Einem wegen Mordversuchs angeklagten 25-Jährigen droht die Unterbringung in der Psychiatrie.

Schorndorf - Um Mordversuch und schwere Brandstiftung in gleich mehreren Fällen geht es bei einem Prozess, der jetzt am Landgericht Stuttgart begonnen hat. Einem 25-jährigen Asylbewerber aus Gambia wirft die Staatsanwaltschaft vor, er habe im März dieses Jahres in einer zur Asylbewerber-Unterkunft umfunktionierten Sporthalle in Schorndorf ein mit Sonnenblumenöl getränktes Handtuch zwischen seine Schlafstätte und ein Nachbarbett gesteckt und dieses angezündet. Die Tat soll gegen 22.30 Uhr passiert sein.

 

Die Flammen hatten in jener Nacht nicht auf die Betten oder Unterkunftseinrichtung übergegriffen, weil das brennende Handtuch von allein erlosch. Der Sicherheitsdienst in der Halle war damals auf den Brand aufmerksam geworden, musste allerdings nur noch die Glut löschen. Die weiteren neun Personen in jenem Abschnitt der Unterkunft blieben unversehrt. Der 25-Jährige habe aber körperliche Schäden oder gar Todesfälle in Kauf genommen, so die Anklage. Weil die Tat überdies nachts in heimtückischer Weise ausgeführt worden sei, lautet die Anklage nicht nur auf schwere Brandstiftung in mehreren Fällen, sondern auch auf mehrfachen Mordversuch.

Von Stammheim in die Klinik Weissenau

Der Mann, der offenbar seit längerem schubweise an Wahnvorstellungen leidet, wurde direkt nach dem Vorfall verhaftet und zunächst nach Stammheim gebracht. Von 4. April bis 20. Mai war er im Vollzugskrankenhaus auf dem Hohenasperg und ist seitdem in der Klinik für Forensische Psychiatrie Weissenau untergebracht.

Er wolle sich weder zu den Vorwürfen, noch zu seiner Person äußern, ließ der 25-Jährige über Dolmetscher und Anwalt wissen. Er bestätigte auf Nachfrage der Vorsitzenden Richterin der Ersten Schwurgerichtskammer, Renate Rieker-Müller, zunächst lediglich seinen Namen und die Herkunft aus Gambia.

Indirekt hatte er allerdings im Gespräch mit dem Psychiater und Gutachter Stephan Bork zugegeben, das Feuer gelegt zu haben. Bei diesen Gesprächen im Mai habe der Mann berichtet, dass er seit 2011 immer wieder krank werde, dann Stimmen höre, die ihn beschimpften, beleidigten und aufforderten „mach dies, mach das“. Er traue dann niemandem mehr, habe Angst, dass andere ihm etwas antun könnten. In seiner Familie glaube man, er habe einen bösen Geist. Schon in Spanien, wo er offenbar spätestens seit 2005 gelebt hat, sei er deshalb mehrmals in Kliniken in Behandlung gewesen. Er merke nicht, wann die Krankheit komme, habe der Mann berichtet. Er hatte aber wohl den Mitbewohnern in der Schorndorfer Unterkunft gesagt, dass er manchmal krank sei, und sie auf ihn aufpassen müssten.

Flucht nach Spanien, dann nach Deutschland

Im Gespräch im Mai ging es auch um die Herkunft des Beschuldigten. Widersprüchlichen Angaben zufolge könnte der Gambier, der nach eigener Erzählung offenbar zu Hause bereits mit fünf Jahren in der elterlichen Landwirtschaft mitgearbeitet und nie eine Schule besucht hat, bereits mit elf Jahren im Jahr 2002 nach Spanien gekommen sein. Im Heimatland gebe es keine Demokratie, habe er dazu gesagt und für einen Tag Arbeit bekomme man lediglich 1,20 Euro. In Spanien habe er zunächst immer wieder gearbeitet, um Eltern und Geschwister in Gambia zu unterstützen. Im August 2015 war er dann in Deutschland angekommen und hat Asyl beantragt.

In kurzen Anmerkungen zum Bericht des Gutachters betonte der Beschuldigte, er habe das Handtuch nicht mit Öl getränkt und er höre auch keine Stimmen. Der Prozess im Landgericht wird Anfang kommender Woche fortgesetzt.