Rolle rückwärts? Was macht die CDU mit den grün-roten Schulreformen, sollte sie 2016 wieder an die Macht kommen? Streit gibt es vor allem um G9 - was die Arbeitgeber auf die Palme treibt.

Rolle rückwärts? Was macht die CDU mit den grün-roten Schulreformen, sollte sie 2016 wieder an die Macht kommen? Streit gibt es vor allem um G9 - was die Arbeitgeber auf die Palme treibt.

 

Stuttgart - Baden-Württembergs Arbeitgeber fordern ein sofortiges Ende der Debatte um die richtige Dauer der Schulzeit bis zum Abitur. „Das unsägliche parteipolitische Gezänk gefährdet die Zukunft unserer Kinder“, sagte Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick am Freitag in Stuttgart. Die Politiker müssten zur schulpolitischen Vernunft zurückkehren, forderte Dick - und meinte damit sowohl die Vertreter der regierenden SPD als auch die der CDU. Durch täglich neue Vorschläge würden Schüler, Eltern, Lehrer und Wirtschaft nur unnötig verunsichert.

CDU-Fraktionsvize und Schulexperte Volker Schebesta hatte sich am Freitag in einem Positionspapier dafür ausgesprochen, allen Gymnasien die Möglichkeit zu geben, einen neunjährigen Zug anzubieten oder ganz zum neunjährigen Gymnasium (G9) umzustellen. Diese Wahlfreiheit zwischen G9 und dem Turboabi G8 hatte auch CDU-Landeschaf Thomas Strobl schon gefordert. Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten um die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2016, Guido Wolf, der „eine schnelle Rolle rückwärts“ bei dem Thema ausgeschlossen hatte.

Doch auch bei der SPD gab es zuletzt sehr unterschiedliche Äußerungen, was die Arbeitgeber auf die Palme bringt. Man müsse sich „ohne Wenn und Aber“ für G8 aussprechen, forderte Dick. Über den mittleren Abschluss, an Real- oder Gemeinschaftsschulen, mit anschließendem beruflichem Gymnasien stünden genügend G9-Optionen zur Verfügung. „Heute wird schon fast jede dritte Hochschulreife auf diesem G9-Weg erworben. Das zeigt, dass wir kein zusätzliches G9 benötigen.“

Auch Schebesta brachte eine neue Idee ein: So könne man die Entscheidung über den längeren oder kürzeren Weg um zwei Jahre verschieben. Sie müsse nicht bereits zur Klasse 5, sondern könne künftig erst nach Klasse 6 erfolgen. „Dann ist auf der Grundlage der ersten beiden Jahre besser zu beurteilen, welcher Weg für das Kind der richtige ist.“

Weder SPD noch CDU haben eine klare Linie dazu, ob die Gymnasialzeit im Südwesten acht oder wie früher neun Jahre dauern soll. Maximal 44 Gymnasien bieten inzwischen wieder G9 an, Teile der SPD wollen das auf 120 Schulen ausdehnen, Teile der CDU wollen eine generelle Wahlfreiheit an allen Gymnasien. Schebesta stellte sich aber noch in einem anderen Punkt gegen Wolf: Die von Grün-Rot eingeführten Gemeinschaftsschulen dürfe man nicht gleich wieder zum Auslaufmodell machen, forderte er.

Man dürfe von diesen Schulen nicht verlangen, dass sie ihr Konzept grundlegend ändern. Wolf hatte angekündigt, dass sich die Gemeinschaftsschulen unter möglicher CDU-Regie ab 2016 „weiterentwickeln“ müssten, „um in einer differenzierten Realschule zu landen“. Sprich: Das grün-rote Prestigeprojekt würde unter einem Ministerpräsidenten Wolf zum Auslaufmodell. „Die Gemeinschaftsschulen sollten die Freiheit bekommen, selbst zu entscheiden, ob und wie sie die Stärkeren und die Schwächeren zusammenfassen“, schrieb Schebesta.