Beim 24-Stunden-Benefizlauf in Uhingen wird alles der guten Sache untergeordnet. Die Akteure quälen sich, das Uditorium dient als Schlafsaal und als Massagepraxis. 18 000 Euro sind dieses Mal zusammengekommen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Uhingen - Draußen auf dem großen Parkplatz tanzt der Bär. Doch die Rocksongs der Coverband Crimestop dringen nur gedämpft in den kleinen Saal des Uhinger Uditoriums. Das ist auch gut so. Denn dort, wo sonst Sitzungen stattfinden und Vorträge gehalten werden, wird in dieser Nacht geschlafen. Nun ja, geruht ist vermutlich der bessere Ausdruck für das, was auf den Feldbetten, den Isomatten, und den Luftmatratzen geschieht.

 

Es ist kurz nach elf. Das Massenlager ist spärlich besucht. Viel ändern wird sich daran aber nicht, denn die Mitglieder der Teams, die beim 24-Stunden-Lauf starten, müssen immer wieder raus aus der Koje. Manche haben einen getakteten Schlafplan, manche machen durch und versuchen sich die Anstrengungen aus dem Körper kneten zu lassen. Der große Saal, ein Stockwerk tiefer, ist Umkleidekabine, Mensa, Aufenthaltsraum und Massagepraxis in einem.

Jeder Kilometer bringt Bares

Roland Schnurr vom gastgebenden Sparda Team Rechberghausen lässt sich gerade seine Oberschenkel bearbeiten – für die nächsten Runden auf dem 632 Meter langen Kurs. 17-mal ist er schon gekreiselt. Etwa viermal so viel hat er sich vorgenommen. „Wenn man so will, geht es direkt von der Luma wieder raus auf die Strecke“, sagt er. Jeder Kilometer bringt Bares für einen guten Zweck. Seit 20 Jahren sponsert die Sparda-Bank Baden-Württemberg das Spektakel. Bei 16 Mannschaften mit je zehn Startern und 2,50 Euro pro 1000 Meter kommt da ganz schön was zusammen.

Der Benefiz-Gedanke steht klar im Vordergrund, sorgt für die notwendige Motivation, sich den Qualen zu stellen. Doch da ist noch etwas, wie Yannick Bolesch vom Team Getting tough betont: „Das Gefühl am Sonntagmittag, es nach womöglich 75 Runden geschafft zu haben, ist nur geil.“ Im Moment dominiert bei dem Athleten allerdings das Zwicken in der rechten Wade. „Unsere beiden Physios haben kurzfristig abgesagt“, erklärt sein Kollege Felix Baiker. Da müsse man sich jetzt eben selber helfen, ergänzt er. Das scheint bis jetzt ganz gut zu gelingen. Getting tough, eine bunt gemischte Truppe um den Schauspieler Markus Ertelt, liegt mitten in der Nacht vorne, zusammen mit dem Team der Landespolizei, einem weiteren Mitfavoriten auf die längste zurückgelegte Distanz.

Ehrenrunde mit dem Schultes

Nadja Mangold gehört der Laufstaffel der Ordnungshüter zum ersten Mal an. „Ich wollte das schon immer mal machen“, sagt die Heiningerin. In diesem Jahr fühle sie sich fit genug für die Strapazen. „Und bis jetzt geht’s auch“, fügt sie hinzu. Wohlwissend, dass die härteste Phase noch bevor steht. „Der frühe Morgen, wenn es dunkel ist und nur einige wenige Leute an der Strecke stehen und anfeuern, ist für jeden Akteur heftig“, betont Rolf Bayha, der Hauptorganisator des Rennens. Dann tue jeder einzelne Meter weh. „Vor allem, wenn es dir eh schon nicht mehr so gut geht.“

Davon ist am Sonntag kurz nach 16 Uhr jedoch nichts mehr zu sehen. Gemeinsam legen die Teams eine Ehrenrunde zurück, angeführt von Bürgermeister Matthias Wittlinger, der seinen Sohnemann im Leiterwagen hinter sich herzieht. Die Polizei hat das Rennen gemacht und ihren Titel verteidigt. 421, 54 Kilometer haben sie abgespult, 40 Kilometer weniger zwar als beim Streckenrekord vor drei Jahren, „aber dennoch eine Top-Leistung“, wie Bayha findet. Es habe Jahre gegeben, da brachte es keine Mannschaft auf 400 Kilometer, erinnert er sich. Dieses Mal knacken auch Getting Tough (409, 54 km) und das Sparda Team (401,32 km) die Schallmauer. Insgesamt werden 13 377 Euro zusammengelaufen – und die Sparda stockt den Betrag gleich mal auf satte 18 000 Euro auf.