Vier Städte im Filstal wollen gemeinsam die Heimattage ausrichten. Bei einer Sitzung der vier Gemeinderäte soll der feierliche Startschuss fallen. Doch stattdessen gibt es einen Fehlstart, weil Göppingen die Veranstaltung boykottiert.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Die Bewerbung von Göppingen, Eislingen, Uhingen und Ebersbach um die gemeinsame Ausrichtung der baden-württembergischen Heimattage im Jahr 2020 wird von einer Verstimmung zwischen dem Göppinger Oberbürgermeister Guido Till (CDU) und seinem Gemeinderat überschattet. Zwar endete eine unverbindliche Probeabstimmung bei einer städteübergreifenden Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend in der Eislinger Stadthalle mit einer überwältigenden Mehrheit für das Projekt. Jedoch hatten sich daran fast nur Räte aus den drei anderen Städten beteiligt. Aus Göppingen waren lediglich die FDP-Frau Susanne Weiß sowie die Linken Christian Stähle und Philipp Siemer gekommen. Insgesamt zählt der Göppinger Gemeinderat 40 Stadträte.

 

„Der OB entscheidet im Hinterzimmer“

Von einem konzertierten Boykott der Sitzung wollte am nächsten Tag zwar niemand reden. Man könne es aber so interpretieren, räumte der SPD-Fraktionschef Armin Roos ein. Die Stimmung sei gereizt „und das ist noch untertrieben“. Ständig würden Dinge vom OB im Hinterzimmer entschieden, der Gemeinderat stehe vor vollendeten Tatsachen. „Es kann nicht sein, dass solche Bewerbungen stattfinden, ohne uns zu informieren“, schimpfte Roos. „Wir waren nicht eingebunden“, kritisierte auch der Grünen-Chef Christoph Weber.

Tatsächlich mussten die vier Städte ihr Konzept bereits zum 1. April im Stuttgarter Staatsministerium einreichen. Die obligatorischen Gemeinderatsbeschlüsse sollen nun nachgereicht werden. Der Eislinger OB Klaus Heininger verteidigte das gewählte Vorgehen. Um alle Räte gleichzeitig zu informieren, sollten bis zur gemeinsamen Sondersitzung am vergangenen Donnerstag keine Details nach außen dringen. Allerdings hatte Heininger seine Räte bereits vor einigen Wochen zumindest vorgewarnt. Göppingens Stadträte waren hingegen bis vor einer Woche ahnungslos. Da erhielten sie kommentarlos mit der Gemeinderatspost die Einladung zu der Eislinger Sitzung. Die meisten reagierten mit Desinteresse. „Was soll ich da?“, sagte zum Beispiel Wolfgang Berge (Freie Wähler).

Der OB wirbt verzweifelt am Telefon

So bleibt es bis zum nächsten Donnerstag spannend, ob die Bewerbung der vier Filstalstädte aufrecht erhalten bleibt. Dann entscheiden die Göppinger als letztes Gremium offiziell über die Heimattage. „Eigentlich kann man da ja gar nicht dagegen sein“, machte ein sichtlich irritierter Klaus Heininger nach der Sitzung am Donnerstagabend sich und seinen Kollegen Mut. Doch vermutlich kennt der Eislinger OB den Göppinger Gemeinderat nicht.

Till versuchte am Freitag nach StZ-Informationen, verlorenes Terrain in seinem Gemeinderat wieder gut zu machen. Einen nach dem anderen rief er an, um ihn für das Projekt zu begeistern und auf die Sondersitzung am kommenden Donnerstag aufmerksam zu machen. Doch nicht wenige zeigten ihm die kalte Schulter. „Ich weiß nicht, was die Heimattage hier sollen“, bekannte der Fraktionschef der Freien Wähler, Stefan Horn. Mit Eislingen sei Göppingen seit Jahrhunderten verfeindet. Zudem seien die Heimattage vom einstigen Ministerpräsidenten Hans Filbinger (CDU) initiiert worden. Mit dessen rechter Gesinnung habe er schon immer ein Problem gehabt.