Der ehemalige Bundesligaprofi Walter Kelsch hat vor dem Landgericht Stuttgart gestanden, mehrere Privatpersonen um Hundertausende Euro geprellt zu haben. Auf den 61-Jährigen warten noch weitere Verfahren.

Stuttgart - Der Fall ist tief. Vom gefeierten Fußballprofi zum verurteilten Betrüger. Und es könnte noch schlimmer kommen. Denn auf Walter Kelsch, einst Profi bei den Stuttgarter Kickers, dann Meister mit dem VfB Stuttgart und Nationalspieler, warten noch zwei weitere Verfahren.

 

Am Mittwoch hat die 16. Strafkammer des Landgerichts Stuttgart den 61-Jährigen wegen achtfachen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. Der Ex-Bundesligaprofi muss 200 Arbeitsstunden ableisten. Das Gericht benötigte für das Urteil nur wenige Stunden, denn Kelsch hat über seinen Verteidiger ein Geständnis abgelegt. Vor dem Prozess war avisiert worden, dass es bei einem Geständnis zu einer Bewährung reichen könnte.

Am Ende war das ganze Geld weg

806 000 Euro soll sich Kelsch in den Jahren 2010 und 2011 von Freunden und anderen privaten Geldgebern geliehen haben, um zwei angeblich lukrative Bauprojekte in Weil der Stadt im Kreis Böblingen und im Hospitalviertel in der Stuttgarter Innenstadt verwirklichen zu können. Zwischen sechs und zehn Prozent Zinsen hatte Kelsch seinen Geldgebern versprochen. Eine Zeit lang hatte der Angeklagte die Zinsen auch bezahlt – dann nicht mehr. Am Ende war das ganze Geld weg.

Kein Wunder: Laut den Finanzermittlern hatte Kelsch, der seit 1990 als selbstständiger Projektentwickler im Immobilienbereich arbeitete, einen monatlichen Finanzbedarf von 27 000 Euro. Rund 5000 Euro davon zahlte er für Leasingraten an Audi, Porsche und Mercedes Benz. Er stopfte Löcher, bezahlte Lebensversicherungen für sich und seine Frau und überwies seinem Sohn auch mal 30 000 Euro. Jetzt habe er sein ganzes Vermögen verloren und lebe von seiner Rente in Höhe von 750 Euro, so Kelsch.

Kelsch wirft seinen Gläubigern einen „Rachfeldzug“ vor

In dem von seinem Verteidiger vorgetragenen Geständnis spricht Kelsch davon, das ihm die „Sache entglitten“ sei und dass er falsche unternehmerische Entscheidungen gefällt habe. Er sagt aber auch, er sei als Unternehmer zum „Freiwild“ der Behörden geworden und seine Geldgeber, die einst seine Freunde gewesen seien, führten einen „Rachefeldzug“ gegen ihn. Es sei nie seine Absicht gewesen, jemanden zu schädigen.

Die geprellten Geldgeber sehen das anders. Ein Ehepaar, das laut eigener Aussage mehr als zwei Millionen Euro verloren hat, soll Kelsch 2010 in einem Fall ein Darlehen von 216 000 Euro für ein Heim für betreutes Wohnen in Weil der Stadt gewährt haben. Kelsch habe unter anderem gesagt, er besitze das Baugrundstück. Das war laut Staatsanwaltschaft gelogen. Das Paar schoss weitere 60 000 Euro nach – um einen „finanziellen Engpass“ überbrücken zu helfen.

2011 habe er mit dem Projekt Firnhaberstraße seine ganzen finanziellen Probleme lösen wollen, so der Angeklagte. Das Vorhaben stieß auf öffentliches Interesse. An der Firnhaberstraße 1 bis 3, wo ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus entstehen sollte, befand sich damals das wohl älteste Gebäude Stuttgarts – ein Wengerterhaus, das Experten auf die Zeit um 1650 schätzten.

Inzwischen steht dort das geplante Wohn- und Bürohaus. Allerdings ohne Zutun Walter Kelschs. Nachdem er von einem Freund, von einem Bekannten und von einer Familie, die in dem neuen Gebäude zwei Stockwerke für Büros kaufen wollte, über 500 000 Euro als Darlehen aufgenommen hatte, fiel das Kartenhaus in sich zusammen. 2013 verkaufte Kelsch das Grundstück an der Firnhaberstraße an eine Firma aus Leinfelden-Echterdingen. Von dem Erlös ist offenbar nichts übrig. Seine Gläubiger gehen leer aus. Insgesamt soll Kelsch mehr als drei Millionen Euro eingesammelt haben. Die Staatsanwaltschaft konzentrierte sich indes auf 806 000 Euro. Alles andere ist verjährt.

Die Gläubiger gehen leer aus

Die Geschädigten sind entrüstet bis verbittert. Plötzlich sei Walter Kelsch nicht mehr erreichbar gewesen. Und wenn doch, sei man von ihm vertröstet worden. Einmal habe es geheißen, Kelsch warte auf fünf Millionen Euro aus London, dann habe er geklagt, seine Architekten hätten ihn über den Tisch gezogen. Und auch die Denkmalschützer würden ihm in Sachen Wengerterhaus das Leben schwer machen.

Ein Geldgeber hatte Kelsch seine gesamte Altersversorgung überlassen – in der Hoffnung auf die vereinbarten Zinsen. „Er hat mich und meine Familie in eine katastrophale Lage gebracht“, so der Mann.