Dürre, Hitze und Wespen verhindern eine Traumernte bei Stuttgarter Obstbauern. Christian Hörnle aus Weilimdorf spricht von 20 bis 30 Prozent Verlust. In Lebenmittelmärkten seien makellose Äpfel meist ein Muss.

Stuttgart - Die niedrigen Apfelbäume auf Christian Hörnles Plantage in Weilimdorf hängen voll, die Zweige biegen sich leicht unter dem Gewicht der grüne-roten Elstar. Pünktlich zum Beginn der Haupt-Erntesaison wirkt auf den ersten Blick alles bestens. Aber eben auch nur auf den ersten. Wer näher kommt, entdeckt zwischen den viele gesunden Früchten auch die faulen.

 

„Es ist ganz schwierig. Wir haben eine Dürre wie noch nie hinter uns“, sagt der 36 Jahre alte Obstbauer. Nicht nur, dass ganz viel gewässert werden musste. Auch „20 bis 30 Prozent Ernteausfall“ beklagt Christian Hörnle. Die Wetterkapriolen hätten den Früchten zugesetzt, aber auch die Wespen. Das Werk der Insekten ist deutlich zu sehen. Sie knabbern die Früchte an – oft nur ein bisschen – und das Obst verfault dann noch am Stamm.

Der Apfel „kocht“ unter der Schale

Das zweite große Problem ist erst beim genaueren Hinschauen zu erkennen: Viele Äpfel haben „Sonnenbrand“. Ist er leicht, dann ist die Färbung an der Oberseite nur etwas gelblicher, in schlimmeren Fällen aber bräunlich. „Es ist weniger die UV Strahlung. Bei Temperaturen von weit über 30 Grad fängt der Apfel in der Sonne an zu kochen“, sagt der Obstfachmann. Dann wird er unter der Schale mürbe.

Dabei hätte es laut Hörnle eine gute Ernte – er spricht von „Vollertrag“ – geben können: „Es ist bei uns mehr als im vorigen Jahr.“ Wenn halt die Schäden nicht wären. Früchte mit Makeln fänden im Handel keine Abnehmer. „Jeder will nur die schönsten Äpfel, nur Klasse 1 .“

Hörnles Geheimtipp ist die Rubinette

Schon Hörnles Großvater und Vater haben Obst angebaut. Er selbst ist vor 15 Jahren in das Geschäft eingestiegen – im Vollerwerb. Vater und Sohn sind zudem im örtlichen Obst- und Gartenbauverein engagiert. Zehn Hektar Anbaufläche hat ihr Betrieb. Zwei davon gehören den Äpfeln. 20 Sorten hat Hörnle im Angebot. Der Stern am Apfelhimmel bleibt der Elstar: „Um ihn kommt man einfach nicht rum.“ Wenn er zur Ernte reift ist, beginnt die Hauptsaison. Neu ist die Sorte Pinova – „süßlich, knackig, rote Backen“. Sie ist verwandt mit dem Golden Delicious. Sein Geheimtipp ist die Rubinette. „Ich kann jedem nur raten, mal die verschiedenen Sorten zu probieren.“ Er wechsele regelmäßig durch.

Die Reihen mit den kleinen Elstar-Bäumchen werden von den vier bis fünf Mitarbeitern des Betrieb in den kommenden Wochen zweimal durchgepflückt – für die Lagerung. Damit die Früchte länger frisch bleiben, werden sie in Kühlhäusern mit „kontrollierter Atmosphäre“ aufbewahrt. Bei einer Sauerstoffsättigung von drei Prozent atmen die Äpfel weniger und altern damit weniger schnell. Denn, erklärt Christian Hörnle, anders als die Blätter der Pflanzen atmen die Früchte Sauerstoff und nicht CO2 ein.

Kühle Nächte sind gut für rote Apfelbäckchen

Die dritte „Pflücke“ sei dann für den Frischmarkt, sagt der Obstbauer. Bis dahin hofft er noch auf ein paar kühlere Nächte, denn nur wenn der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht größer sei, bekämen die Äpfel ihre roten Bäckchen. Früchte mit kleineren Schäden würden bei ihnen zu frischem Apfelsaft verarbeitet. Die Ernte ende meist im Oktober mit dem Braeburn, der als neuseeländische Züchtung zu den späten Sorten gehört.

Der Stuttgarter Obstbauer ist mit seiner Ernte zeitig dran. Im baden-württembergischen Hauptobstanbaugebiet am Bodensee stehe der Erntestart noch aus, sagte Kathrin Walter, Geschäftsführerin des Landesverbands Erwerbsobstbau (LVEO) in Stuttgart. Landesweit erwarte der Verband eine kleinere Ernte als im sehr guten Vorjahr. Wegen der Trockenheit seien die Äpfel kleiner, und von Schäden höre sie auch immer mal. Aber unterm Strich sei die Qualität gut, sagt Walter.

Wie stark die Mitglieder unter dem Wetter gelitten hätten, sei regional sehr unterschiedlich. Manchmal habe es beispielsweise in Ravensburg und Friedrichshafen geregnet, in Konstanz aber nicht.