Bei Bosch in Schwieberdingen absolvieren zehn Flüchtlinge ein sechswöchiges Praktikum als Mechatroniker. Es soll eine erste Orientierung in der deutschen Arbeitswelt bieten.

Schwieberdingen - Eine Probe-Vorführung vor der Presse klappt schon mal sehr gut: Einmal angeschaltet, fährt Bomopel, ein kleiner, nackter Roboter mit zwei Rädern, im Raum herum, er erkennt Hindernisse und wechselt die Richtung. „Das war gar nicht so schwer, den zusammenzubauen“, sagt Mamadi Kassama. Der 28-Jährige kommt aus Gambia, er war dort Sozialarbeiter. Sein Kollege Khaleqy Ahmadzaki aus Afghanistan pflichtet ihm bei: „In unserem Land lernen wir sehr theoretisch, hier ist alles viel praktischer“.

 

Sie beide verbindet nicht nur das Interesse an einem technischen Beruf, sondern auch ihr Status: Sie sind Flüchtlinge, die seit dem vergangenen Jahr in Deutschland sind und jetzt auf ihre Anerkennung warten. Seit knapp sechs Wochen lernen sie als Praktikanten bei Bosch in Schwieberdingen, kleine mechantronische Herausforderungen zu meistern. Herausgekommen ist am Ende Bomopel, was im Bosch-Ausbildungsjargon eine Abkürzung ist für „Berufsorientierung mechatronisches offenes Projekt mit erweiterten Lerninhalten“.

Kein eigenes Ausbildungsprogramm für Flüchtlinge

Anders als andere Großkonzerne wie beispielsweise Daimler oder Porsche bietet Bosch kein eigenes Ausbildungsprogramm für Flüchtlinge an. Mit den Praktika will man dennoch einen Beitrag zur Integration der jungen Geflüchteten in den Arbeitsmarkt leisten. An knapp 30 Standorten in Deutschland bietet der Auto-Zulieferer rund 400 zusätzliche Praktikumsstellen an. In Baden-Württemberg läuft das Ganze im Rahmen eines Landesprojekts ab, das kurz Laura heißt: „Landesprogramm Arbeitsmarkt und regionale Integration von Flüchtlingen und Asylsuchenden“. Es wird mit einer Million Euro zwei Jahre lang vom baden-württembergischen Arbeitsministerium gefördert.

Mit dem Laura-Praktikum sollen die Flüchtlinge fit gemacht werden für den deutschen Arbeitsmarkt: in Sachen Arbeitskultur, Sprache und PC-Anwendungen. Und es dient ihnen natürlich vor allem als Berufsorientierung. „Viele Flüchtlinge haben nach der Schule auf dem Bau oder im Betrieb der Eltern gearbeitet. Sie haben gar keine Vorstellung davon, was sie werden wollen“, sagt Manfred Kazenmaier, der das Projekt von Seiten der Beruflichen Bildung BBQ in Ludwigsburg betreut. In den sechs Wochen bei Bosch gibt es neben dem Mechatronik-Projekt auch Deutsch- und Computerkurse. Zuvor wurden die Teilnehmer, die über die Arbeitsagenturen, Jobcenter oder über Ehrenamtliche zu dem Projekt kamen, bei einem vierwöchigen Seminar der BBQ auf das Praktikum vorbereitet.

Bei der Bewerbung als Azubi gibt es keine Bevorzugung

Sind die Praktikanten die Azubis von morgen? „Die meisten werden nach dem Praktikum wohl noch eine Runde brauchen“, sagt Kazenmaier in Anbetracht des Sprachniveaus und meint weitere Deutschkurse oder Einstiegsqualifizierungsmaßnahmen. Robert Köhler, technischer Ausbilder in Schwieberdingen: „Generell hat jeder die Option, sich um eine Ausbildung hier zu bewerben. Er durchläuft dann aber die gleichen Filter wie jeder andere auch.“

In Schwieberdingen ging am Wochenende die zweite Praktikumsrunde für weitere zehn Flüchtlinge zu Ende. Sie mussten eine Abschlusspräsentation vor der Werksleitung halten. „An den Tagen davor sah man sie gebetsmühlenartig ihre Texte aufsagen“, erzählt Robert Köhler. Nachdem Ahmadzaki und Kassama den Bomopel-Roboter vorgeführt haben, müssen sie auch schon wieder weg: Mittagspause, dann Deutschkurs. Sie verabschieden sich brav mit einem „Mahlzeit“ – ein kleines Beispiel geglückter Integration in ortsübliche Gepflogenheiten.