Die Reaktionen im Südwesten auf den US-Präsidentschaftswahlsieg von Donald Trump sind gemischt. Es gibt aber auch Hoffnung, dass die traditionell engen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Baden-Württemberg und den USA nicht leiden.

Stuttgart - Die Landespolitik hat - je nach Parteienfärbung - teils mit Entsetzen, teils mit Besonnenheit auf den Sieg des Milliardärs Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl reagiert. Nach Ansicht von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) muss diese Wahl eine Warnung für die europäischen Länder sein. Man dürfe jene, die zweifelten und von Ängsten geplagt seien, nicht alleine lassen. „Wir müssen alles daran setzen, sie zu erreichen, mit ihnen zu reden und sie davon abhalten, den Weg der Rechtspopulisten einzuschlagen“, teilte Kretschmann am Mittwoch mit. Die westliche Welt lebe von ihren liberalen Werten, die erhalten bleiben müssten.

 

Der Koalitionspartner CDU rief zur Zusammenarbeit mit Trump auf, die SPD reagierte mit Entsetzen, die FDP mahnte zur Besonnenheit. Und die rechtspopulistische AfD sah in Trumps überraschend deutlichen Abschneiden gegen die Kandidatin Hillary Clinton einen „Sieg“ über die etablierten Parteien.

Wahlkampf hat Gräben gerissen

Vize-Regierungschef Thomas Strobl (CDU) setzt auf eine Fortsetzung der transatlantischen Zusammenarbeit mit den USA auch unter Trump. „Ich baue darauf, dass er weiß: Nach diesem Wahlkampf, der Gräben gerissen hat, muss er das amerikanische Volk wieder zusammenführen. Auch die deutsch-amerikanische Freundschaft müsse stark bleiben. „Und gerade für die Wirtschaft in Baden-Württemberg ist eine verlässliche Partnerschaft mit den USA außerordentlich wichtig“, teilte Strobl, der auch CDU-Bundesvize ist, mit.

SPD-Landtagsfraktionschef Andreas Stoch hätte diesen Wahlausgang nach eigenen Worten niemals für möglich gehalten. Trump sage bewusst die Unwahrheit, diskriminiere Minderheiten, habe ein sexistisches Frauenbild und habe im Wahlkampf völlig haltlose Versprechungen gemacht, kritisierte er. SPD-Landeschefin Leni Breymaier schrieb: „Testosteron und Aggression ziehen ins Weiße Haus ein. Das finde ich ziemlich bitter. Mein Frauenherz blutet.“

Aufruf zur Besonnenheit

Zur Besonnenheit rief FDP-Landeschef Michael Theurer auf. Im Umgang mit den USA sei nun ein kühler Kopf gefragt, meinte auch FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. „Diese Wahl stellt die Werte der westlichen Demokratie auf den Prüfstand. Der Trivialpopulismus wird immer mehr hoffähig“, sagte Rülke.

AfD-Fraktionschef Jörg Meuthen, der auch Bundesvorsitzender ist, sprach von einem „Sieg über das Establishment“. Dieser sei die Folge davon, dass die etablierten Parteien über Jahre am Volk vorbei regiert hätten, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Er setze darauf, dass Trump eine pragmatische Politik verfolge so wie in den 1980er Jahren der damalige US-Präsident Ronald Reagan. Allerdings sei Trumps Erfolg auch für ihn überraschend gewesen.