Mit einem Blick hinter die Kulissen zeigen die Kuratoren des Landesmuseums, wie aus wertvollen historischen Objekten eine Ausstellung entsteht. In knapp acht Monaten soll die neue Schau „Wahre Schätze“ eröffnet werden.

Stuttgart - Antike Mumienporträts, aufgetragen auf dünnen Holztafeln, Exotika aus fremden Ländern, gesammelt von württembergischen Herzögen der Renaissance und Schlüsselfunde aus frühkeltischen Prunkgräbern, die ihresgleichen in Europa suchen. In knapp acht Monaten ist es so weit: Dann eröffnet das Landesmuseum am 21. Mai im frisch sanierten ersten Obergeschoss des Alten Schlosses die Dauerausstellung „Wahre Schätze“ und präsentiert die Herzstücke seiner Bestände in neuem Gewand. Rund 2000 Exponate sollen in die Welt der Kelten, Antike und Renaissance führen und damit die historischen Wurzeln Europas zu Tage fördern.

 

Während der Zeit bis zur Eröffnung arbeiten die zuständigen Kuratoren nicht nur auf Hochtouren an der Ausstellung, sondern lassen sich dabei auch über die Schulter blicken. Das Landesmuseum lädt mit einer Veranstaltungsreihe Interessierte dazu ein, einen Blick hinter die Kulissen im Rahmen der Neukonzeption zu werfen. Den Auftakt dazu machten der Kurator Thomas Hoppe, zuständig für die Bestände aus keltischen Prunkgräbern und Fürstensitzen und die Kuratorin Katharina Küster-Heise, die die herzogliche Kunstkammer betreut.

Die Schätze zeugen von Macht und Willen zur Repräsentation

Als Ziel haben sich die Kuratoren bei der Konzeption gesetzt, verschiedene Epochen und Wurzeln zusammenzubringen anstatt sie abgegrenzt voneinander darzustellen. „Die früheren Ausstellungsobjekte kommen jetzt konzentrierter zurück. Trotz aller Verschiedenheiten haben die Epochen viele Anknüpfungspunkte zueinander“, erklärte Thomas Hoppe das Konzept in seinem Vortrag. Denn wenn auch ein Keltenfürst ein ganz anderer als ein Fürst aus der Renaissance war, so zeugen die Schätze, die sie jeweils hinterließen, von Macht und Willen zur Repräsentation.

Das älteste europäische Kartenspiel und aztekische Federschilde

Weitere Bezüge entstehen durch die Sammlerpersönlichkeiten, die sowohl Lieferanten der Bestände als auch Thema der Ausstellung sind. Die Herzöge von Württemberg etwa bauten eine Kunstkammer mit Objekten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert auf, darunter in der Ausstellung zu bestaunen das älteste europäische Kartenspiel und zwei aztekische Federschilde, von denen es weltweit wohl nur noch vier gibt. „In der Ausstellung wollen wir unter dem Aspekt des Sammelns zeigen, wie damals geforscht, bestaunt und repräsentiert wurde. Mit ihren Kunstkammern konkurrierten die Herzöge untereinander“, so Küster-Heise. Auch um die Erforschung der keltischen Fürstensitze kümmerten sich Archäologen schon früh. Erstmals zu sehen sein wird ein Plan des Hügelgrabs Kleinaspergle im Kreis Ludwigsburg von 1879, der damals die keltische Grabkammer und die genaue Position der Objekte zeigte. „Auch für die Archäologie wollen wir die eigene professionelle Vergangenheit erstmals ins Zentrum stellen“, so Hoppe.

Damit die Besucher sich gut in die fernen Epochen einfühlen können, setzen die Kuratoren verschiedene Inszenierungen um. Die Grabhügellandschaft der Keltenfunde wird, wie Hoppe verrät, „mit runden Vitrinen nachempfunden, von denen aus man dann in einen sehr dunklen Raum kommt, der in die Ausgrabung beim Kleinaspergle in Form einer Stollengrabung zurückversetzt“. Viele Objekte geraten durch die neu gestaltete Ausstellung wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Auch dann soll das Museum aber alles andere als ein Endlager für die Objekte sein: „Wir arbeiten mit diesen ständig weiter“, sagt Hoppe.