Die Angehörigen der Vermissten hoffen immer noch auf ein Wunder. Doch aus dem verschütteten Hotel in Italien kommen nur weitere schlechte Nachrichten.

Rom - Aus den Trümmern des verschütteten Hotels in Italiens haben die Rettungskräfte sechs Tage nach dem Lawinenunglück in Mittelitalien nur noch Leichen geborgen. Wie die Behörden mitteilten, stieg die Zahl der Todesopfer am Dienstag auf 17. Demnach wurden zwölf Menschen noch vermisst. Ungeachtet der schwindenden Hoffnung, noch Überlebende zu finden, setzten die erschöpften Einsatzkräfte ihre Suche fort.

 

Zuletzt waren am Freitag insgesamt neun Überlebende geortet und sukzessive geborgen worden, danach gab es zunächst keine positiven Nachrichten mehr. Am Montag weckte dann jedoch der Fund lebender Hundewelpen bei den Rettungsteams die Hoffnung, dass auch noch Menschen am Leben sein könnten. In der Nacht zum Dienstag und im Laufe des Tages entdeckten die Einsatzkräfte jedoch weitere Leichen.

Dennoch gaben die Rettungskräfte nicht auf: „Wir hören nicht auf zu suchen, bis wir nicht die Gewissheit haben, dass niemand mehr da (unter den Trümmern) ist“, sagte Luigi d’Angelo vom Zivilschutz. „Wir graben noch im Herzen des Gebäudes, in dem Bereich zwischen der Küche, der Bar und der Eingangshalle. Wir machen weiter, bis wir alle gefunden haben.“

Helfer bahnen sich Weg mit bloßen Händen

Die Suche ging äußerst langsam voran. Die Helfer bahnten sich teilweise mit bloßen Händen einen Weg, um den Einsturz von Gebäudeteilen im Inneren des Hotels zu vermeiden. Nach derzeitigem Stand haben elf Menschen das durch ein Erdbeben ausgelöste Lawinenunglück überlebt - darunter zwei Männer, die sich vor dem Hotel aufhielten, als die Schneemassen das Gebäude am vergangenen Mittwoch unter sich begruben.

In Farindola, einige Kilometer vom Hotel entfernt, wurde am Dienstagvormittag eines der Opfer beerdigt. Die Leiche des 42-jährigen Oberkellners Alessandro Giancaterino war eine der ersten, die aus den Trümmern geborgen wurde. Am Nachmittag wurde der 31-jährige Kellner Gabriele D’Angelo im nahe gelegenen Penne beigesetzt. Giancaterino war der Bruder des früheren Ortsbürgermeisters Massimiliano Giancaterino, dem vorgeworfen worden war, vor zehn Jahren Bestechungsgelder für die Genehmigung der Renovierung des betroffenen Hotels angenommen zu haben.

Verdacht auf fahrlässige Tötung

Unterdessen gingen die von der Staatsanwaltschaft in Pescara am vergangenen Donnerstag eingeleiteten Ermittlungen wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung weiter.

Das auf 1200 Metern Höhe gelegene Hotel „Rigopiano“ wurde 1972 an der Stelle einer einfachen Schutzhütte im Naturschutzgebiet des Gran-Sasso-Massivs in den Abruzzen eröffnet und vor zehn Jahren zu einem Vier-Sterne-Haus mit beheiztem Außenpool und Sauna ausgebaut. Ermittler waren längere Zeit dem Verdacht nachgegangen, dass Gemeindevertreter bestochen wurden, um den Ausbau des Hotels zu ermöglichen. Im vergangenen November wurden die Ermittlungen eingestellt.

Die örtlichen Behörden werden zudem kritisiert, weil sie offenbar nach dem Erdbeben nicht dafür sorgten, dass die Straße zum Hotel vom Schnee geräumt wurde. Dadurch konnten die Gäste das Hotel nicht rechtzeitig verlassen.

Unweit des verschütteten Hotels ereignete sich am Dienstag ein weiteres Unglück: Ein Rettungshubschrauber stürzte nach Polizeiangaben ab, während er zur Bergung eines verletzten Skifahrers im Einsatz war. Alle sechs Insassen, darunter der Verletzte, kamen ums Leben. Nach Angaben der Polizei war der Helikopter aus einer Höhe von 600 Metern in eine Felsspalte gestürzt. Rettungskräfte entdeckten das Wrack und fanden in der Nähe die sechs Leichen