Am Sonntag ist Landtagswahl, viele ehrenamtliche Helfer sind dann im Einsatz. Doch immer mehr Bürger geben ihre Stimme schon vorher ab: Die Zahl der Anträge auf Briefwahl in Stuttgart steigt kontinuierlich.

Stuttgarter Norden - Angesichts der regen Nachfrage nach Briefwahlunterlagen werden wohl so manche Mitarbeiter auf den Bezirksämtern am Wochenende drei Kreuze machen. Die Wähler hingegen sollten auf ihrem Stimmzettel nur ein Kreuz machen – egal ob am Sonntag im Wahllokal oder schon vorher per Briefwahl.

 

Immer mehr Stuttgarter machen von der Möglichkeit Gebrauch, schon vor dem Wahlsonntag ihre Stimme abzugeben, sagt Michael Haußmann, Leiter der Abteilung Bevölkerung und Wahlen beim Statistischen Amt der Stadt. Bis Anfang der Woche hätten etwa 75 000 Stuttgarter Briefwahlunterlagen angefordert, das entspricht etwas mehr als 20 Prozent der Wahlberechtigten. Das sind jetzt schon mehr, als bei der Landtagswahl 2011: Damals wurden 68 000 Stimmen per Briefwahl abgegeben. „In diesem Jahr rechnen wir mit rund 80 000 Briefwählern“, sagt Haußmann. Dennoch geht er von einer insgesamt niedrigeren Wahlbeteiligung als vor fünf Jahren aus, damals lag sie bei 73 Prozent: „Die letzte Wahl war wegen Fukushima und wegen Stuttgart 21 eine besondere.“ Dass dieses Jahr mehr Stimmen per Briefwahl abgegeben werden, sei auf zwei Dinge zurückzuführen: Zum einen gebe es in Stuttgart mehr Wahlberechtigte als 2011, zum anderen sei in der Vergangenheit eine fast lineare Steigerung bei den Briefwählern zu verzeichnen gewesen.

In Botnang wird fleißig gewählt

Das macht sich auch in Botnang bemerkbar: Bis Montag haben dort bereits knapp 1800 Bürger, das sind mehr als 23 Prozent der Wahlberechtigten, ihre Briefwahlunterlagen angefordert. „Die Botnanger sind fleißige Wähler, das merken wir auch bei der Briefwahl“, sagt der Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle. Die Unterlagen für die vorzeitige Stimmabgabe kann man sich entweder zuschicken lassen oder im Bezirksamt abholen. „Viele, die kommen, wollen auch gleich vor Ort wählen“, erzählt Stierle. „Wir haben dafür extra eine kleine Kabine aufgestellt, das läuft im Prinzip ab wie am Wahlsonntag.“ Der einzige Unterschied sei, dass der Stimmzettel nicht direkt in die Urne geworfen werde, sondern wie bei der Briefwahl zuhause auch zusammen mit einer eidesstattlichen Versicherung in einen Umschlag gesteckt werden müsse. Die Urne werde täglich geleert und die Kuverts würden ordentlich verpackt gleich ans Statistische Amt weitergeleitet, wo sie am Sonntag ausgezählt werden. Die am Wahltag abgegeben Stimmen hingegen werden nach 18 Uhr von den Wahlhelfern direkt in den neun Wahllokalen ausgezählt. Insgesamt seien am kommenden Sonntag 54 ehrenamtliche Helfer im Einsatz, erklärt Stierle: „Die Urform der Demokratie, die Wahl, funktioniert in Deutschland nur über das Ehrenamt.“

In Feuerbach können die Bürger in 19 Wahllokalen ihre Stimme abgeben. Sechs ehrenamtliche Helfer seien in jedem Stimmlokal im Einsatz, sagt die stellvertretende Bezirksvorsteherin Susanne Ramp: Um 18 Uhr beginnt vor Ort die Auszählung der Stimmen. Zuschauer seien erlaubt, die Auszählung sei öffentlich, betont die stellvertretende Bezirksvorsteherin in Feuerbach. Dass sich die Wahlhelfer verzählen, komme sehr selten vor, so Ramp. „Den Fall hatten wir einmal, als in Feuerbach noch Helmut Wiedemann Bezirksvorsteher war“, erinnert sie sich. In dem Fall sei die Zählung in diesem Wahllokal abgebrochen und im Statistischen Amt wiederholt worden, so Ramp weiter. Bei der Anforderung der Briefwahlunterlagen sei diesmal im Vergleich zu den vergangenen Wahlen ein beständiger Anstieg zu verzeichnen. Nach Angaben des Statistischen Amts gingen bis Montag rund 3600 Briefwahlanträge aus Feuerbach ein, das entspricht rund einem Fünftel der Wahlberechtigten.

