Am Samstagabend haben Tausende von Besuchern die Lange Ost-Nacht gefeiert. Zum Programm des Straßenfestes, das eines der größten in der Stadt ist, gehören Musik, Tanz, Theater, Sport und Show. Und natürlich Hocketsen vom Schmalzmarkt bis zum Ostendplatz.

„Ich bin gleich da“, ruft Colyn Heinze in sein Handy, dann sprintet er auch schon los. Die Frau, die das Straßentheater für Kinder macht, braucht noch ein paar letzte Instruktionen. Heinze macht ein Freiwilliges Soziales Jahr für Politik und Verwaltung bei der Stadt Stuttgart. Neben der Jugendarbeit gehört auch die Organisation der Langen Ost-Nacht zu seinen Aufgaben. Seit Oktober vergangenen Jahres hat er deshalb geplant, organisiert und vor allem eins gemacht: telefoniert.

 

Schon die 14. Auflage des Straßenfestes

Bereits zum 14. Mal findet das größte Straßenfest des Stuttgarter Ostens statt. Auf fünf Bühnen und an zahlreichen Ständen wird den Besuchern eine bunte Mischung aus Musik, Tanz, Theater und Aktionen zum Mitmachen geboten. Rund 90 Akteure haben in diesem Jahr ihr Kommen angekündigt. Und wer will, kann seinen Gaumen mit einer der internationalen Köstlichkeiten von türkischen Köfte über schwäbische Flammkuchen bis hin zu kubanischen Cocktails verwöhnen. „Das Straßenfest ist eben so bunt wie das Viertel“, sagt Heinze.

Trotz des relativ kühlen Wetters füllen die Straßen sich schon am frühen Abend. Knapp 10 000 Besucher erwarte man, erzählt Heinze. Das Wetter bereite ihm keine Sorgen: „Pünktlich um 18 Uhr hat der Wind aufgehört und trotz Unwetterwarnung ist die Sonne rausgekommen.“ Beim Kindertheater ist alles bestens: Die Mimin fährt bereits singend und Gitarre spielend auf ihrem Einrad umher und es hat sich eine Menschentraube gebildet. Also sieht Heinze noch schnell bei den Sanitätern und der Jugendbühne im Hof der Gablenberger Grund- und Werkrealschule nach dem Rechten. Sieben Einsatzkräfte und ein Rettungswagen sind vor Ort, um im Notfall helfen zu können. „Glücklicherweise ist das meist ein sehr ruhiger Job“, erzählt Tobias Bosch vom DRK Stuttgart-Ost. Außer „Pfläschterle verteilen“ und ein wenig „Über-den-Durscht-Getrinke“ sei hier nicht viel los.

Plötzlich hat eine Bühne gefehlt

Nicht ganz so reibungslos sei der Aufbau der Jugendbühne verlaufen, auf der am Abend Nachwuchsacts und gestandene Hip Hop-Artists auftreten, erzählt Heinze. „Die standen heute Morgen auf einmal ohne Bühne da, weil es ein Missverständnis unter den Veranstaltern gegeben hatte.“ Am Samstag noch schnell eine Bühne zu organisieren, das sei eine Herausforderung. Aber er bleibt gelassen: „Man muss flexibel sein und wir haben dann ja noch eine Bühne herbekommen.“ Kleine Pannen gehörten eben dazu.

Nach einem Abstecher zur Bühne des Kulturwerks, auf der Tanz, Kleinkunst und Musik geboten werden, geht es zu Fuß zum Ostendplatz. Vor der Bühne auf dem Ostheimer Marktplatz läuft gerade eine Kampfsport-Vorführung. Die lokalen Sportvereine nutzen das Fest, um auf ihr Angebot aufmerksam zu machen – teils mit Shows, teils mit Ständen, an denen die Kinder selbst aktiv werden können. Ein Handballtor gibt es, auf das geworfen werden kann, und eine Matte, auf der die Kleinen Taekwondo ausprobieren können.

Geheimtipp: Hocketse im Gewächshaus

Auf dem Rückweg zum Schmalzmarkt muss Heinze unzählige Hände schütteln, hier „Hallo“ sagen, dort „Guten Abend“. Unter den Besuchern, die Heinze persönlich begrüßt, ist auch der ehemalige Bezirksvorsteher von Stuttgart-Ost und jetzige Sprecher der SPD-Gemeinderatsfraktion, Martin Körner, der selbst mit seiner Familie in Gablenberg wohnt. Er sei Stammgast der Langen Ost-Nacht, erzählt Körner. „Als Stadtrat ist es wichtig, den Kontakt zu den Bürgern zu halten.“ Einmal die Gablenberger Hauptstraße hinunterflanieren, zum Ostendplatz und dann zurück – nach ein paar Stunden sei er bestens informiert. Sein Geheimtipp: Die Hocketse des Wein- und Obstbauvereins Gablenberg im Hof und im Gewächshaus der Gärtnerei Krämer.

Das sei das Spannende an seinem Job, sagt Heinze. Dass man viele Leute kennen lerne. „Außerdem ist es toll, einen Einblick in ein Gebiet zu bekommen, in das man sonst nicht so einfach hineinkommt“, ergänzt er. Auch in Zukunft will er in der öffentlichen Verwaltung tätig sein, im September beginnt sein duales Studium bei der Stadt Stuttgart.

Die Bierbänke vor den Getränkeständen auf dem und rund um den Gablenberger Schmalzmarkt sind inzwischen voll besetzt, es wird geredet, getrunken und gelacht. Und so langsam kann auch Colyn Heinze sich entspannen. „Es ist toll, zu sehen, dass alles klappt, worauf man fast ein Jahr lang hingearbeitet hat“, sagt er. Dann muss er aber doch noch mal dringend los, irgendwo irgendwas schnell noch organisieren – sein Arbeitstag wird erst in den frühen Morgenstunden enden. Die Musik macht um 23 Uhr Schluss, gefeiert wird aber noch bis tiefer in die Nacht – bis um zwei Uhr morgens dann die Straßenkehrmaschine auch noch die letzten Überreste vom Fest hinausfegt.