nicht richtig funktionieren können“, warnt der Direktor. Das habe auch das Finanzministerium erkannt und Anfang 2015 den Auftrag für die weitere Planung und die Erstellung einer Bauunterlage erteilt. „Seit April 2015 liegt eine umfangreiche Dokumentation des Architekturbüros vor“, so Kowark. Doch seitdem ruhe der See still, und alle seine Nachfragen bezüglich einer Entscheidung blieben unbeantwortet.

Eine Sprecherin des Ministeriums erklärt, dass vom Stuttgarter Amt für Vermögen und Bau derzeit „eine Gesamtkonzeption für die abschnittsweise Sanierung und Umstrukturierung des Bestandsgebäudes erarbeitet wird“. Das Architekturbüro Lederer werde in die Planung mit einbezogen. Auf der Grundlage solle dann die Entscheidung getroffen werden. Einen Termin, zu dem das Konzept vorliegen soll, gebe es nicht.

Kowark betont, dass der Austausch des Bodens mit den freien Flächen der Tiefgarage in zwei Phasen vergleichsweise flott über die Bühne zu bringen sei. Gehe die pragmatische Lösung nicht mehr, müsse ein weiteres Außenmagazin angemietet werden, in dem die 3,5 Millionen Bände dann etappenweise zwischengelagert würden. Die Sanierung der Bodenfläche könne sich unter anderem dadurch bis zu zehn Jahre hinziehen. Für das zusätzliche Lagergebäude und die beiden bisherigen Außenmagazine, die länger in Betrieb bleiben müssten, rechnet er mit Kosten von bis zu vier Millionen Euro jährlich. Das Nachsehen hätten auch die Nutzer, da die Bücher des Hauptmagazins deutlich schwerer zugänglich würden, sagt Bibliotheks-Pressesprecher Jörg Ennen.

Brandschutz und Sanierung machen es teuer

Die Sanierung habe durchaus ihren Preis, räumt Kowark ein. Die geschätzten fünf bis zehn Millionen für den funktionalen Umbau seien letztlich der kleinere Teil. Er rechne mit rund 35 bis 40 Millionen Euro. Dass das Geld immer knapp sei, wisse er, doch hierzu gebe es keine wirkliche Alternative. „Die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes wäre auch ohne die Erweiterung notwendig gewesen.“ Und saniere man den Boden nicht gleich und müsse es dann nach dem Umbau tun, werde es deutlich komplizierter und teurer. „Das Asbest hätten wir uns gern erspart“, macht der Direktor deutlich.

Vom Erweiterungsbau gebe es dagegen gute Nachrichten, so Kowark. Er sei zuversichtlich, dass der Rohbau Ende 2016 fertig wird und sie das rund 52 Millionen Euro teure Gebäude dann ab dem ersten Quartal 2018 nutzen können, wenn nichts Unvorhersehbares mehr passiert. Bislang sei man vier Wochen hinter dem Zeitplan, weil man alte Betonfundamente im Boden gefunden habe, die auf keinem Plan verzeichnet waren und die aufwendig hätten entfernt werden müssen.

Rund 200 Bohrpfähle seien gesetzt worden. Sie enthielten Leitungen, mit denen die Erdwärme genutzt und der Energieverbrauch gesenkt werden könne. Auch die Wärme aus der Kanalisation der Konrad-Adenauer-Straße solle genutzt werden. Und das Dach biete die Möglichkeit, später eine Photovoltaikanlage zu installieren. „Da sind wir auf einem sehr guten Weg.“