Die Verwaltung wird vom Kreistag beauftragt, die Pläne für einen Neubau auf dem Postareal und die Kernsanierung am Alten Postplatz zu konkretisieren. Nur ein Kreisrat äußert Bedenken.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Der Kreistag hat die Verwaltung in seiner jüngsten Sitzung in Murrhardt mit klarer Mehrheit beauftragt, die Pläne für eine Kernsanierung der Bürogebäude am Alten Postplatz sowie einen Neubau auf dem Postareal an der Mayenner- und Rötestraße voranzutreiben. Lediglich zwei Räte stimmten dagegen. Mit dem Beschluss ist das ursprünglich ins Auge gefasste Vorhaben, auf dem früheren Krankenhausareal ein Sozialdezernat zu errichten, verworfen worden. Die Kreisverwaltung soll dort stattdessen zusammen mit der Kreisbaugesellschaft und der Stadt Waiblingen die Voraussetzungen für eine Wohnbebauung schaffen.

 

Auch nichts tun wird teuer

Damit hat sich die auch von Landrat Richard Sigel favorisierte Lösung durchgesetzt. Aus insgesamt sechs Vorschlägen im Rahmen einer Gesamtschau über alle Kreisliegenschaften waren letztlich drei Varianten von dem Stuttgarter Beratungsunternehmen Drees & Partner mit Zahlen unterfüttert worden. Dabei wurden nicht nur die voraussichtlichen Investitionen, sondern auch die auf 60 Jahre kalkulierten sogenannten Lebenszykluskosten beziffert. Das erstaunliche Ergebnis: Alle drei Varianten lägen Drees & Partner zufolge bei gut 450 Millionen Euro, der Neubau auf dem Postareal wurde sogar als die günstigste Lösung dargestellt.

Dass „nichts tun“ letztlich die gleichen Kosten aufwerfen würde wie in einen Neubau zu investieren, war für Richard Sigel die wichtigste Erkenntnis der Wirtschaftlichkeitsprüfung. Außerdem habe die Postareal-Lösung den Charme, dass man stufenweise vorgehen und Investitionen „im Zweifel auch mal schieben“ könne.

Misstrauen vor Wirtschaftlichkeitsberechnung

Lediglich der SPD-Kreisrat Jürgen Hestler erhob vor der Abstimmung als „Minderheit in meiner Fraktion“ warnend den Zeigefinger. Zum einen sei es vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit dem Klinikneubau grundsätzlich angebracht, eine auf Jahrzehnte im Voraus kalkulierte Wirtschaftlichkeitsberechnung anzuzweifeln. Zum anderen könne sich der Kreis wegen seiner auch durch die Krankenhäuser bedingten prekären Finanzlage „ein Projekt, das Minimum 130 Millionen Euro kostet, momentan schlicht nicht leisten“.

Der Landrat und der Kreisbaugeschäftsführer Dirk Braune konnten die Sorgen vor einer unwiderruflichen Entscheidung ein wenig zerstreuen. Die jetzige Zustimmung sei schließlich kein Baubeschluss, sondern der Auftrag, die Pläne zu konkretisieren.