Nach warmen Tagen im April fällt die Temperatur auf den Fildern derzeit deutlich. Wenige Minusgrade sind kein Problem, sagen die Landwirte. Bei Minusgraden wird es aber brenzlig für Kartoffeln, Erdbeeren und Apfelbäume.

Filder - Bald ist Weihnachten: Diesen Eindruck kann man kurz nach Ostern beim Blick aus dem Fenster gewinnen. Schneeflocken tanzen in der Luft. Sie ist viel zu kalt für Frühling. Während der Büromensch nur seine vielleicht bereits verstaute Winterjacke wieder aus einer Kiste hervorkramen muss, fürchten Landwirte – insbesondere Obstbauern – um ihre Ernte. Denn wie bereits in den vergangenen Nächten, soll es auch in den folgenden auf den Fildern empfindlich kalt werden.

 

Es besteht Gefahr für Apfelblüten

Väterchen Frost kann, wie Fritz Auch-Schwarz sagt, den Frühkartoffeln, die bereits viel Kraut haben, schaden und die Blüten von Obstbäumen zerstören. Auch die Zuckerrüben seien längst gesät. „Der Schnee ist nicht so tragisch“, sagt der landwirtschaftliche Obmann aus Echterdingen. „Aber bei drei bis vier Grad unter dem Gefrierpunkt wird es brenzlig.“ Und so einen winterlichen Einbruch, wie derzeit, müssen die Pflanzen erst einmal wegstecken können. Im April könne dies zwar immer mal wieder vorkommen, aber in diesem Jahr kam die Kälte selbst für die Landwirte eher überraschend. Nach dem sehr warmen und trockenen Frühjahr habe man nicht mehr wirklich damit gerechnet.

Otto Elsäßer, Landwirt aus Steinenbronn, erinnert sich an einen extremen Apriltag 1976: „Damals hatten wir zehn Zentimeter Schnee und nachts Glatteis.“ Doch generell sei Schnee für die Pflanzen gut: „Eine leichte Schneedecke auf die frischen Triebe und Blüten wirkt wie ein Isolator, da der Frost nicht direkt auftrifft.“ Im vergangenen Jahr lag bei Minus fünf Grad kein Schnee. „Das führte zu einem Totalausfall bei Frühzwetschen und Pfirsichen.“

Bei nasskaltem Wetter fliegen weniger Insekten

Zurück zu 2017: Michael Moll, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Echterdingen, gibt für die Kirschblüte Entwarnung. „Die ist weitgehend durch“, sagt er. Die Kirschbäume sind also bereits befruchtet. Ähnlich sieht es bei den Johannisbeersträuchern aus.

Die Apfelblüte aber habe gerade erst begonnen. Die Bienen konnten diese Obstbäume also noch nicht ausreichend bestäuben. Wenn da jetzt der Frost reinfährt, könne dies zu starken Ausfällen bei der diesjährigen Apfelernte führen. Diese könnten auch durch spätere Knospen nicht wieder aufgefangen werden. Die Besitzer von Streuobstwiesen und Schrebergärten müssten dies akzeptieren. „Da kann man nicht viel dagegen machen“, sagt der Obstfachmann.

Ähnliches sagt Rolf Kurfess aus Plattenhardt. Er hat Apfelplantagen der Sorten Cox Orange und Jona Gold. „Der Schnee macht den Apfelbäumen nichts aus“, sagt er. Schwierig wäre es jedoch, wenn das Thermometer über einen halben Tag Minus zwei oder drei Grad anzeigen würde. „Dann könnten die Blüten erfrieren und es würde Ausfälle geben.“ Das gelte auch bei Nachtfrost. Weil die Apfelbäume etwas später als andere Bäume blühen, sind diese Frost gegenüber aktuell anfälliger. Das nasskalte Wetter hat noch weitere Auswirkungen: „Dann fliegen wenig Insekten“, sagt Kurfess. Auch die Bienen bleiben in ihren Stöcken und bestäuben die Blüten der Apfelbäume nicht.

Wer gewerblich Obst oder auch Kartoffeln anbaut, behilft sich oft mit einer Frostberegnung, sagt Michael Moll. Dabei werden die Pflanzen mit sehr feinen Wassertropfen besprüht. Das verteilte Wasser gefriert und schützt so Blüten und Blätter vor Frostschäden. Wer dazu nicht die Möglichkeit habe, habe das Nachsehen, sagt Landwirt Auch-Schwarz.

Ein Vlies hilft Schäden zu vermeiden

Michael Moll rät Hobbygärtnern empfindliche Pflanzen mit Blütenansätzen – beispielsweise Hortensien und Azaleen – in kalten Nächten mit einem Vlies abzudecken. Kübelpflanzen sollten noch mal in den Keller oder in die Garage getragen werden. „Auch wer jetzt schon Geranien auf dem Balkon gepflanzt hat, sollte reagieren“, sagt er.

Der Landwirt Gebhard Handte aus Bonlanden sieht bei Getreide wenig Probleme mit dem Kälteeinbruch. „Dem Mais macht das nichts aus. Bei der Kartoffel ist das schwieriger, weil die Pflanzen schon 15 bis 20 Zentimeter hoch stehen.“ Damit teilt er die Einschätzung von Auch-Schwarz.

Handte erklärt, wie man Pflanzen vor Frost schützen kann. „Die Kartoffeln sind noch zugedeckt. Wir könnten zur Isolierung noch eine Schicht Vlies drauf legen.“ Das gelte auch für den Salat. Doch wenn zu viel Vlies darauf liege, bestehe die Gefahr, dass die Abdeckung an den Pflanzen festfriere. „Das kann Flecken an den Pflanzen geben.“ Handte hofft, dass die Kartoffeln die kalten Tage überstehen. Doch er kann der nasskalten Wetterlage auch etwas Positives abgewinnen: „Es hat bisher wenig Regen gegeben. Wenn es nun nicht geschneit hätte, hätte ich die Frühkartoffeln schon beregnen müssen.“

Das ist bei Gudrun Vohl-Grözinger vom Bärenhof in Stetten ähnlich, die unter anderem Erdbeeren anbaut. „Ich habe mir gesagt, dass ich bis nach Ostern warte, bis ich die Erdbeeren bewässere.“ Das braucht sie jetzt nicht mehr, sodass die Feuchtigkeit etwas Gutes hat. Frostschäden an den Erdbeeren erwartet sie erst bei Minus vier Grad. Alles andere sei unproblematisch.