Ein seit mehr als zwei Jahren andauernder Prozess um einen mutmaßlichen Millionenschwindel geht voraussichtlich am Dienstag zu Ende. Etliche Anleger sollen um 20 Millionen Euro betrogen worden sein.

Stuttgart - Das Landgericht Stuttgart plant, am 7. März das Urteil in einem Prozess zu verkünden, der alle Dimensionen gesprengt hat. Seit Ende März 2014 läuft vor der 6. Wirtschaftsstrafkammer die Hauptverhandlung gegen zwei 63 Jahre alte Männer, die mehr als 560 Anleger aus Deutschland, aus der Schweiz und aus anderen europäischen Ländern um rund 20 Millionen Euro betrogen haben sollen. Beide Angeklagten bestreiten ihre Schuld. Bisher sind fast 200 Verhandlungstage absolviert.

 

Die Angeklagten sollen ihren Anlegern ein „einzigartiges Produkt mit hervorragender Zukunft“ und mit „enormem Wachstumspotenzial auf dem Weltmarkt“ versprochen haben: Nicstic, eine E-Zigarette ohne Tabak, die nicht qualmt und die den Raucher ohne weitere gesundheitsschädliche Substanzen mit Nikotin versorgt. Zwischen 2004 und 2007 sollen die Angeklagten erfolgreich für den Nikotinstängel getrommelt haben. Das Ding wurde über Vertriebsgesellschaften, per Telefonakquise und mit groß aufgezogenen Werbeaktionen angepriesen. Hunderte Anleger ließen sich von dem „enormen Wachstumspotenzial“ überzeugen und kauften Anteile im Wert von rund 20 Millionen Euro. Laut Staatsanwaltschaft erreichte Nicstic jedoch nie Marktreife. Ursprünglich sollte Nicstic ab 2006 in den Läden stehen. Das Geld der Anleger war weg.

Der Prozess hat den Rahmen gesprengt

Der Nicstic-Prozess hat den üblichen Rahmen eines Betrugsfalls gesprengt. Die Ermittlungsakten umfassten bei Prozessbeginn 320 Stehordner. Inzwischen sind es mehr als 438 Ordner. Darüber hinaus wurden 118 Umzugskartons an Beweismitteln sowie 20 Computer, Laptops und Festplatten mit einem Datenumfang von sechs Terabyte sichergestellt. Die Kammer hat bisher über 80 Zeugen gehört, darunter 13 in der Schweiz. Die Verteidigung hat mehr als ein Dutzend Befangenheitsanträge gegen die Richter und mehr als 180 Beweisanträge gestellt. Weil die beiden Angeklagten gesundheitlich angeschlagen sind, war bei jedem Prozesstag ein Rechtsmediziner anwesend. Am kommenden Dienstag um 9.30 Uhr soll Schluss sein.