Dass sich der Göppinger Landrat Edgar Wolff in seiner Freizeit auf dem Sattel eines Fahrrads verausgaben kann ist weithin bekannt. Für ein weiteres Hobby braucht er allerdings, wie so oft auch im Alltag, Geduld. Wolff puzzelt mit Begeisterung.

Kreis Göppingen - Einen wie ihn nennt der Schwabe einen „Wuhler“. Spätestens um 6 Uhr in der Früh ist Edgar Wolff an seinem Schreibtisch im Landratsamt anzutreffen. Das bisschen Freizeit, das er hat, teilt er auf zwischen Familie, Haushalt und Radfahren. Wobei der Begriff Radfahren irreführend ist. Der Landrat Wolff saust auf einem Rennrad durch die Lande. Das ist bekannt. Sportlich nennt er das, andere nennen es verrückt, ein bisschen wenigstens.

 

Weniger bekannt ist dagegen, dass Edgar Wolff auch ein beschauliches Hobby pflegt, das auf den ersten Blick so gar nicht zu ihm zu passen scheint: Er puzzelt gerne. Allerdings gestattet ihm sein von frühmorgens bis spätabends durchgetakteter Zeitplan momentan nur selten, dieser Leidenschaft zu frönen. Er schaffe es nur hin und wieder, ein kleineres Fotopuzzle zu machen – als Geschenk für Familienangehörige oder Freunde, sagt er.

Obwohl dieses fitzelige Hobby ruht, finden sich in der Wolff’schen Wohnung und vor allem im Keller noch immer verräterische Spuren seiner ausgeprägten Puzzle-Passion. Gleich im Flur empfängt den Besucher ein 8000-Teile-Werk, das schon im fertig gepuzzelten Zustand ob der vielen Motive, Farben und Formen schwindlig macht. Keine Frage, auch beim Puzzeln kann Wolff nicht verleugnen, dass er die Herausforderung liebt, Schwierigkeiten zu meistern – und das höchst effizient.

Weniger als 5000 Teile hält Wolff für „öde“

Im Keller hat Edgar Wolff dieses Bild, das er in seiner Stuttgarter Zeit bei Spielwaren Kurtz erstand, einst gelegt – und sich dabei Knieprobleme eingehandelt, wie er schmunzelnd erzählt. „Ich bin immer auf allen vieren von einer Ecke zur anderen gerobbt, jeder Tisch wäre für dieses Puzzle zu klein gewesen.“ Natürlich durfte diesem Opus in der Zeit seiner Entstehung kein Staubsauger zu nahe kommen. „Das wäre kritisch geworden“, sagt Wolff und grinst.

Puzzles mit weniger als 5000 Teilen findet Wolff eher öde. „1000 Teile gehen schnell, das kann man nebenher in den Abendstunden machen“, erzählt er. Bei 4000 oder 5000 Teilen aber erwacht in ihm so etwas wie Rennfieber. Sein Rezept für erfolgreiches und effizientes Puzzeln: „Zuerst muss man den Rahmen legen, dann müssen die Teile nach Farben und Formen kategorisiert werden, das ist wie beim Kochen, man muss alles vorbereiten“, erklärt er. Aha! Systematik ist alles!

Und da sind sie, die bekannten Wolff’schen Eigenschaften: Hartnäckigkeit, Geduld, Ehrgeiz, Schnelligkeit – und Talent. Offenbar sind sie auch beim Puzzeln ein Pfund. „Wenn ich das Bild im Kopf habe, sehe ich unter Hunderten Teilen: Dieses da ist es.“ Es erübrigt sich zu sagen, dass er meistens richtig liegt.

Spannungsfaktor ist auch beim Landkreis-Puzzle bis zum Schluss hoch

Weil seine Position als Landrat ihm keine Zeit für dieses Hobby lässt, tröstet sich Edgar Wolff damit, dass er an einem viel größeren Puzzle arbeitet: der Zukunftsfähigkeit des Landkreises. An seiner Seite puzzelten viele andere mit, und es kämen auch ständig neue Teile dazu, was die Sache noch interessanter mache. Wie beim Spiele-Puzzle bleibe beim Landkreis-Puzzle der Spannungsfaktor bis zum Ende erhalten, davon ist er überzeugt.

„Wenn noch 15  Teile übrig sind, kommt die alles entscheidende Frage, ob wirklich alle da sind“, erzählt er. Denn meist habe sich während der Entstehung eines Puzzles ein Teil entzogen. Doch, oh Wunder, am Ende habe nie eines gefehlt. Erst dann kommt der Moment, in dem sich Wolff entspannt zurücklehnen kann. Denn wenn nur ein einziges Teil verloren gehe, dann verliere das ganze Bild an Wert. Andersherum – er zitiert Aristoteles – sei das Ganze immer mehr als die Summe der Teile.

Mangels Platz hat Wolff die meisten seiner Werke in den Keller verbannt. Dort harrt auch ein großes Puzzle. Seit zehn Jahren ist es unerledigt, wie Wolff sagt: „Irgendwann in eher ferner Zukunft werde ich es machen.“ Nachdenklich hält er die Tüte mit 5000 Teilen in der Hand. „Sieht nicht nach viel aus, ist aber enorm viel“, sagt er. Sein Blick verrät, es pfupfert ihn, das Plastik aufzureißen und loszulegen.