Der Winter in der Region war so trocken wie seit gut 30 Jahren nicht mehr. Ein regenarmer Sommer könnte daher doppelt schlimm für die Bauern werden.

Kreis Ludwigsburg - Der fehlende Schnee und Regen der vergangenen Monate könnte in diesem Jahr eine schlechte Ernte der Landwirte im Landkreis Ludwigsburg nach sich ziehen. Ähnlich trocken war in der Region zuletzt der Winter vor 31 Jahren. Die Folge des fehlenden Niederschlags: Das Grundwasser hat sich nicht ausreichend aufgefüllt und steht den Pflanzen nicht als Reserve für trockene Tage und Wochen zur Verfügung.

 

„Jetzt kommt es darauf an, wie viel im übrigen Jahr runterkommt“, erklärt Eberhard Zucker, der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes Heilbronn-Ludwigsburg. „Wenn es im Sommer jede Woche zweimal regnet, dann passt das schon“, betont er. „Sollte es aber zwischendurch drei, vier Wochen lang trocken und heiß bleiben, dann wird es für alle Kulturen stressig.“ Dann könnte der Sommer eine Katastrophe werden. „Aber das ist jetzt alles noch Spekulation“, betont Zucker.

Kein Grund zur Panik, sagen die Landwirte

Aktuell laufe die Saat gut, der Regen vor etwa zwei Wochen habe für gute Bodenverhältnisse gesorgt. Ohnehin reichten die Wurzeln der bisher gesäten Pflanzen aktuell ja noch nicht tief. „Im Moment sähen die Landwirte Sommergerste und Zuckerrübe aus, danach folgen beispielsweise Mais und Sojabohne.“

Es gebe keinen Grund zur Panik – das bestätigen auch weitere Landwirte aus der Region. „Wir müssen auch mal ein bisschen optimistisch sein“, sagt Rudolf Sickinger, Ortsobmann aus Gerlingen und Landwirt. Sein Sohn bewirtschaftet mittlerweile den gemeinsamen Hof, einen Biobetrieb – die Sickingers bauen viel Getreide als Futter für ihre Milchkühe an. Das Strohgäu sei zwar auch ein bisschen benachteiligt, weil die Regenwolken nicht gut hierher ziehen. Aber: „Schlecht wäre es nur, wenn das Restjahr sehr trocken wird“, betont auch Rudolf Sickinger.

Ansonsten heißt es: Daumen drücken

In diesem Fall würde das Jahr 2017 aber wirklich an 1976 erinnern: Denn seinerzeit blieb nicht nur der Schnee im Winter aus, sondern auch der Regen im Sommer – ein Trockenjahr mit erheblichen Ernteeinbußen sei die Folge gewesen, heißt es aus dem Landwirtschaftsamt des Kreises Ludwigsburg. Viel tun können die rund 1500 Landwirte im Landkreis Ludwigsburg und Stadtkreis Stuttgart nicht. Den Boden nicht ganz so tief furchen, und eventuell – was vielerorts technisch und organisatorisch schwierig ist – zusätzlich bewässern. Ansonsten: Daumen drücken, nicht zuletzt für Pflanzen wie Zuckerrüben und Sommergerste, die empfindlich auf Wassermangel reagieren und im Landkreis häufig angebaut werden.

Immerhin: Kalt war es ja im Winter, die Böden seien gefroren, sagt ein Sprecher des Landwirtschaftsamtes. Das sorge für eine entsprechende Bodengare – wenn der Boden „gar“ ist, heißt das, dass er krümelig und gut durchlüftet ist und in kleinen Hohlräumen Wasser speichern kann. In dieser Hinsicht ist die Situation also entspannt.

Muschalkalkböden sind keine guten Wasserspeicher

Für viele Winzer in der Region Stuttgart spielt der derzeit niedrige Grundwasserpegel ebenfalls noch keine große Rolle. Es gibt viele Steillagen, besonders im Norden des Landkreises, außerdem gibt es dort vor allem Muschelkalkböden, die sowieso keine guten Speicher für Grundwasser sind. „Das versickert schnell“, sagt beispielsweise Stephan Muck von Muck Weinbau aus Bietigheim-Bissingen. „Bei uns ist das eher eine kurzfristige Sache“, ergänzt er. Auch hier: „Wenn wir im Sommer genügend Regen haben, gibt es keine Probleme.“