Der Göppinger OB Guido Till hat die Ausweitung der Flüchtlingsarbeit im Landratsamt zwar begrüßt, schlug aber vor, deshalb keine neuen Stellen zu schaffen. zurück. Landrat Edgar Wolff weist die Kritik zurück

Region: Andreas Pflüger (eas)
Kreis Göppingen – - Die Stadt Göppingen stellt an drei Standorten Wohnungen für insgesamt 550 Flüchtlinge zur Verfügung. Oberbürgermeister Guido Till erklärte, dass er deshalb vom Landkreis erwarte, auf Sammelunterkünfte an der Peripherie der Stadt zu verzichten. Außerdem kritisierte der OB, dass die Koordinierungsstelle Asyl im Landratsamt nicht mit dem vorhandenen Personal besetzt wird. „Ich kann diese Haltung nicht nachvollziehen“, kontert der Landrat Edgar Wolff im Interview.
Herr Wolff,die Stadt Göppingen hat sich bereit erklärt, zeitnah 550 weitere Flüchtlinge aufzunehmen. Das Landratsamt, so erklärte Oberbürgermeister Guido Till dem Gemeinderat, habe Überlegungen angestellt, am Rand der Stadt auf eigenen Flächen Unterkünfte zu errichten. Stimmt das?
Ja, darüber haben wir nachgedacht. Es gibt für das Gebiet der Stadt Göppingen in der Tat weitere Unterbringungsoptionen. Diese Möglichkeiten habe ich dem Oberbürgermeister auch mitgeteilt.
Guido Till verlangt, dass diese Überlegungen nun hinfällig sein müssten?
Wegen des Ziels, die Flüchtlinge in etwa gleichmäßig im Landkreis zu verteilen, sind das im Moment lediglich Optionen. Hinfällig sind unsere Überlegungen aber nicht, weil die Zahlen und die Geschwindigkeit der Zuweisung aus den Landeserstaufnahmestellen deutlich zunehmen. Wir wissen aktuell nicht, ob und wie lange wir das Ziel einer ausgewogenen Verteilung noch halten können.
Göppingen ist also trotz seiner Vorreiterrolle nicht außen vor?
Wenn alle Dämme brechen, dann müssen wir belegen, was immer wir kurzfristig belegen können. Dazu werden wir dann einfach gezwungen sein. Darauf möchte ich an dieser Stelle vorsorglich hinweisen.
OB Till war zudem der Ansicht, dass die neue Koordinierungsstelle Asyl im Landratsamt mit dem bereits vorhandenen Personal besetzt werden soll, damit keine Stellenneuschaffung erforderlich wird.
Der Oberbürgermeister hat im Gemeinderat offenbar erklärt, dass insgesamt keine Stellen für die Asylbetreuung geschaffen werden sollten. Ich kann diese Haltung so nicht nachvollziehen. Sie steht auch gänzlich im Widerspruch zur Haltung des Sozialausschusses, der am vergangenen Dienstag einer Koordinierungsstelle ausdrücklich zugestimmt hat, gegebenenfalls sogar in einem über den Vorschlag der Verwaltung hinausgehenden Umfang.
Sie können Tills Forderung also nichts abgewinnen und werden ihr demzufolge auch nicht nachkommen?
Mit den deutlich zunehmenden Flüchtlingszahlen geht in diversen Verwaltungsbereichen ein deutlich höherer Personalaufwand einher. Wir haben bisher sehr viel davon auch durch interne Umschichtungen abgefangen, aber das geht so nicht mehr. Das zusätzliche Personal ist dringend erforderlich.
Die Kosten, die der Göppinger OB, wie er sagte, „als Stadtoberhaupt des größten Kreisumlage-Zahlers und als kostenbewusster Kreisrat“ kritisiert hat, nehmen Sie also in Kauf?
So wie wir für die angesprochene Koordinierungsstelle Zuschüsse erwarten dürfen, so gehen wir auch insgesamt davon aus, dass der Personalbedarf für die Flüchtlingsunterbringung vom Land erstattet wird. Wir arbeiten aktuell im Krisenmodus. Da sind die von OB Till genannten Zweifel am Personalbedarf nicht nur wenig hilfreich, sondern mir persönlich wirklich unverständlich.