Wenn Sascha Binder, der Landespolitiker für seine SPD im Fernsehen auftritt, macht er eine gute Figur. In Geislingen ist er aber der Sasche geblieben, der beim Turnverein Kinder betreut und montags mit den Kumpels in der Kneipe hockt.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Als Stadtrat für die Sozialdemokraten, als Sportler der TG Geislingen, als Leiter im Sommerzeltlager oder bei seinen Karnevalsauftritten der Kreissäge: Sascha Binder ist in Geislingen bekannt wie ein bunter Hund, auch wenn er erst 33 Lenze zählt. „Ich bin hier für alle der Sascha“, kommentiert der SPD-Landtagsabgeordnete im Wahlkreis Geislingen den freundschaftlichen Umgangston in seiner Heimatstadt, was ihm die nötige Erdung für seinen Job in der SPD-Fraktion im Landtag verschaffe.

 

Möglichst nah an die 20-Prozent-Marke

Im Jahr 2011 haben Binder 24,5 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Geislingen über die Zweitauszählung ein Mandat in Stuttgart eingebracht. Diesmal würde er sich bereits freuen, wenn angesichts der deutlich schlechteren Umfragewerte wenigstens eine Zwei vorne stünde. „Ich möchte so nah wie möglich an die 20 Prozent ran kommen“, definiert der Anwalt seine sportlich gewählte Zielmarke.

Als einen von vier Juristen unter den SPD-Abgeordneten hat seine Fraktion den jungen Anwalt bereits in seiner ersten Legislaturperiode zum rechtspolitischen Sprecher gemacht, und innerhalb von zwei Jahren arbeitete sich Binder im EnBW-Untersuchungsausschuss des Landtags zum SPD-Obmann hoch. Das damit verbundene Medieninteresse habe er als hochgeladenes Spannungsfeld erlebt, doch mit jeder Lokalrunde, die er in seiner Geislinger Stammkneipe nach seinen Fernsehstatements ausgeben musste, sei er schnell wieder in der Realität angelangt. Schließlich ist „Die Spitze“ in der Geislinger Fußgängerzone nicht nur Binders montäglicher Treffpunkt nach einem Kick mit den TG-Kameraden, sondern gleichzeitig auch so etwas wie ein Katalysator, Bodenhaftung inklusive.

Als Familie zurück nach Geislingen

Einige Jahre lang haben sich Binder und seine Partnerin, die ebenfalls in Stuttgart tätig ist, eine Wohnung in Stuttgart und eine in Geislingen geleistet. Das sei zwar ein Spagat zwischen Heimat und Landeshauptstadt gewesen, doch es habe sich allein schon wegen des vielfältigen Kulturangebots gelohnt. Gerne besuche er das Staatstheater oder die Staatsgalerie, aber ein Abend in der Rätsche oder ein SC-Heimspiel seien ebenso lohnend zu erleben.

Jetzt ist Geislingen das Familiennest, wovon auch der kleine Jakob profitieren soll, der vor sechs Wochen geboren wurde. Papa Binder nutzt die Bahn zur Fahrt nach Stuttgart, denn nie sei Geislingen besser angebunden gewesen als mit dem, auch von ihm verfochtenen Metropolexpress. Das mache Geislingen für Pendler so attraktiv wie die ersehnte neue B 10 über Geislingen hinaus für das produzierende Gewerbe. Große Hoffnungen setzt Binder zudem in das geplante örtliche Gründer- und Innovationszentrum und im Übrigen seien gute Tarifabschlüsse für die Geislinger Finanzen noch wichtiger als der Tourismus, bei dem Geislingen mit attraktiven Wander- und Mountainbikestrecken punkten könne.

„Einfache Lösungen funktionieren einfach nicht“

Der 33-Jährige will im Endspurt alle Kräfte für eine gute Wahlbeteiligung mobilisieren und verhindern, dass die AfD allzu stark wird. „Die vermeintlich einfachen Lösungen sind selten die, die funktionieren“, vermutet Binder mit Hinweis auf Herausforderungen wie die Flüchtlingskrise, Bildungsgerechtigkeit und Arbeit. „Wir als SPD waren immer für sozialen Wohnungsbau, da kann es nicht sein, dass die Kreisbau ausschließlich Bauträgergeschäfte macht“, kritisiert Binder und setzt nach, die Geislinger Wohnungsbaugesellschaft sei Vorbild bei der sozialen Ausrichtung.

Fünf Fragen an Sascha Binder

Geislingen - Die StZ-Redaktion hat den Kandidaten der großen Parteien im Landkreis Göppingen fünf Fragen gestellt. Hier die Antworten von Sascha Binder:

Wenn Sie mit dem Kandidaten einer anderen Partei einen Regentag im Zwei-Mann-Zelt verbringen müssten, wäre das?
Schwierig, da ich bereits bei der Kollegin Razavi und den Kandidaten Koch und Klein auf dem Wunschzettel stehe. Ich werde keinen der drei abweisen und heiße sie herzlich willkommen.

Mit welcher anderen Person aus dem Landkreis würden Sie gerne für ein Jahr tauschen?
Mit dem Wirt der „Spitze“ in Geislingen, Thomas Müller, genannt Wanze, da ich schon immer gerne Wirt sein wollte.

Die überflüssigste politische Debatte 2015 war
?Die Debatte über die Einführung der Maut.

Wenn Sie ein Jahr freihätten, was würden Sie tun?
Ich würde meinen derzeitigen Wahlkampfbus wieder seiner wahren Bestimmung zuführen und mit meiner Familie im Bus eine lange Reise machen.

Für welchen Film wären sie als Hauptdarsteller am besten geeignet?
Ziemlich beste Freunde.