Soll die Landwirtschaftsschule in die Innenstadt ziehen? Die Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann und der Stadtrat sind da völlig uneins. Und: Eisenmann lässt mit ihren Umzugsplänen nicht locker.

Stuttgart - Nach dem einstimmigen Votum des Verwaltungsausschusses für einen Verbleib der städtischen landwirtschaftlichen Schule am Standort Hohenheim könnte Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) ihre Überlegungen, die Schule in die Innenstadt zu verlagern, eigentlich beerdigen. Doch Eisenmann machte am Mittwoch mit dem ihr eigenen Temperament deutlich, dass sie die Entscheidung der Stadträte für falsch hält und an ihren Plänen für einen Umzug festhalten will: „Wir müssen der landwirtschaftlichen Schule eine räumliche und pädagogische Perspektive geben, sonst leidet die Qualität der Ausbildung.“

 

Anlass für die Debatte war eine Vorlage aus Eisenmanns Ressort, in der die prekäre Raumsituation der Berufsschule dargestellt wurde. Bis zum Jahresende, so die Bürgermeisterin, verliere die Schule, die mit zahlreichen Außenstellen über Hohenheim und Plieningen verstreut ist, 15 Unterrichtsräume – dies unter anderem deshalb, weil die bisher von der Berufsschule mitgenutzte Körschtalschule wegen der Umstellung auf den Ganztagsschulbetrieb ihre Räume selbst braucht. Auch das Paracelsus-Gymnasium in Hohenheim hat Eigenbedarf.

Hintergrund: Ende vergangenen Jahres hatte SPD-Finanzminister Nils Schmid in einem Brief an OB Fritz Kuhn (Grüne) die Idee eines gemeinsamen Schulneubaus für die unter Landesregie stehende staatliche Gartenbauschule und für die in städtischer Trägerschaft liegende landwirtschaftliche Schule für beendet erklärt (die StZ berichtete). Parallel zu den Verhandlungen mit dem Land hatte die Stadtverwaltung Alternativpläne für die landwirtschaftliche Schule ausgearbeitet, etwa einen Umzug von Hohenheim ins frühere Gebäude der Hedwig-Dohm-Schule im Stuttgarter Westen. Zuvor hatten Schulleitung und Lehrer der landwirtschaftlichen Schule und der Staatsschule beklagt, dass es angesichts sanierungsbedürftiger und infolge teilweise geschlossener Gewächshäuser an praktischen Unterrichtsmöglichkeiten mangele. Sie forderten eine Änderung der Schulträgerschaft sowie einen Neubau für beide beruflichen Schulen. Dessen Kosten wurden schon vor drei Jahren in einer Machbarkeitsstudie auf 24 Millionen Euro beziffert.

Kritik am Regierungspräsidium

Trotz dieser Vorgeschichte plädierten die Fraktionen unisono für den Verbleib am Standort Hohenheim, zumal auch die Verantwortlichen der Schule selbst einen Umzug in die City nicht für wünschenswert erachten. Die Grünen sähen angesichts der Synergieeffekte beider Schulen und der Universität Hohenheim keine zwingenden Gründe für eine Verlagerung in die Innenstadt, so ihr Fraktionschef Peter Pätzold.

Auch Iris Ripsam (CDU) betonte, ihre Fraktion wolle am bisherigen Standort festhalten. Sie kritisierte ebenso wie Monika Wüst (SPD) die Einschätzung des Regierungspräsidiums Stuttgart; die Behörde hatte unter den obwaltenden Bedingungen und angesichts sinkender Schülerprognosen die Integration der landwirtschaftlichen Schule in eine andere berufliche Schule befürwortet. Freie Wähler, FDP und SÖS/Linke schlossen sich dem Votum an.

Für Überraschung sorgte SPD-Stadträtin Wüst. Sie sei von ihrem Parteifreund, Finanzstaatssekretär Ingo Rust, autorisiert, auszurichten, dass das Land weiter zu Gesprächen über eine Kooperation bereit sei. Ihre Fraktion habe die Hoffnung auf einen gemeinsamen Schulneubau nicht aufgegeben. Die Schulbürgermeisterin reagierte angesichts der bisher unmissverständlich ablehnenden Haltung des Landes lakonisch: „Das wird den OB sicher freuen.“