Am Wochenende ist es wieder passiert: In der Landstadtsiedlung in Stuttgart-Sillenbuch ist eingebrochen worden. Die Anwohner wollen das nicht länger hinnehmen und schmieden Pläne.

Sillenbuch - Am vergangenen Wochenende ist es wieder passiert. Einbrecher. In Sillenbuch machten Ganoven gleich viermal Beute: unter anderem einmal an der Rankestraße bei der Landstadtsiedlung. Am zweiten Februar-Wochenende traf es hingegen ein Haus an der Landschreiberstraße – ebenfalls in der Landstadtsiedung. Die Täter warfen die Scheibe einer Terrassentür ein, durchwühlten alle Räume und erbeuteten Schmuck.

 

In der malerischen Landstadtsiedlung am Silberwald ist die Aufregung groß, hat der Bezirksbeirat Knut Krüger festgestellt. Er lebt selbst dort und weiß: Viele Anwohner, insbesondere die älteren, seien „sehr nervös“. Vor allem, nachdem in ein Einfamilienhaus bereits dreimal eingebrochen wurde, in ein anderes in der Nachbarschaft schon zweimal.

Die Anwohner in Stuttgart-Sillenbuch rüsten auf

„Manche reagieren sehr emotional. Manche haben ihre Konsequenzen gezogen“, hat der Anwohner Günther Vallon beobachtet. Alarmanlagen, Kameras und Bewegungsmelder seien mittlerweile im Viertel, das durch schöne Einzelhäuser geprägt ist, gang und gäbe, ebenso vergitterte Fenster.

Vor allem Unternehmer, Juristen und andere honorige Nachbarn würden von Profis betreut, heißt es. Auch Günther Vallon, als Elektriker selbst vom Fach, hat vorgesorgt. Nach einer polizeilichen Beratung hat er technisch und mechanisch rund ums Haus nachgebessert. Er resümiert: „Es wird hier schon aufgerüstet, das kann man ganz klar sagen.“

Die Verunsicherung ist groß, sagt Günther Vallon. Unmittelbar nach dem jüngsten Einbruch hat beispielsweise eine Rundmail einer Nachbarin viele Haushalte erreicht. Darin fordert die Frau die Menschen in der Landstadtsiedlung unter anderem auf, fremde Passanten genauer zu beobachten, gegebenenfalls anzusprechen – und im Zweifelsfall die Polizei zu rufen.

Von einer Bürgerwehr ist sogar die Rede

Knut Krüger glaubt sogar Bestrebungen mancher Anwohner zu spüren, eine Art Bürgerwehr bilden zu wollen. „Das Wort fiel zwar nicht. Aber ich habe Angst davor, dass es in eine Richtung geht, die ich nicht haben möchte“, berichtete der FDP-Rat in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung. Die Leute überlegten, wie sie sich besser gegen Eindringlinge schützen können. Man treffe sich und spreche viel. Da gehe es mitunter emotional zu.

Auf den ersten Blick sticht Sillenbuch in der Statistik nicht hervor. Durchforstet man online die Meldungen der Polizei, findet man im vergangenen Jahr neun Treffer zum Stichwort Wohnungseinbrüche in ganz Sillenbuch, wobei der Polizeisprecher Stephan Widmann betont: „Wir berichten nicht über jeden Einbruch.“ Faktisch werden es also mehr gewesen sein. Spezifische Zahlen für Sillenbuch hat der Polizist nicht, grundsätzlich seien aber die Filder-Bezirke aufgrund ihrer Verkehrslage und guter Fluchtwege Richtung Autobahn sowie der attraktiven Häuser, die reiche Beute vermuten lassen, häufiger Ziele von Einbrechern als etwa die Innenstadt.

Einbruch am hellichten Tage

Nach Knut Krügers subjektiver Einschätzung ist Sillenbuch seltener betroffen als andere Bezirke. Beruhigt hat das viele seiner Nachbarn allerdings nicht. Vielleicht liegt das daran, dass im Vorgehen der Einbrecher in der Vergangenheit kein Muster erkennbar war. Laut Günther Vallon passierten manche Taten am helllichten Tag, während nebenan im Garten geschafft wurde, zu anderen kommt es nachts, mal wurde Glas im Erdgeschoss zertrümmert, mal kletterten die Täter hinauf zu einem höher gelegenen Stockwerk. Besonders perfide: Ein Coup gelang, als sich die Bewohner bei einer Beerdigung befanden – die Infos hatten die Täter vermutlich aus der Traueranzeige. Knut Krüger weiß: Es geht viel um Gefühle, um persönliches Empfinden. Sein Appell in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung: Kann die Sillenbucher Bezirksverwaltung nicht darauf einwirken, dass mehr Streifen in der Gegend unterwegs sind? Immerhin, so unkte Knut Krüger, würden auch Leute abgestellt, um zu kontrollieren, ob Stuttgarter bei Feinstaubalarm ihre Komfortöfen nicht anfeuerten.

Der Polizeisprecher Widmann will sich in puncto Polizeistrategie nicht in die Karten schauen lassen – auch, um die, die man eigentlich schnappen will, nicht aufzuschrecken. Was er sagen kann: „Wenn wir einen Brennpunkt erkennen, werden wir sofort aktiv und richten unsere Maßnahmen danach aus. Offen und auch verdeckt.“

Auf der Homepage der Landstadtsiedlung hat Günther Vallon Tipps zusammengestellt, wie man sich besser vor Einbrechern schützen kann: www.gvallon.de.