Der LBBW-Vorstand Ingo Mandt gerät wider Willen ins Rampenlicht: er wird zum Zeugen bei den Ermittlungen gegen den früheren Chef der Bankenaufsicht, Jochen Sanio. Der Verdacht gegen Sanio: versuchte Erpressung.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Vier Jahre sitzt Ingo Mandt nun schon im Vorstand der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), aber einer breiteren Öffentlichkeit ist er immer noch kaum bekannt. Auftritte des 50-Jährigen in Stuttgart sind rar, im gesellschaftlichen Leben der Landeshauptstadt spielt er keine Rolle - ganz anders als an seinem Wohnort Frankfurt. Dort gehört er zur Spitze des „hessischen Kreises”, eines hochkarätig besetzen Zirkels von Meinungsbildnern, der regelmäßig zu Diskussionsabenden mit Spitzenvertretern von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft lädt. Ob Kohl, Schröder oder Merkel: sogar die Kanzler waren in der Runde schon zu Gast.

 

Bei der LBBW und ihren Trägern hat sich Mandt hingegen einen guten Ruf erarbeitet. Voll des Lobes ist man dort für den Betriebswirt, als dessen Entdecker der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider gilt. Ein echter „Glücksgriff“ sei der zunächst fürs Risikomanagement und jetzt für Finanzen zuständige Vorstand. Der Bankchef Hans-Jörg Vetter halte große Stücke auf ihn, von seinem internationalen Netzwerk profitiere das Institut enorm - zuletzt beim Abbau von Altlasten. Dass die LBBW jüngst ein Portfolio von Risikopapieren im Nennwert von 4,7 Milliarden Euro auf einen Schlag abstoßen konnte, gilt als sein Erfolg.

Ein beispielloser Verdacht

Nun aber gerät Mandt wider Willen ins Rampenlicht - als zentraler Zeuge in einem bundesweit beispiellosen Ermittlungsverfahren. Seit einigen Wochen hat die Staatsanwaltschaft Köln den langjährigen Präsidenten der Finanzaufsichtsbehörde Bafin, Jochen Sanio, im Visier. Beihilfe zur Untreue und versuchte Erpressung lautet ihr Anfangsverdacht, den der 67-jährige Pensionär vehement bestreiten lässt. Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik musste sich ein Bankenaufseher eines solchen Vorwurfs erwehren. Adressat des angeblichen Erpressungsversuchs vom Sommer 2009 soll Ingo Mandt gewesen sein, damals Finanz- und Risikovorstand der Frankfurter BHF-Bank. Seine Aussagen und, mehr noch, die von ihm vorgelegten Dokumente scheinen die Staatsanwälte in ihrem Verdacht bestärkt zu haben; offizielle Auskünfte dazu gibt es freilich nicht.

Es geht um eine Rettungsaktion für das Mutterinstitut der BHF, die einstige Privatbank Sal. Oppenheim in Köln. Durch das Engagement beim Handelskonzern Arcandor war das traditionsreiche Institut mitten in der Finanzkrise schwer in Bedrängnis geraten: es brauchte dringend einen 100-Millionen-Euro-Kredit zur Sicherstellung der Liquidität. Gewähren sollte diesen die besser situierte Frankfurter Tochter, deren Vorstandschef zuleich Sprecher der Gesellschafter von Sal Oppenheim war. Das Geld floss tatsächlich , doch das 200 Jahre alte Bankhaus verlor gleichwohl seine Unabhängigkeit: es wurde von der Deutschen Bank übernommen und später an den Investor RHJI verkauft.