Weil sein Drogendealer ihn und seine schwangere Freundin bedroht haben soll, hat ein 19-Jähriger mit zwei Komplizen einen Supermarkt überfallen.

Stuttgart - Es gibt nichts zu taktieren – schließlich ist der mutmaßliche Komplize der beiden Angeklagten, die sich seit Montag vor dem Landgericht verantworten müssen, bereits verurteilt worden. Und er hatte in seinem Prozess ein Geständnis abgelegt. So halten es jetzt auch die zwei 19 und 17 Jahre alten Männer vor der 2. Jugendstrafkammer. Sie sollen einen Supermarkt in Stuttgart-Hofen überfallen haben.

 

Drogenschulden sollen der Grund für den bewaffneten Überfall gewesen sein. Das sagt der 19-Jährige, der von Verteidiger Bernd Kiefer vertreten wird. Er habe Schulden im vierstelligen Bereich bei seinem Marihuanahändler angehäuft gehabt, sagt der Angeklagte. Und der Dealer habe das gar nicht gut gefunden. „Er sagte, er wisse, wo meine damals schwangere Freundin wohne“, so der 19-Jährige über den Dealer. „Ich solle so schnell wie möglich zahlen, sonst passiere etwas Schlimmes“, sei ihm gedroht worden. Schläge habe er sich bei dieser Gelegenheit auch eingefangen.

Maskiert zum Supermarkt gelaufen

Auch der bereits verurteilte 21-jährige Mann habe bei dem Drogenhändler in der Kreide gestanden, heißt es. Also sei man auf die Idee gekommen, einen Supermarkt zu überfallen. Wie der 17-Jährige ins Bild passt, wird der Lauf der Hauptverhandlung zeigen.

Am 16. September vorigen Jahres traf sich das Trio auf einem Spielplatz nahe dem Supermarkt am Kapellenweg in Hofen. Der 21-Jährige soll für Kapuzenjacken und für Tücher zum Maskieren gesorgt haben. Der Jüngste im Bunde steuerte offenbar eine Schreckschusswaffe bei. Mit übergezogenen Kapuzen, Tüchern vor dem Gesicht und Sonnenbrillen marschierte das auffällige Trio zu dem Supermarkt, den die Männer gegen 17.30 Uhr betraten. Der 21-Jährige bedrohte die Kassiererin, die anderen zwei Räuber sollten dafür sorgen, dass niemand die Polizei rief. „Wo sind die Fünfziger?“, soll der bewaffnete Räuber die Kassiererin angeherrscht haben. Dann griff er in die offene Kassenschublade und bediente sich.

Ursprünglich habe man noch den Tresor vom Filialleiter öffnen lassen wollen, so der 21-Jährige in seinem Prozess. Doch eine Kundin hatte vor dem Eingang des Supermarkts bereits „Überfall, Polizei!“ gerufen. Also traten die Räuber die Flucht an. Ihre Beute: knapp 350 Euro.

Die Kassiererin ist traumatisiert

Die Kassiererin, die damals im September nicht wissen konnte, dass sie nicht mit einer scharfen Waffe, sondern mit einer Schreckschusswaffe bedroht worden war, konnte nach dem Vorfall nicht mehr arbeiten. Sie ist traumatisiert.

Auf den 19-Jährigen kommt noch mehr zu. Bei seiner Festnahme knapp einen Monat nach dem Überfall stellte die Polizei rund 50 Gramm Marihuana in seinem Zimmer in Bad Cannstatt sicher. So blüht ihm neben dem besonders schweren Raub noch eine Strafe wegen Drogenhandels.

Der 21-Jährige ist im Frühjahr bereits von der 4. Jugendstrafkammer des Landgerichts zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Im aktuellen Prozess gegen seine mutmaßlichen Komplizen soll neben anderen Zeugen auch ein Richter gehört werden. Der Jurist war während des Überfalls an der Supermarktkasse gestanden. Ob der 19-jährige Angeklagte den Namen des Drogendealers preisgibt, ist unklar. Der Prozess wird fortgesetzt.