Unerschöpflicher Energiefluss: das Konzert von Laura Jurd und ihrer Band Dinosaur am Montag im Bix war eine kleine Sensation.

Stuttgart - Der Energiefluss von der Bühne scheint unerschöpflich: Die britische Trompeterin Laura Jurd und ihre Band Dinosaur setzen am Montag den Jazzclub Bix unter Strom. Wenn die junge Frau ihr Instrument ansetzt, halten alle den Atem an – lange hat niemand mehr mit so einem Strahlen, so einer Musikalität Jazztrompete gespielt wie diese schmale Mittzwanzigerin.

 

Permanent hat sie das Horn im Anschlag. Mit blitzendem Ton erzählt sie Geschichten, die auf verschlungenen Pfaden zum Ziel führen, und liest am Wegesrand kleine Melodieperlen auf. Eigentlich befindet Jurd sich in einem Dauersolo, von dem man sich wünscht, es würde niemals enden. Ihre Kompositionen tragen eine ganz eigene Handschrift. Nie werden da Jazz-Phrasen gedroschen, überall lauern Überraschungen. Das Quartett agiert wie ein Organismus, ansatzlos navigiert es durch wahnwitzigste Wendungen. Mal versinkt es ins Chaos, um gleich wieder aufzutauchen, mal fällt es am Schluss einfach in Zeitlupe aus einem Song heraus. Dabei geht der Groove nie verloren, ein geradezu hypnotischer Sog lässt die Zuhörer keine Sekunde vom Haken. Entgrenzt erscheint diese Musik und zugleich wie ein alter, stets willkommener Freund. Auch Funken britischer Ironie blitzen darin auf, Jurds Kompositionen sind gewitzt wie Sketche von Monty Python.

Jazz hat eine Zukunft

Der Keyboarder Elliott Gavin spielt halsbrecherische Skalen und verbiegt elektronisch erzeugte Klänge nach Belieben, lässt sie fiepen, schnarren, keuchen und jubilieren – das ist auch eine Hommage an Klangpioniere wie Wolfgang Dauner. Der Bassist Conor Chaplin zupft unbeirrbar unmögliche Bassfiguren, der beherzt dreinschlagende Drummer Corrie Dick veranstaltet auch mal ein Sidestick-Inferno oder imitiert mit den Händen auf den Fellen Katzengespräche. Der Jazz hat eine Zukunft, und zwar eine große, das steht nach dem Auftritt dieser vier hochbegabten Briten fest. Klar scheint indes auch: Das Leben ist ein einziger Übergang.

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