Ein 62-Jähriger muss sich wegen Betrugs in zehn Fällen vor dem Landgericht Heilbronn verantworten. Wegen elf ähnlicher Fälle wurde er bereits vom Amtsgericht Marbach verurteilt.

Murr - Seine Kunden hatten ihm vertraut – offenbar zu Unrecht. Denn statt deren Geld so anzulegen wie vereinbart, soll ein 62-jähriger Investmentberater, der zur Tatzeit in Murr wohnte, das Vermögen seiner Klienten für sich selbst ausgegeben haben. Auf diese Weise veruntreute er zwischen 2008 und 2010 rund 560 000 Euro. Vor dem Landgericht Heilbronn ist er nun wegen Betrugs angeklagt, das Verfahren wurde am Montag eröffnet.

 

Der Angeklagte ging immer auf die gleiche Art vor. Er gaukelte seinen Kunden vor, ihr Geld überaus gewinnbringend anlegen zu können. So schloss er mit ihnen Darlehensverträge mit einem Zinssatz von sieben, acht oder zehn Prozent ab und garantierte bei angeblichen Anlagen – beispielsweise in Hochhausprojekte im Nahen Osten – bis zu 15 Prozent Rendite. Doch das Geld wurde nie investiert. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 62-Jährige nie vorhatte, das Vermögen seiner Kunden anzulegen, sondern von vornherein darauf spekulierte, es für persönliche Ausgaben zu nutzen. Vier Anleger habe er im Rahmen von insgesamt zehn Darlehens- und Investitionsverhandlungen über die Verwendung von rund 560 000 Euro getäuscht, heißt es in der Anklage.

Der Mann aus Murr hatte bis zu diesen Vorfällen ein straffreies Leben geführt. Nach seinem Schulabschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann und war mehr als 20 Jahre lang bei einer großen Bank angestellt, zunächst als einfacher Angestellter, zuletzt als Chef einer Niederlassung. Er habe immer an der Spitze des Unternehmens gearbeitet, sich aber nie etwas zuschulden kommen lassen, betonte der 62-Jährige vor dem Landgericht.

Nach dem, was der Angeklagte vor Gericht erzählte, begann die Abwärtsspirale offenbar mit dem verhängnisvollen Verkauf seines Bungalows vor einigen Jahren. Er habe damals zunächst versucht, die Immobilie über einen Makler zu veräußern, habe es dann aber geschafft, sie selbst zu verkaufen. Dennoch habe der Makler ihm eine Rechnung über 7500 Euro ausgestellt. Er habe es abgelehnt, Geld für eine nicht erbrachte Leistung zu zahlen, berichtete der 62-Jährige. Doch der Makler habe nicht locker gelassen, schließlich sei sogar ein Gerichtsvollzieher geschickt worden. Als dies an seiner Arbeitsstelle bekannt wurde, habe er seinen Job verloren und sei anschließend etwa zwei Jahre arbeitslos gewesen. Inzwischen sei er wieder als Angestellter eines Immobilienvertriebs tätig.

Doch lange wird er vermutlich nicht mehr dort arbeiten können. Denn der Richter machte in der Verhandlung am Montag deutlich, dass er kaum eine Chance dafür sehe, dass der Angeklagte noch mit einer Bewährungsstrafe davon kommen könnte. Dafür seien die Taten zu zahlreich und die veruntreute Summe zu hoch – zumal der 62-Jährige 2012 bereits wegen elf ähnlicher Fälle vom Amtsgericht Marbach zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt wurde.

Allerdings erklärten sich das Gericht, die Staatsanwaltschaft und der Angeklagte samt Verteidiger bereit, sich bei einem Geständnis auf ein Strafmaß zwischen drei Jahren sowie drei Jahren und drei Monaten zu verständigen. Die Aussage des 62-Jährigen ist für Mittwoch, 29. April, ab 9 Uhr geplant. Neben einer Zeugenaussagen sind auch die Plädoyers und die Verkündung des Urteils vorgesehen.