Mit dem Programm „Landleben-live“ vom evangelischen Bauernwerk lebt und arbeitet Adrian Haas auf dem Bauernhof der Familie Ludmann.

Weilimdorf - Adrian Haas ist ein Glücksfall für die Familie Ludmann. Der Vierzehnjährige wohnt und arbeitet zum vierten Mal für einige Tage auf dem Hof der Weilimdorfer Landwirtsfamilie und packt dort mit an, wo gerade Hilfe nötig ist. „Ich mache eigentlich alles auf dem Hof“, sagt Adrian. Am Morgen hat er mit dem Silageschneider das Tierfutter in Blöcke geschnitten, diese dann mit dem Schlepper in den Stall gefahren, den Stall ausgemistet und das Futter verteilt – und bis Mittag ist noch eine Weile hin. Nur das Melken überlässt er doch lieber Thomas Ludmann oder dessen Vater.

 

Zum ersten Mal war Adrian im vergangenen Jahr in den Sommerferien bei den Ludmanns auf dem Schelmenhof. Vermittelt hatte den Aufenthalt damals das Evangelische Bauernwerk mit seinem Programm „Landleben-live“. Rund 70 Jugendliche nehmen dieses Jahr daran teil, berichtet Veronika Grossenbacher, die beim Bauernwerk das Programm koordiniert. „Mehrheitlich sind es Jugendliche, die mal ins Landleben und in die Landwirtschaft hineinschnuppern wollen“, sagt Grossenbacher. Aber einige der Teilnehmer hätten bereits Erfahrungen in der Landwirtschaft und nutzen die Zeit zur beruflichen Orientierung.

Thomas Ludmann hat gute Erfahrungen gemacht

So wie Adrian. Seine Großeltern hatten bis vor einigen Jahren selbst einen Hof, wo er mitgearbeitet hat. Seit sie die Landwirtschaft aufgegeben haben, hilft er bei benachbarten Bauern in seiner Heimat im Welzheimer Wald. „Das steckt bei mir im Blut“, sagt der Vierzehnjährige. Seine Mutter habe ihn im vergangenen Jahr auf das Programm des Bauernwerks aufmerksam gemacht. Auf dem Schelmenhof hat es ihm dann so gut gefallen, dass er immer wieder kommt. „Ich liebe das Landleben und das Arbeiten mit den Tieren.“ Am meisten Spaß bereitet ihm aber das Schlepperfahren, das mache er auch zuhause am liebsten. Allerdings muss er zum Grubbern, Schwadern oder Pflügen immer zu den Äckern gefahren werden, da er mit seinen 14 Jahren noch keinen Führerschein hat.

„Mit den Maschinen und der ganzen Technik kennt er sich echt gut aus“, sagt Thomas Ludmann. Für ihn sei das natürlich schon eine Erleichterung. Aber auch mit Jugendlichen, die beim Landleben-live erstmals mit der Landwirtschaft in Berührung kommen, hat Ludmann bislang nur gute Erfahrungen gemacht: „Die ersten Tage muss man sie etwas mehr anleiten, aber dann sehen sie schon wie’s läuft.“ Meist kämen die Jugendlichen auf den Hof, weil sie wissen wollen, wo ihr Essen herkommt und wie Lebensmittel erzeugt werden. „Und dann sehen sie gleich noch, dass man abends auch mal müde sein kann“, sagt der Landwirt und lacht.

Die Jugendlichen bekommen Taschengeld

In der Regel blieben die Jugendlichen zwei Wochen auf dem Hof, sagt Ludmann. Einmal habe einer spontan verlängert: „Der hat gesagt: ,Mir schmeckt das Essen so gut, ich bleibe noch eine Woche länger‘“. Denn zum Landleben-live gehört auch, dass die Teilnehmer nicht nur auf dem Hof arbeiten, sondern auch dort leben. „Die sind voll integriert ins Familienleben“, erzählt Thomas Ludmann. Auch Adrian sagt, er fühle sich, als ob er zur Familie gehöre. Gearbeitet und gegessen wird gemeinsam, die Jugendlichen haben ein eigenes Zimmer auf dem Hof und bekommen ein Taschengeld, je nach Alter zwischen 25 und 35 Euro pro Woche.

Damit ist klar: Wegen des Geldes macht das niemand. Das Taschengeld sei eher eine symbolische Wertschätzung für die Teilnehmer, sagt Veronika Grossenbacher: „Das soll keinen Lohncharakter haben.“ Die Jugendlichen seien zwar in den Tagesablauf eingebunden, sollten aber nicht als Arbeitskräfte betrachtet werden. Im Vordergrund stünde vielmehr, einmal ins Landleben reinzuschnuppern. Neben der Motivation dazu seien das Mindestalter von 14 Jahren und die Bereitschaft, neue Menschen kennenzulernen, die einzigen Teilnahmevoraussetzungen, sagt Grossenbacher.