Nach nur acht Monaten geht mit Matthias Fiola ein Chef des Beratungsgremiums. Der Stellvertreter signalisiert bereits Interesse.

Stuttgart - Verglichen mit dem öffentlichkeitswirksamen Knall zum Jahresanfang vollzieht sich der Amtsverzicht des Vorsitzenden des Landeselternbeirats (LEB) geradezu in der Stille. Matthias Fiola hat seinen Posten nach knapp achtmonatiger Amtszeit zur Verfügung gestellt.

Er gibt familiäre und private Gründe an. "Ich habe das Amt nicht so ausfüllen können, wie ich es mir vorstellte", sagte Fiola der Stuttgarter Zeitung. Noch mehr Zeit hätte das Ehrenamt gebraucht, die konnte er nicht aufbringen. "Da war es konsequent, das Amt niederzulegen", sagte der 55 Jahre alte Vater zweier Söhne. Vermeintliche Querelen innerhalb des 29 Mitglieder starken Gremiums wischte der bisherige Vorsitzende beiseite, sie seien nicht ausschlaggebend für seinen Rücktritt gewesen. Schließlich bleibe er dem Landeselternbeirat als Mitglied erhalten, erklärte Fiola. Ausdrücklich hebt der Reutlinger die guten Beziehungen des LEB zu Kultusministerin Marion Schick (CDU) hervor. Auch die Zusammenarbeit zwischen dem LEB und der Referatsleiterebene des Ministeriums beschreibt der Elternvertreter als hervorragend. In den Positionen jedoch hätten sich LEB und Kultusministerium nicht angenähert. Wie auch unter seiner Vorgängerin Christiane Staab schlage das Gremium vieles vor, "davon wird nicht so viel verwirklicht".

Staab hatte bereits im Januar völlig überraschend angekündigt, sie und ihre erste Stellvertreterin Sylvia Wiegert würden ihre Ämter zum März niederlegen. Begründet hatte Staab dies damit, dass das Beratungsgremium von der Politik nicht ernst genommen werde. Die Karlsruher Juristin hatte geklagt, die Vorschläge des Gremiums würden "nur der Form halber" angehört. "Teilen der Landesregierung" hatte das CDU-Mitglied Staab Realitätsferne vorgeworfen. Die Opposition hatte den Rücktritt Staabs nach fünf Jahren als "Denkzettel für die verfehlte Bildungspolitik der Landesregierung" gewertet und Staab genüsslich zur parteiinternen Kritikerin von Kultusminister Rau (CDU) stilisiert. Staab ist ebenfalls noch im Landeselternbeirat vertreten. Von ihr hatte Fiola Ende März den Vorsitz des LEB übernommen. Er war drei Jahre lang Staabs zweiter Stellvertreter gewesen.

Kultusministerin würdigt Fiola


Jahrelang hatten Debatten über die Hauptschulen und das Gymnasium das Gremium beschäftigt. Der LEB lehnte die neue Werkrealschule ab. Bei der Einführung des achtjährigen Gymnasiums meldeten die Elternvertreter schwerwiegende Bedenken an. Unter der Führung von Matthias Fiola rückten die Realschulen stärker in den Fokus. Dieses Engagement würdigte Kultusministerin Marion Schick (CDU) jetzt ausdrücklich. Sie selbst erinnert immer wieder gerne an die Bedeutung der Realschulen. Schick bezeichnete Matthias Fiola, dessen Kinder selbst diese Schulart besuchen, als "fachkundigen Ratgeber bei der Weiterentwicklung der Realschule". Diese Würdigung habe ihn gefreut, sagte der so Gelobte.

Am 8. Dezember wird der Landeselternbeirat einen neuen Vorsitzenden wählen. Bis dahin hat Christian Bucksch den geschäftsführenden Vorsitz inne. Er war seit März der erste Stellvertreter von Fiola. Auch der Ludwigsburger unterstreicht, dass "die Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium funktioniert". Wie Fiola macht auch der 47-jährige gebürtige Kölner keine Zerwürfnisse innerhalb des Gremiums aus. Bei 29 Mitgliedern seien nicht immer alle derselben Meinung , aber von Verwerfungen könne keine Rede sein. Bis zur Wahl des Vorsitzenden in knapp drei Wochen werde sich das Gremium neu sortieren. Bucksch selbst will niemandem vorgreifen, aber er könnte sich vorstellen, als erster Vorsitzender zu kandidieren. Bucksch hat zwei Kinder. Er ist wie Fiola Hausmann und hat viele Ehrenämter. Unter anderem ist er Elternbeiratsvorsitzender des Marbacher Friedrich Schiller-Gymnasiums. Der neue Landeselternbeirat konstituiert sich turnusmäßig am 1. April.