Wahlcafés in Stammheim und Weilimdorf

„Gefühlt waren es bei uns dieses Jahr weniger Briefwähler als in den Jahren zuvor“, sagt dagegen Susanne Korge, Bezirksvorsteherin in Stammheim. Bis Montag hatten etwa 1200 Bürger im Bezirk, also rund 15 Prozent der Stammheimer Wahlberechtigten, Briefwahlunterlagen beantragt. „Ich glaube, dass vor allem jüngere Wähler den QR-Code nutzen, mit dem man sich per Handy die Unterlagen nach Hause schicken lassen kann.“ Für Kurzentschlossene, die im Bezirksrathaus wählen wollen, wurde im Treppenhaus eine provisorische Wahlkabine eingerichtet. In Stammheim wird am Wahlsonntag ein besonderer Service geboten. Zu gewissen Zeiten gibt es Kuchenverkauf sowie kostenlosen, fair gehandelten Kaffee und Tee. Die „Wahlcafés“ sind zu folgenden Zeiten geöffnet: Kindergarten Franz-von-Assisi von 8 bis 18 Uhr, Kita Nobileweg ab 9 Uhr, Grund- und Werkrealschule von 11 bis 15 Uhr, Kitas Ottmarsheimer Straße und Goldkäferweg von 11 bis 16 Uhr, Luise-Schleppe-Haus von 14 bis 16.30     Uhr,      Gemeindehaus Arche, 12 bis 16.30 Uhr, Schlossscheuer, 14 bis 16.30 Uhr.

Ein Wahlcafé veranstaltet auch das Haus der Begegnung im Weilimdorfer Stadtteil Giebel. Von 9 bis 11 Uhr sowie zwischen 14 und 16.30 Uhr werden in dem Wahllokal an der Giebelstraße Brezeln, Kuchen und warme und kalte Getränke angeboten. Insgesamt gibt es im Bezirk 18 Wahllokale, doch auch in Weilimdorf werde die Möglichkeit zur Briefwahl stark nachgefragt, berichtet Bezirksvorsteherin Ulrike Zich. Mehr als 3100 Briefwahlanträge aus Weilimdorf verzeichnete das Statistische Amt bis Montag, was etwa 16 Prozent der Wahlberechtigten dort entspricht.

Aus Zuffenhausen gingen im gleichen Zeitraum rund 2700 Anträge ein, das sind 13 Prozent der Wahlberechtigten. Bis Dienstagvormittag hatten mehr als 300 Bürger ihre Briefwahlunterlagen persönlich im Bezirksrathaus abgeholt. Wer lieber am Sonntag den Weg zur Urne antritt, der hat in Zuffenhausen dazu in 21 Wahllokalen die Gelegenheit.

Info:
In den Bezirksrathäusern kann noch am Mittwoch und Donnerstag von 8.30 bis 13 Uhr sowie Donnerstagnachmittag zwischen 14 und 18 Uhr gewählt werden, im Statistischen Amt, Eberhardstraße 39, ist die Stimmabgabe bis Freitag, 18 Uhr möglich. Wahlbriefe, die per Post versendet werden, sollten spätestens am Donnerstag abgeschickt werden. Am Sonntag kann im zuständigen Wahllokal gegen Vorlage des Personalausweises oder Reisepasses auch ohne Wahlbenachrichtigung gewählt werden. Einen Wahllokalfinder sowie viele weitere Infos rund um die Landtagswahl gibt es im Internet unter www.stuttgart.de/landtagswahl. Zudem hat das Statistische Amt unter Telefon 21 69 22 33 eine Hotline eingerichtet.