Wild- und Honigbienen sind aus der Landwirtschaft nicht wegzudenken. Aber nun haben Forscher auch untersucht, was andere Insekten wie Schmetterlinge und Fliegen leisten. Zumindest in Teilen können sie die Arbeit der Wildbienen übernehmen.

Stuttgart - Bienen gelten dank ihrer Arbeit als Bestäuber als drittwichtigstes Nutztier im Land (und ihre Bestände sind bedroht). Auch ohne Bienen würden allerdings weltweit Felder und Plantagen weiter bestäubt, heißt es in einer Studie aus der Fachzeitschrift „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften. Der Fokus der Forschung auf Bienen sei viel zu eng, denn es gebe viele andere Bestäuber: etwa Wespen, Fliegen, Käfer, Motten, Schmetterlinge und Ameisen.

 

Eine internationale Forschergruppe hat in 39 Studien auf fünf Kontinenten die Leistung dieser Insekten mit der von Honig- und Wildbienen verglichen. Ihr Fazit: andere Insekten sind zwar bei der Bestäubung von Blüten weniger effektiv als Bienen, doch sie steuern die Blüten häufiger an. Sie trügen damit ebenso viel zur Bestäubung bei wie die Bienen. Für eine optimale Fruchtproduktion seien daher sowohl Bienen als auch andere Insekten notwendig.

Andere Insekten können Wildbienen zum Teil ersetzen

„Die Bestäubungsleistung der anderen Insekten ist bislang kaum erforscht worden“, sagt Alexandra-Maria Klein, Professorin für Naturschutz und Landschaftsökologie an der Universität Freiburg, die an der Studie mitgewirkt hat. Mit ihren Kollegen hat sie ermittelt, dass im Schnitt in 39 Prozent aller Fälle keine Biene, sondern ein anderes Insekt die Blüte besuchte. Die anderen Insekten hätten gegenüber den Bienen sogar Vorteile: „Sie sind besonders zuverlässige Bestäuber.“ Zuverlässig insofern, als dass sie intensive Landnutzung – etwa durch Monokulturen – besser wegstecken als Wildbienen. Diese tun sich in aufgeräumten Agrarlandschaften schwer, erklärt Klein. Sie bräuchten extensiv bewirtschaftete Wiesen mit Mäuselöchern zum Nisten, Waldränder oder Blühstreifen, die über mehrere Jahre erhalten blieben. Wenn es im Umkreis von einem Kilometer rund um eine Plantage keine solchen naturnahen Lebensräume für Wildbienen gebe, gehe deren Anzahl auf der Plantage stark zurück, so Klein.

In den Mandelplantagen von Kalifornien, wo Klein geforscht hat, sei das zu beobachten gewesen. „Aber ein paar Haus- und Schwebfliegen gab es immer.“ Kleins Schlussfolgerung: „Andere Insekten können einen Teil des Bestäubungsdefizits ausgleichen, wenn die sensibleren Wildbienen wegfallen.“ Die Forscher fanden zum Beispiel Rapsfelder, die fast nur von Bienen befruchtet wurden, genauso wie Raps, in dem überwiegend Fliegen bestäubten. Fliegenhonig gibt es aber keinen.