Zwei Saisonarbeiter haben im November eine junge Frau in Leutenbach missbraucht. Nun stehen sie wegen Vergewaltigung vor dem Stuttgarter Landgericht.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Leutenbach - Nach einem Streit mit ihrem Freund ist eine 31-jährige Frau in der Nacht zum 27. November völlig außer sich gegen 2 Uhr aus ihrer Wohnung in Leutenbach-Nellmersbach auf die Straße gelaufen. Ziellos ging sie die Straße entlang, wo ihr zwei völlig fremde Männer begegneten, die mit Fahrrädern unterwegs waren. Sie fragten, warum sie weine und ob sie ihr helfen könnten. Ein Stück gingen die drei gemeinsam die Straße entlang, und der ältere der beiden Männer bot schließlich Zigaretten an. Auf einer Parkbank am Ortsrand setzten sie sich hin.

 

„Hat sich die Frau hingesetzt, oder haben Sie sie gepackt und auf ihren Schoß gezogen“, fragt der Vorsitzende Richter Joachim Holzhausen, als der 39-jährige Angeklagte behauptet, die Frau habe sich zwischen ihn und seinen 20-jährigen Begleiter gesetzt. „Ich hab sie am Handgelenk gepackt und auf die Bank gezogen“, gibt er nach mehrmaligem Nachhaken des Richters zu. Schließlich gesteht er auch, die Frau kurz darauf vergewaltigt zu haben.

„Ich habe gewusst, was los ist, als ich sie schreien hörte.“

„Ich habe sie genommen und über die Straße befördert“, sagt der Saisonarbeiter, der zusammen mit seinem Begleiter, dem Freund seiner Tochter, auf einem Hof im Nachbarort beschäftigt war. Auf dem Acker neben der Straße habe er ihr die Hose heruntergezogen und sich an ihr vergangen. „Ich habe gewusst, was los ist, als ich sie schreien hörte, und bin hin gegangen“, sagt der 20-Jährige, dem sein Begleiter bedeutet hatte, er solle die Fahrräder halten. „Ich habe ihn angeschrien, er soll sie in Ruhe lassen“, teilt er über einen Dolmetscher mit. Er spreche kein Deutsch, habe deshalb nicht verstanden, dass sie um Hilfe rief.

Allerdings muss ihm klar gewesen sein, was sich da vor seinen Augen abspielte. Die Frau wehrte sich verzweifelt, kratzte ihren Peiniger und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Dieser schlug sein Opfer mehrmals heftig gegen den Kopf. Schließlich ließ er von ihr ab. „Es war, als käme ich wieder zu mir“, sagt er vor Gericht. Er habe der Frau aufgeholfen, dann seien er und sein Begleiter auf den Rädern weggefahren.

Sein jüngerer Begleiter hatte während der Vergewaltigung tatenlos daneben gestanden, wie er zugibt. „Es tut mir unendlich leid. So etwas wird nie wieder vorkommen“, sagt der 20-Jährige am Ende seiner Aussage. Er steht wegen Beihilfe zur Vergewaltigung vor Gericht. Ob es sein erster Auslandsaufenthalt sei, will der Vorsitzende Richter wissen. Der 20-Jährige nickt. Seit dem 2. Dezember sitzt er wie der Vater seiner Freundin in Untersuchungshaft.

Der jüngere Angeklagte zeigt Reue

Er habe Angst vor dem 39-Jährigen gehabt, sagt der Mitangeklagte. Dieser habe ihm gedroht, er werde ihm das Leben zu Hause in Rumänien schwer machen, wenn er der Polizei etwas erzähle. Wenige Tage später hätten sie abreisen wollen. Die Drohungen bestreitet der 39-Jährige. Allerdings hatte er während eines Verhörs behauptet, der Jüngere habe die Frau an den Händen festgehalten. Das nimmt er vor Gericht zurück. Warum er das behauptet habe, will der Vorsitzende Richter wissen. „Vielleicht, weil ich geglaubt habe, nicht bestraft zu werden.“

Beide Angeklagte sind nicht vorbestraft. Der 39-Jährige betreibt in Rumänien einen Obst- und Gemüsehandel auf dem Markt seiner Heimatstadt. Die Arbeit als Erntehelfer in Deutschland mache er seit sieben Jahren. In der Abwesenheit führe seine Frau zusammen mit den Kindern die Marktgeschäfte, berichtet er. Zwischen zwei und sechs Monaten dauerten die Aufenthalte, außer der Erntearbeit verrichte er auch andere Tätigkeiten wie Bäume schneiden oder Obst sortieren. Der jüngere Angeklagte, der eine Ausbildung zum Elektroniker gemacht hat, war zum ersten Mal mit in Deutschland. Gefragt, wie er sich denn seine Zukunft vorstelle, sagt er, dass er Elektrotechnik studieren wolle. Der Prozess wird am kommenden Montag fortgesetzt.