Was halten die Bürger wirklich von ihren Bürgern und Helfern? Das lässt Innenminister Reinhold Gall in einer Umfrage klären.  

Stuttgart - Innenminister Reinhold Gall (SPD) und die Polizei gehen ins Detail. Sie wollen ganz genau wissen, wo die Bürger der Schuh drückt, wie Gall erklärt. Dazu gibt es gegenwärtig in allen Polizeidirektionen des Landes telefonische Umfragen. In Stuttgart wird allerdings erst im kommenden Jahr gefragt.

 

Den Anfang haben Waiblingen, Calw, Biberach, Lörrach, Tuttlingen und Waldshut gemacht. Die ersten Ergebnisse stimmen die Ordnungshüter optimistisch. Die Qualität der Arbeit sei mit einem Gut bewertet worden, teilt Gall mit. Die Interviewer sammeln allgemeine Eindrücke, wollen aber auch Einzelheiten wissen. Wie sicher fühlen sich die Bürger in ihren Wohngebieten? Wie sicher bei Tag, wie sicher in der Dunkelheit? In Lörrach etwa haben 96,4 Prozent der Einwohner im Landkreis tagsüber keine Angst, bei Dunkelheit fühlen sich nur noch 76,8 Prozent sicher. In Waldshut wähnen sich 95 Prozent tagsüber vollkommen sicher, nachts sind es noch 83 Prozent.

Befragungen werden regelmäßig wiederholt

Wollen die Bürger auf den Straßen mehr Streifen sehen? Gibt es in der Umgebung Orte, um die die Bürger lieber einen Bogen machen? So etwas muss die Polizei für ihre künftige Aufstellung wissen. Unter den 25 Fragen sind aber auch solche zum Erscheinungsbild und zum Verhalten der Beamten. Wer auf dem Revier zu tun hatte, soll berichten, ob er sich ernst genommen fühlte, ob die Beamten sich auskannten oder ob man zu lange warten musste. Auch die Wartezeiten bei einem Unfall sind Gegenstand der Befragung.

Generell wünschen sich die Bürger von Waiblingen bis Waldshut, dass sich die Polizei mehr um schnelles Fahren, um Ruhestörungen und Sachbeschädigungen in den Wohngebieten kümmert. Das gab das Innenministerium als erstes Zwischenergebnis der Befragungen in den ersten Polizeidirektionen bekannt. Im September ist die Umfrage im Bereich der Polizeidirektion Sigmaringen geplant. Die meisten anderen Bezirke, darunter auch die Polizeipräsidien Mannheim und Karlsruhe, sollen die Befragung bis zum Jahresende abgeschlossen haben.

Erst im Frühjahr 2012 können Bürger in Stuttgart, Freiburg und Heidenheim mit einem Anruf zur Bewertung der Polizeiarbeit rechnen. Dort sind die Polizisten mit anderem zu sehr eingespannt: In Stuttgart mit dem Bahnprojekt Stuttgart 21, in Freiburg mit dem Papstbesuch und in Heidenheim läuft noch die Sonderkommission zum Fall der getöteten Bankiersfrau Maria Bögerl. Telefonisch befragt werden 1000 bis 1500 Bürger zwischen 18 und 80 Jahren. Innenminister Gall betonte, eine bürgernahe Polizei brauche solche Meinungsbilder und sei auf frühzeitige Hinweise auf negative Entwicklungen angewiesen. Er deutete an, dass die Befragungen regelmäßig wiederholt werden sollten.