Während das Landratsamt Böblingen mit seinen gelasten E-Smarts sehr zufrieden ist, spricht Holger Laub von den Sindelfinger Stadtwerke von „Kinderkrankheiten“.

Böblingen - Den Fahrzeugschlüssel betätigen, ein Blick auf die Performance-Anzeige. Ein kurzer Moment, dann ist der Systemcheck b

 

eendet und der E-Smart startbereit. Ein weiterer Griff an den Schalthebel, der von der Parkstellung auf Drive gezogen wird, ein Tritt auf das rechte Fußpedal – in fünf Sekunden geht es von Null auf Tempo 60.

Holger Laub von den Sindelfinger Stadtwerken: „Unausgereift“

„Für den Stadtverkehr gibt es kein besseres Fahrzeug“, schwärmt Martin Lange vom Landratsamt Böblingen. Die Behörde hat zu Testzwecken von der Firma Daimler auf vier Jahre zwei E-Smarts geleast und zieht nun nach zwei Jahren eine positive Halbzeitbilanz. Doch mischen sich in die Fahrfreude auch kritische Töne. Holger Laub, bei den Stadtwerken Sindelfingen für 19 öffentliche Stromladestationen zuständig, spricht von einer „unausgereiften Technik mit Kinderkrankheiten“.

Während der Servicedienst-Amtsleiter Lange voll des Lobes ist ob dieser technischen Errungenschaft und versichert, es habe noch nie Probleme mit den Elektroautos gegeben, berichtet Laub von einem ärgerlichen Aussetzer des E-Smarts der Stadtwerke Sindelfingen. „Nachdem wir ihn einmal gewaschen hatten, ist er nicht mehr angesprungen“, beklagt Laub. Der Fehler sei nicht gefunden worden. Die Sache habe sich danach aber von selbst erledigt. Einige Zeit später sei das Auto wieder fahrbereit gewesen.

Ein noch größerer Schwachpunkt des Elektrofahrzeugs ist für Laub jedoch die Batterie. „Sie verliert an Leistung“, hat er beobachtet. Das sei ähnlich wie bei einem älteren Handy. Dementsprechend lasse sie sich nicht mehr so schnell aufladen. Die Firma Daimler weist den Vorwurf weitgehend zurück. „Klar gibt es Verluste“, räumt die Firmensprecherin Madeleine Herdlitschka ein, „doch sind sie gering.“ Mit dem Akkuproblem eines Handys sei das jedoch nicht zu vergleichen. Außerdem gebe es bei geleasten Fahrzeugen eine Garantie auf zehn Jahre.

Im Jahr 2011 wurden 303 Elektroflitzer im Kreis Böblingen angemeldet, im vergangenen Jahr waren es 378. „Viele fährt Daimler zu Versuchszwecken selbst“, sagt Laub. Unter den privaten Nutzern habe die einstige Aufbruchstimmung in das Zeitalter der Elektroautos etwas nachgelassen. Laub führt das auf mehrere Faktoren zurück: „Die relativ geringe Reichweite, die begrenzte Höchstgeschwindigkeit und die Leasingrate von 700 Euro monatlich.“

Von den Besitzern der rund 700 umweltfreundlichen Vehikel im Kreis werden zudem die Elektrotankstellen in Böblingen und Sindelfingen kaum angefahren. An 13 Standorten sind vor zwei Jahren 19 Aufladestationen installiert worden, an denen kostenlos Strom gezapft werden kann. Die Kosten pro Station: bis zu 8000 Euro. Doch hat Laub bisher nur 50 Gratis-Tankkarten ausgegeben. Er weiß auch, weshalb: „Bisweilen stimmen die Stecker der unterschiedlichen Fahrzeughersteller nicht mit den Ladesäulen überein. Zudem können sie, wenn sie passen, von Unbefugten herausgezogen werden“, sagt Laub. Die meisten laden ihren Wagen lieber zu Hause auf.

Die Steckdosen in der Tiefgarage des Landratsamts werden allerdings genutzt. „Eine Stromfüllung kommt für die Reichweite von rund 100 Kilometern auf knapp drei Euro“, sagt Lange. Der Sprit für diese Distanz sei wesentlich teurer. Zudem hat die Behörde für die Versuchsfahrzeuge eine niedrigere Leasingrate als die übliche vereinbaren können. So ist Lange mit den E-Smarts, Baujahr 2011, sehr zufrieden, obwohl andere Cityflitzer schneller sind und eine längere Strecke zurücklegen können. „Unsere Autos sind so beliebt, dass sie meistens gebucht sind“, sagt Sonja Hummel, die Justiziarin in der Kreisbehörde. Kürzlich hat sie zum ersten Mal einen gefahren – und war angetan: „Dass er so flott ist, hätte ich nicht gedacht.“