Anlässlich der Pläne der Landesregierung, wehren sich Wirtschaftsverbände gegen strengere Energieeinsparvorgaben für private und gewerbliche Altbauten in Baden-Württemberg.

Stuttgart - Die Wirtschaftsverbände wehren sich gegen strengere Energieeinsparvorgaben für private und gewerbliche Altbauten in Baden-Württemberg. Anlass sind Pläne der Landesregierung, die einen höheren Anteil erneuerbarer Energien beim Einbau neuer Heizungen vorschreiben will. Die strengeren Vorschriften sollen für Privatleute und Betriebe gelten, die ihre Heizungsanlage erneuern. Dadurch werde sich die Gebäudemodernisierung verteuern, befürchtet die Wirtschaft.

 

„Mit einer Kostenverdoppelung droht Baden-Württemberg beim Sanierungstempo weiter zurückzufallen“, sagte Klaus Picard, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes in Berlin, der Stuttgarter Zeitung. Das Vorpreschen der Landesregierung sei weder im Interesse von Verbrauchern noch im Sinne des Klimaschutzes, meinte Picard.

Auflagen nicht mehr nur für private Wohnungen und Häuser

In Baden-Württemberg gelten im Vergleich zu anderen Ländern strenge Vorschriften für Heizungserneuerungen in Altbauten. Seit 2010 müssen die Eigentümer im Land bei einem Heizungstausch mindestens zehn Prozent der Wärme aus Sonnenkollektoren, Erdwärme oder anderen erneuerbaren Energien decken. Nach den Plänen von Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sollen es künftig 15 Prozent sein. Außerdem sollen die Auflagen nicht mehr nur für private Wohnungen und Häuser, sondern auch für gewerbliche Gebäude wie Büros, Hotels und Krankenhäuser gelten. Das Umweltministerium wirbt für den Gesetzesplan mit dem Hinweis, dadurch sänken die Energiekosten.

Die Wirtschaftsverbände sind hingegen der Meinung, dass wegen der staatlichen Vorgaben viele Kunden den Kauf neuer Heizungen hinauszögerten. Diese Ansicht vertritt auch der Bundesindustrieverband Haus-, Energie- und Umwelttechnik, in dem die Hersteller versammelt sind. Baden-Württemberg sei bei der Modernisierung von Heizungen zurückgefallen, hieß es. Dabei könne mit modernen Heizungen viel Energie gespart werden. Die Verbraucher scheuten aber die hohen Kosten für erneuerbare Energien.

Untersteller sieht keine negativen Effekte durch das Gesetz

Umweltminister Untersteller hält die Kritik für ungerechtfertigt. Negative Effekte durch das Gesetz sieht er nicht. Die Nachfrage nach neuen Heizungen habe sich in Baden-Württemberg kaum anders entwickelt als anderswo, so Untersteller.

Dem widerspricht der Mineralölwirtschaftsverband, der sich auf Statistiken der Schornsteinfeger beruft: Die Zahl der älteren und kleineren Heizungen, die vor 1990 eingebaut wurden, habe von 2006 bis 2012 in Bayern um 41 Prozent abgenommen. In Baden-Württemberg sei die Zahl älterer Heizungen nur um 31 Prozent gesunken. Im Land gebe es somit Nachholbedarf. Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, das einen Mindestanteil an erneuerbaren Energien vorschreibt, wurde von der schwarz-gelben Regierung beschlossen und gilt seit 2010. Grün-Rot will die Regelung verschärfen.