Daimler will die Nummer eins bleiben und mehr Gewinn machen. In Deutschland kostet das 800 Jobs in der Lkw-Sparte, weitere Stellen werden in den USA gestrichen.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern will überraschend trotz der insgesamt noch gut laufenden Konjunktur in der Lastwagensparte Arbeitsplätze abbauen. Nach Angaben eines Sprechers sollen hier 2100 Jobs wegfallen. Davon werden auf die USA 1300 und auf Deutschland 800 Arbeitsplätze entfallen. Ein Zeitrahmen für den Abbau wird nicht vorgegeben. Die Sparte, intern Daimler Trucks genannt, hatte per 30. September vergangenen Jahres gut 81 000 Beschäftigte.

 

Der Personalabbau soll ohne Entlassungen vollzogen werden. In den Vereinigten Staaten reagiert Daimler auf die aktuelle Kaufzurückhaltung der Spediteure, die der Konzern mit konjunkturellen Unsicherheiten erklärt. So werden die Mitarbeiter freigestellt, erhalten aber weiter Geld für ihre Sozialabgaben und sollen zurückgeholt werden, wenn sich die Lage bessert, erläuterte Daimler-Vorstandsmitglied An-dreas Renschler, zuständig für Nutzfahrzeuge, dem „Handelsblatt“. In Deutschland geht es nach Angaben eines Sprechers hingegen darum, einen Personalüberhang abzubauen, der durch den Abschluss der Erneuerung der Fahrzeugpalette entstanden ist. Das Zugpferd der Sparte, der Schwerlaster Actros, wurde vor einem Jahr erneuert. Vor wenigen Tagen ging die Präsentation eines neuen Baustellenlasters über die Bühne, im März folgt der leichte Lastwagen Atego und im April dann noch ein neuer Unimog. Parallel dazu hat Daimler die Umrüstung der Motoren auf die neue Euro-6-Norm abgeschlossen.

Von den Mitarbeitern in diesen Projekten, die also nicht in der Produktion tätig sind, will sich der Konzern nun durch Zahlung von Abfindungen trennen. Betroffen sind alle Standorte der Sparte Lastwagen, also die Zentrale in Stuttgart-Untertürkheim und die Werke Mannheim, Gaggenau, Wörth und Kassel. Spekulationen über einen bevorstehenden Personalabbau in Untertürkheim kursieren seit Monaten. Bisher hatte das Unternehmen entsprechende Pläne immer dementiert.

Renditeziel wurde im Herbst kassiert

„Auch dieses Jahr wollen wir wachsen, insbesondere im zweiten Halbjahr“, hatte Renschler erst zu Wochenbeginn gesagt. Dafür gebe es gute Chancen, wenn die europäische Schuldenkrise oder staatliche Regulierungsmaßnahmen die Nachfrage „nicht noch stärker belasten als bislang“. Konkrete Absatzziele nannte der Nutzfahrzeug-Chef nicht. Wie zu hören ist, wäre Daimler froh, wenn das Gesamtjahr mit einem leichten Plus enden würde. Bisher ist noch nicht klar, wie viele Lastwagen der Konzern im vorigen Jahr verkauft hat. In den ersten elf Monaten 2012 ist der Absatz um 15 Prozent auf 371 400 verkaufte Lastwagen gestiegen. Die Produktion an den Standorten sei auf Grund der guten Auftragslage bis ins erste Quartal 2013 hinein ausgelastet, hieß es Ende Dezember.

Weniger erfreulich war im vorigen Jahr die Ertragsentwicklung. Der operative Gewinn ging im dritten Quartal auf 507 (Vorjahr: 555) Millionen Euro zurück. Nach neun Monaten stand ein Gewinn von 1,4 (1,5) Milliarden Euro zu Buche. Über das Gesamtjahr wird Daimler bei der Bilanzpressekonferenz am 7. Februar berichten.

Daimler will im Lastwagengeschäft eigentlich eine Umsatzrendite von acht Prozent erreichen, hat dieses Ziel aber im Herbst kassiert. Der Gewinn im dritten Quartal 2012 entsprach einer Umsatzrendite von 6,3 Prozent. Renschler macht die Profitabilität nun zur Chefsache. „Das ist unser wichtigstes Thema“, sagte der Daimler-Vorstand dem „Handelsblatt“. Im vorigen Jahr wurde bereits ein Sparprogramm namens „Daimler Trucks Number One“ aufgelegt, das bis 2014 etwa 1,6 Milliarden Euro Kostensenkungen bringen soll.

Daimler will seine weltweit führende Position auf dem Lastwagenmarkt verteidigen. Am Wochenende hatte der schwedische Konkurrent Volvo angekündigt, mit einer Beteiligung an einem chinesischen Hersteller zur Nummer eins aufsteigen zu wollen. Auch der Volkswagen-Konzern nimmt mit MAN, Scania und VW die Führungsposition ins Visier.